Berlin. Bochums Opel-Betriebsratschef Einenkel hat die Bundesregierung wegen der zähen Verhandlungen über die Zukunft des Autobauers kritisiert. "Ich habe die große Sorge, dass die Bundesregierung die Entscheidung auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt", sagte er.
Bochums Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel hat die Bundesregierung wegen der sich hinziehenden Verhandlungen über die Zukunft des kriselnden Autobauers kritisiert. «Ich habe die große Sorge, dass die Bundesregierung die Entscheidung auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt», sagte Einenkel der «Rheinischen Post». Dann müsse die Regierung keine Rücksicht mehr auf die 25.000 Opel-Arbeitnehmer in Deutschland und die Beschäftigten der Zulieferer nehmen.
«Wir haben große Befürchtungen, dass eine neue Bundesregierung sich für einen Investor mit einem für die Arbeitnehmer schlechteren Konzept oder gar für die Insolvenz entscheidet», fügte Einenkel hinzu. Er kritisierte insbesondere die Bundeskanzlerin: «Merkel ist zu ruhig, sie lässt die Ministerpräsidenten im Kampf um Opel allein.»
asd
Die Bundesregierung vermeldet unterdessen, es gebe Annäherungen im Ringen um die Übernahme. «Es hat einen deutlichen Schritt vorangegeben», sagte Wirtschaftsstaatssekretär Homann Dienstagabend in Berlin. Alle Partner hätten bestätigt, dass sie sich in der Lage sähen, bis Ende der Woche untereinander «klarzukommen». Vertreter der Bundesregierung, der Bundesländer mit Opel-Standorten und Opel-Mutter GM hatten am Abend getrennte Gespräche mit den verbliebenen zwei Bietern geführt.
Allerdings hatte GM-Verhandlungsführer John Smith die Hoffnung auf eine schnelle Lösung zuvor gedämpft: «Wenn Sie mich fragen, ob wir heute einen Bieter aussuchen: Die Antwort ist Nein», sagte er.
Magna und RHJ sind noch im Rennen
Das GM-Management werde die Ergebnisse der Beratungen in Deutschland zunächst nochmals intern prüfen, um dann eine Empfehlung für einen der beiden verbliebenen Bieter abzugeben. Im Rennen sind noch der kanadische Zulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ. Der Verwaltungsrat des US-Konzerns hatte in der Nacht zum Dienstag kein offizielles Votum abgegeben, an wen der deutsche Autobauer verkauft werden soll.
GM will RHJ - Bund will Magna
GM hatte in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass der Vertrag mit RHJ aus seiner Sicht unterschriftsreif ist. Das Angebot des Finanzinvestors habe eine einfachere Struktur und könne leichter umgesetzt werden. Die Pläne von RHJ würden weniger Staatshilfe erfordern und die globalen Allianzen von GM nicht beeinträchtigen.
Dagegen haken die Verhandlungen zwischen GM und Magna an wichtigen Punkten. Das Magna-Angebot sei im Hinblick auf Patentfragen und das GM-Russlandgeschäft nicht umsetzbar. Hintergrund ist, dass Magna Opel stärker von General Motors abkoppeln und zu einer schlagkräftigen europäischen Marke formen möchte.
Magna bringt 275 Millionen Euro Eigenkapital mit
Bislang will RHJ mit 275 Millionen Euro Eigenkapital bei Opel einsteigen. Magna und die mit dem Autozulieferer verbündete Sberbank bieten 500 Millionen Euro. Der kanadische Autozulieferer fordert für den Fall eines Opel-Einstiegs Staatsbürgschaften in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. RHJ kalkuliert mit Kreditgarantien über 3,8 Milliarden Euro. (ap/ddp)