Bochum. Knapp ein Jahr nach dem Aus für das Nokia-Werk in Bochum haben Land, Stadt und der finnische Mobilfunkhersteller ein millionenschweres Wachstumsprogramm unterzeichnet. Das ist bitter nötig: Denn bislang haben nur rund 1000 der ehemals 2300 Nokia-Mitarbeiter einen neuen Job gefunden.
Knapp ein Jahr nach dem Nokia-Aus haben 1300 frühere Mitarbeiter noch keinen neuen Job und ist vom im Juli '08 beschlossenen Programm „Wachstum für Bochum” kein Cent verausgabt. Das soll in der Folgezeit allerdings mit Macht geschehen. Nokia und die Landesregierung unterzeichneten jetzt den Vertrag zum Programm, 30 Projekte (zwei Drittel davon aus Bochum) können mit Förderung aus dem 53-Mio-Euro-Topf rechnen.
Neue Initiativen ins Rennen geschickt
Es sind fast ausnahmslos neue Initiativen, die ins Rennen geschickt werden und von denen sich Stadt, Land und Nokia innerhalb von zehn Jahren einen Arbeitsplatz-Effekt von 3000 Stellen erwarten. Neben der Erschließung von Gewerbegebieten und der Unterstützung von Gründer-Centern sollen die Mittel vor allem in vier Schwerpunkt-Bereiche fließen: Umwelttechnik/Maschinenbau, Informationstechnik, Gesundheitswirtschaft und Qualifizierung. „Heute ist ein schöner Tag”, freute sich OB Ottilie Scholz. Die verausgabte Förderung würde durch Eigenanteile der Projekte auf 74 Mio Euro ausgeweitet.
Eines der größten Einzelprojekte ist das geplante „Zentrum für Energieeffizienz” auf der Lothringen-V-Fläche: Hier wollen sich die Geothermie-Fachleute um Prof. Rolf Bracke und den Remscheider Erdwärme-Anzapfer Vaillant entsprechende Technologien weiterentwickeln. Michael Bültmann, Geschäftsführer der Nokia GmbH, taxiert es auf schließlich 120 Arbeitsplätze. Auf klassische Stärken Bochums setzt man dagegen mit dem „Pumpen-Zentrum”, das an den Maschinenbau-Lehrstuhl der Ruhr-Uni angeflanscht wird.
In die Zukunft zielt ein Ausbildungsgang zur „Elektrofachkraft für Hochvolt-Fahrzeuge”, das mit dem neuerdings vieldiskutierten Thema „Elektro-Auto” korrespondiert. Und ein Sprachcamp „Summer School” soll bei Kindern von Zuwanderern die Defizite in der hiesigen Landessprache abbauen helfen.
Auf dem Gelände tut sich Neues
Über all die Neugründungen soll nicht vergessen werden, mahnten Bültmann und NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben, dass sich ja auch schon auf dem einstigen Nokia-Werksgelände im kleineren Umfang Neues tut: Die Ableger Novero und Sasken bringen es bisher auf rund 350 Nachfolgearbeitsplätze. Weitere Firmen seien interessiert, unterschrieben freilich noch nichts. Die Thelen-Gruppe als neuer Grundstückseigner liebäugelt offenbar mit der Zentrale des Gelsenkirchener Küchentechnikers Küppersbusch, man spricht von mehr als 200 Arbeitsplätzen.
Nicht sehr zufriedenstellend hat sich offenbar die Ansiedlung des 3-D-Scanner-Produzenten Scanbull entwickelt: 150 Mitarbeiter habe man im ersten Rutsch einstellen wollen, hieß es im vergangenen Jahr. Scanbull-Manager Norbert Zimmermann sagte der WAZ, es seien momentan 60 Mitarbeiter. Es würde gern mehr einstellen, „bekomme sie aber nicht”. Dissens soll nach WAZ-Informationen vor allem bei den Zuschüssen herrschen.