Hattingen. . Syrische Flüchtlinge fühlen sich von Unitymedia-Vertreter betrogen. WAZ hakt nach. Unternehmen entlässt sie nun „unverzüglich aus dem Vertrag“.
- Unitymedia-Vertreter überredete zwei in Hattingen lebende Syrer zu einem Vertrag
- Doch dessen rechtliche Tragweite verstanden sie gar nicht, wegen der noch vorhandenen Sprachbarriere
- Unitymedia kündigte zwar den Vertrag, wollte aber für zwei Monate Geld. Bis die WAZ sich einschaltete
Von einem Vertreter des Kabelnetzbetreibers Unitymedia betrogen fühlen sich zwei in Hattingen lebende syrische Flüchtlinge. Der Mann habe Mohammad Al Babbili und Mohammad Eid Krouma (beide 19) zu einem Vertrag überredet, dessen rechtliche Tragweite sie wegen ihrer „noch sehr deutlichen Sprachbarriere“ gar nicht verstehen konnten, sagt ihr Mentor Dietrich Spiegel.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Oktober klingelte ein Unitymedia-Vertreter an der Wohnungstür der zwei Syrer. Er habe gesagt, „dass wir einen neuen TV-Vertrag brauchen, weil wir sonst bald kein Fernsehen mehr sehen könnten; und dass das alle im Haus machen“, erinnert sich Al Babbili. 20 Euro im Monat koste sie das, vielleicht zahle aber auch die Hausverwaltung, habe der Mann noch gesagt, dann verließ Al Babbili kurz den Raum. Als er wiederkam, sei der Vertreter verschwunden gewesen – mit der Unterschrift von Mohammad Eid Krouma unter dem Vertrag, ebenso dessen Kontodaten. Der Vertreter habe gesagt, mit seinem Freund – der als Vertragsnehmer aufgeführt ist – sei alles geklärt, so Mohammad Eid Krouma.
Mehr als 100 Euro Kosten für einen Monat
Komisch sei ihnen das schon vorgekommen, sagen die Freunde rückblickend. Doch erst, als ihnen alsbald ein Recorder zugesandt wurde und vom Konto Eid Kroumas erste Beträge abgingen – allein im November über 100 Euro –, ahnten sie die wirkliche Tragweite dieses Vertrags. Und informierten Dietrich Spiegel.
Der ließ sie den Recorder zurückschicken und forderte Unitymedia auf, „den unlauter entstandenen Vertrag sofort zu stornieren“ sowie die „schon eingezogenen Beträge zurückzuerstatten“. Zwar kündigte Unitymedia darauf „im Sinne einer partnerschaftlichen Lösung“ den Vertrag zum 1. Dezember, bestand aber auf seinen Geldforderungen für zwei Monate. Gegebenenfalls schalte man ein Inkassounternehmen ein.
Bis sich jetzt die WAZ einschaltete. „Unitymedia“, teilte Unternehmenssprecher Olaf Winter nun mit, „legt großen Wert auf eine vollständige und verständliche Beratung. Leider sind Fälle wie der von Ihnen beschriebene trotz großer Sorgfalt bei der Auswahl von Vertriebspartnern und umfassender Schulung von Mitarbeitern nie völlig auszuschließen.“ Zwar liege noch keine Stellungnahme des Agenturmitarbeiters vor, doch unabhängig davon werde man die Syrer „unverzüglich aus dem Vertragsverhältnis entlassen und die bereits gezahlten Entgelte zurückerstatten“.