Bochum. BP baut Arbeitsplätze ab. In Bochum sollen 250 Mitarbeiter betroffen sein. Mit dem Stellenabbau will das Unternehmen mit Sitz in Bochum und Gelsenkirchen 30 Millionen Euro einsparen - und den Aufbau eines europaweiten Business Service Centers in Ungarn voranbringen.

„Wir werden nicht Nokia kopieren.” Dr. Uwe Franke, Vorstandvorsitzender der Deutschen BP AG, verkündete am Montag, dass das Unternehmen bundesweit 350 Stellen abbauen will; davon mit 250 Jobs die meisten in Bochum. Kurz zuvor war die Belegschaft von den Plänen informiert worden.

Hintergrund ist die Einrichtung eines neuen europaweiten „Business Service Centers” (BSC) in Budapest. Dort sollen die zurzeit in Europa verstreuten 90 verschiedenen Service-Einheiten zusammengefasst werden mit knapp 1000 Mitarbeitern. „Die lokalen Gehälter in Ungarn sind wesentlich billiger. Und die derzeitige Krise hilft uns: mehr qualifizierte Mitarbeiter sind dort arbeitslos geworden.”

Ein schrumpfender Markt, starker Wettbewerbsdruck, hohes Kostenniveau und rückläufiger Absatz seien für BP die Gründe für die Verlagerung nach Budapest. Pro Jahr sollen 30 Millionen Euro eingespart werden.

Arbeit für Großbritannien

In Großbritannien wurde bereits 2008 mit den Vorbeitungen für die Einrichtung eines BSC begonnen. Seit Anfang dieses Monats, so Dr. Franke, sei entschieden, dass das Center in Budapest angesiedelt werde und dort bereits in der zweiten Jahreshälfte seine Arbeit – zunächst nur für Großbritannien – aufnehmen soll. Pro Monat ist vorgesehen, 30 Einstellungen vorzunehmen, bis die geplante Zahl von 1000 Mitarbeitern erreicht ist.

Die Arbeitsplätze - europaweit sind ca. 1400 betroffen - werden ab 2010 abgebaut. An betriebsbedingten Kündigungen kommt Bochum wohl nicht vorbei. Denn andere Hebel wie etwa Frühpensionierungen könnten nicht angesetzt werden: „Wir haben nicht annähernd so viele ältere Mitarbeiter, die dafür in Frage kämen”, so Franke.

Noch arbeiten in Bochum 1300 Leute; von Bochum und Gelsenkirchen aus werden schwerpunktmäßig die Geschäfte für Deutschland geführt.

Betriebsrat lehnt Vorhaben ab

Der Betriebsrat lehnt das Vorhaben des BSC ab; „wir appellieren an das deutsche und globale Top-Management, die Entscheidung zu überdenken”, sagte Michael Flegel, Vorsitzender des europäischen Betriebsrates. Er sieht Risiken in den derzeitigen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen in Ungarn, die das Management von BP vernachlässige und meint damit Kreditverpflichtungen und reduziertes Wachstum.

„Der Personalabbau ist für uns nicht nachvollziehbar.” Bedenken hegt er auch, was die Übertragung des Erfahrungswissens der heutigen an die neuen Mitarbeiter in Budapest betreffe.

Das wäre in der Geschichte des Bochumer Standortes das erste Mal, dass ein Personalabbau nicht mit sozialverträglichen Maßnahmen erreicht werde, so Flegel. Eine unternehmerische Entscheidung ist noch nicht gefallen. Der Betriebsrat erwartet deshalb, dass die Geschäftsleitung eine lokale Alternative berät und bietet an, Kosteneinsparpotentiale mit zu erarbeiten.

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