München. Die Bundesregierung sieht in ihrem Treuhandmodell für Opel den letzten Ausweg vor einer Insolvenz des angeschlagenen Autobauers. Jetzt droht das Modell nach einem Medienbericht am Widerstand der Konzernmutter General Motors (GM) und der US-Regierung zu scheitern.
Das Treuhandmodell der Bundesregierung für Opel könnte nach einem «Focus"-Bericht am Widerstand der Konzernmutter General Motors (GM) und der US-Regierung scheitern. GM-Chef Fritz Henderson trete die Eigentumsrechte an Opel nicht ab, berichtete das Magazin am Wochenende vorab. Der Autozulieferer Magna, der Interesse an Opel gezeigt hat, will bei einer Opel-Übernahme offenbar auch Autos für andere Hersteller bauen.
Henderson habe sich in Verhandlungen mit deutschen Regierungsvertretern geweigert, ein Papier zum Abtreten der Eigentumsrechte zu unterschreiben, berichtete der «Focus» unter Berufung auf deutsche Regierungskreise. Dabei erhalte der Konzern Unterstützung von der Regierung in Washington.
Guttenberg: "Spielraum für Verhandlungen"
Das Treuhandmodell der Bundesregierung soll Opel Falle einer Insolvenz von GM zwischenzeitlich finanziell über Wasser halten. Dadurch könne GM und Opel-Interessenten wie Fiat oder Magna nötigenfalls «weiterer Spielraum» für Verhandlungen gegeben werden, hatte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag in Berlin gesagt.
Am Wochenende machte Guttenberg allerdings erneut deutlich, dass für Opel auch eine Insolvenz in Frage kommt. Sollten GM und die US-Regierung auf das Treuhand-Modell nicht eingehen «oder sich die Investorenmodelle als nicht tragfähig erweisen, müssen wir weiterhin über die Option einer geordneten Insolvenz nachdenken», sagte der Minister der «Welt am Sonntag». Guttenberg betonte zugleich, das Treuhand-Modell stelle keine Verstaatlichung dar: «Wir sprechen hier ausdrücklich von einer nicht staatliche geführten Treuhand. Eine Staatsbeteiligung - in welcher Form auch immer - ist für mich kein vorstellbares Modell.»
Struck: Mangelndes Engagement
SPD-Fraktionschef Peter Struck warf Guttenberg mangelndes Engagement bei der Rettung von Opel vor. «Ich erwarte vom Bundeswirtschaftsminister, dass er an die Opel-Rettung beherzter rangeht als bisher. Er muss allen Beteiligten mehr Druck machen», sagte Struck der «Bild am Sonntag».
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger kritisierte das Treuhänder-Modell Guttenbergs: «Die Landesbanken dabei einzuspannen, würde bedeuten, ihnen weitere problembehaftete Kredite überzuhelfen», sagte der Ökonom der «Berliner Zeitung» von Samstag. Staatshilfen sollte Opel nach Ansicht Bofingers zudem erst nach einer Insolvenz erhalten: «Das wäre hart, aber eine saubere Lösung».
Unterdessen wurden Details des Übernahmeplans des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna bekannt. Dieser wolle im Falle einer Übernahme von Opel auch Autos für andere Hersteller bauen, berichtete die «Automobilwoche». «Die Idee bei Magna ist, eine offene Plattform für eine Vielzahl von Autoherstellern zu schaffen», sagte ein Vertrauter von Magna-Chef Siegfried Wolf der Branchenzeitung. PSA Peugeot Citroën und Ford haben dem Bericht zufolge bereits Interesse an einer Beteiligung an dieser Plattform geäußert.
Magna ginge mit diesem Konzept einen völlig anderen Weg als der italienische Autobauer Fiat, der gemeinsam mit Opel und dem US-Konzern Chrysler einen neuen Weltkonzern schmieden möchte. Laut «Automobilwoche» soll bei Fiat die Marke Lancia zugunsten von Opel wegfallen. Saab solle mit Chrysler verschmolzen werden und sportlich ausgerichtete Modelle und Cabrios bauen, AlfaRomeo könnte demnach durch Opel-Technik profitieren und ein großes Modell auf der Epsilon-Plattform des Opel Insignia bekommen.
Am Fiat-Sitz in Turin protestierten am Samstag tausende Beschäftigte des Autobauers gegen drohende Werkssschließungen im Fall einer Opel-Übernahme. Sie forderten neben Job-Garantien unverzügliche Verhandlungen mit Fiat-Chef Sergio Marchionne. «Wir sind besorgt. Marchionne fädelt im Ausland Bündnisse ein, die für Doppelungen sorgen und damit auch für Schließungen von Werken in Italien», sagte ein Arbeiter. (afp)