Köln/Hagen. . Technische Probleme verärgern Unitymedia-Kunden. 95 Prozent aller Programme haben einen neuen Sendeplatz, die Umstellung klappt nicht überall.

Eigentlich sollte eine bessere Ton- und Bildqualität sowie eine größere Programmvielfalt Kunden des Anbieters Unitymedia begeistern. Stattdessen gucken sie buchstäblich in die Röhre. Die Neuordnung der Sendeplätze im Kabelnetz bei Unitymedia läuft weiterhin nicht fehlerfrei. Auch gestern berichteten zahlreiche Kunden des Kabelnetzbetreibers in sozialen Netzwerken von erheblichen Problemen.

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Nach der Umstellung stellen einige Kunden beim Sendersuchlauf fest, dass mehrere Privatsender verschlüsselt dargestellt werden. Andere Sender erscheinen erst gar nicht mehr erst in der Liste. „Das Fehlerbild tritt bei Anschlüssen von Kunden auf, die das TV-Signal über unzureichend abgeschirmte Hausverteilanlagen und Endgeräte empfangen“, schreibt der Betreiber auf seinem Internetauftritt.

Lange Wartezeiten

Der Lösungsvorschlag seitens des Unternehmens: Nach einem erfolglosen Sendersuchlauf einen Werkreset am Gerät durchführen und sich dann bei der Hotline melden. Dort warten dann erhebliche Wartezeiten. Tanja Thomas aus Siegen ist empört: „Das ist das allerletzte. Gestern gingen noch die öffentlich-rechtlichen Sender, jetzt gar nichts mehr. Und dann wartet die reinste Service-Wüste auf die Kunden. Nach 45 Minuten in der Warteschleife habe ich aufgelegt.“ Zum Ortstarif entstehen für die Anrufer so noch zusätzliche Kosten.

Auch die Redaktion hat den Versuch gestartet und sich in die Warteschleife begeben. Nach 25 Minuten sprachen wir mit einem Kundenberater, der sagte, dass an dem Problem gearbeitet werde. Gleichzeitig gab er an, dass das Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen nutzlos sei, da das Problem ganz woanders läge. Ob es am heutigen Tag schon gelöst wird oder erst morgen, konnte er uns nicht sagen.

Unitymedia in der Kritik

Unitymedia nannte gegenüber der WESTFALENPOST keine Zahlen, wie viele Kunden das Problem betrifft. Der Konzern zählt in den Verbreitungsgebieten NRW, Baden-Württemberg und Hessen insgesamt 6,4 Millionen Kunden. In den beiden letztgenannten Bundesländern findet die Umstellung am 5. beziehungsweise 12. September statt.

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Der Kabelnetzbetreiber machte schon häufiger negative Schlagzeilen. Anfang des Jahres warnten Verbraucherzentralen in Nordrhein-Westfalen vor vermeintlichen Unitymedia-Mitarbeitern, die Kunden neue Verträge aufdrängen wollten.

Hintergrund dazu war, dass der Kommunikationsanbieter Ende Juni das Fernsehprogramm von analogem zu digitalem Betrieb umgestellt hatte. Die Fälle häuften sich: An Haustüren setzten vermeintliche Unitymedia-Mitarbeiter Kunden unter Druck, dass ihr Bild bald schwarz bleibe, wenn sie nicht handeln würden. Sie drängten die Menschen zu unnötigen Verträgen. Auf Anfrage teilte das Unternehmen im Januar mit, dass diese „Mitarbeiter“ bei Sub-Unternehmen angestellt seien und sich unlauterer Methoden bedienten.

Verbraucher, die mit einem alten Röhrenfernseher schauen, brauchen eine digitale Empfangsbox (Receiver), um ihr Gerät weiter nutzen zu können.

So ging es auch einem 83-Jährigen Dortmunder. Er wollte sich nur diesen Receiver in einem Unitymedia-Shop besorgen und schloss stattdessen einen Vertrag für Telefonie, Internet und Fernsehen für 29,99 Euro im Monat ab. Der Verkäufer habe den Eindruck vermittelt, dass der Dortmunder den Vertrag brauche, um weiter Fernsehen zu können. Der Rentner nutzte sein Widerrufsrecht.

Fernsehen macht glücklich

Das Fernsehen habe mehrere Funktionen , erklärt der Münchener Psychologe Dr. Stephan Lermer. Er berät Menschen in seinem „Instituts für Persönlichkeit und Kommunikation“.

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„Fernsehserien zeigen ein Leben aus zweiter Hand.“ Wenn jemand in der Klinik liege oder im Alter nicht mehr so agil und fit sei, seien Fernsehserien eine gute Möglichkeit, Dinge aus zweiter Hand zu erleben, die eine Person selbst nicht machen könne.

„Es ist eine spielerische Bereicherung“, sagt Lermer. Auch der Zoo sei eine Kunstwelt wie das Fernsehen, aber beides mache Freude und hebe die Stimmung. Fernsehen könne auch als Ausgleich zu einem stressigen Alltag dienen. „Bei einer Serie können wir uns reinfallen lassen.“ Wenn ein Film zu aufwühlend werde, gebe es immer die Möglichkeit abzuschalten. „Wir können die positiven Aspekte raus ziehen“, erklärt der Psychologe. Fernsehen mache glücklich – solange es nicht übertrieben werde. Es sei also wie bei allem anderen auch, zum Beispiel sei zu viel Sport auch nicht gut.