Bochum. Ein Jahr nach der Schließung des Nokia-Werks in Bochum haben der Handybauer, NRW und Bochum ein Programm unterzeichnet, das Arbeitsplätze schaffen soll. Es soll 3000 der weggefallenen 4000 Stellen in der Region zurückbringen, die der Weggang Nokias nach sich gezogen hatte.

Gut ein Jahr nach Schließung des profitablen Bochumer Werks hält der weltgrößte Handybauer Nokia seinen dadurch entstandenen Imageschaden für überwunden. Daraus resultierten keine Absatzprobleme mehr, erklärte Nokia-Vize-Präsident Kristian Pullola am Montag in Düsseldorf. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage sei „die Markenpräferenz wieder auf dem Stand von früher”.

Auch Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) wirkt nach dem anstrengenden und am Ende verlorenen Kampf um den Erhalt der Handyproduktion in ihrer Stadt wieder mit Nokia versöhnt. Mit Blick auf einen soeben mit dem finnischen Konzern unterzeichneten Vertrag spricht sie von einem „schönen Tag”.

Nach einjährigen Verhandlungen unterschrieben Pullola, Scholz und NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) das gemeinsame Projekt „Wachstum für Bochum”. Es soll bis 2019 rund 3000 der wegen Nokias Rückzug verlorenen etwa 4000 Arbeitsplätze in die Region zurückbringen. Der Zeitraum sei mit zehn Jahren „so lange” gewählt, da eine Reihe ehemaliger Nokia-Mitarbeitern „erst in die Qualifizierung gehen”, sagte Thoben. Etwa 1000 seien inzwischen in neue Jobs vermittelt worden, 1300 befänden sich noch in Transfergesellschaften.

Weitere 20 Millionen Euro vom Land

Nokia stellt für neues Stellen-Wachstum nach dem Kahlschlag 33 Millionen Euro zur Verfügung (zahlbar bis 2010). Das Land beteiligt sich mit weiteren 20 Millionen Euro. Ausgewählt wurden 30 Projekte, die gefördert werden sollen. Wirtschaftsministerin Thoben spricht von einem „Gemischtwarenladen”. So soll sich Bochum in Kooperation mit dem Dortmunder Pumpenhersteller Wilo über Neuansiedlungen zu einem „bundesweit bedeutenden Pumpenzentrum” entwickeln.

Fünf IT-Unternehmen stehen ebenso auf der Nokia-Nachfolgerliste wie vier Medizintechnik-Betriebe. Bochums Industrie- und Handelskammer (IHK) freut sich über die Förderung eines Gründerzentrums auf dem Unigelände. So sollen mehr Studenten zur Selbstständigkeit ermutigt werden.

Acht Projekte sind in den ebenfalls von der Nokia-Schließung betroffenen Städten Herne, Herten, Castrop-Rauxel und dem Kreis Recklinghausen vorgesehen, etwa neue Gewerbeparks. Bochum selbst will mit dem Nokia-Geld neue Kräfte für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Auf einem neuen „Sprachcampus” sollen Grundschüler ihre deutsche Sprache verbessern.