Berlin. Fiat will wieder mitbieten, Magna schreibt rote Zahlen - in der Causa Opel gibt es zwar Neuigkeiten. aber eine Lösung zeichnet sich dennoch nicht ab. Die Opel-Treuhand kritisiert derweil die Einmischung von Bund und Ländern in die Verkaufsverhandlungen.
Mitglieder der Opel-Treuhand haben die Einflussnahme der Bundesregierung und der vier beteiligten Bundesländer auf den Verkaufsprozess der GM-Tochter scharf kritisiert. Das Gremium, das bis zu einem Verkauf 65 Prozent der Opel-Anteile hält und verwaltet, stünde unter massivem Druck seitens der Politik. Dies erschwere eine objektive und sachgerechte Entscheidung, sagte Treuhänder Dirk Pfeil der Tageszeitung «Die Welt».
«Ich habe den Eindruck, dass hier politische über betriebswirtschaftliche Interessen gestellt werden. Aber für eine politische Lösung haben wir keinen Auftrag. Wir sollen einen Weg finden, der der beste für den deutschen Steuerzahler sowie für das Unternehmen und die Arbeitsplätze dort ist», sagte der Frankfurter Unternehmensberater und FDP-Politiker Pfeil.
GM bevorzugt RHJ
GM-Vize John Smith hatte in seinem jüngsten Internet-Blog mitgeteilt, das Angebot des Finanzinvestors Ripplewood für Opel sei «einfacher umzusetzen». In der Treuhand hofft man «Welt»-Informationen zufolge nun unter anderem auf eine «amerikanische Lösung».
Magna schreibt rote Zahlen
Eine schlechte Nachricht zum anderen Mitbieter: Magna hat wegen der Krise auf dem weltweiten Automarkt das zweite Quartal in Folge rote Zahlen eingefahren. Der kanadisch-österreichische Zulieferer gab am Freitag einen Verlust von 405 Millionen Dollar für das erste Halbjahr und von 205 Millionen Dollar für das zweite Quartal bekannt. In den ersten sechs Monaten 2008 hatte das Unternehmen noch ein Gewinn von 434 Millionen ausgewiesen. Der Umsatz brach im zweiten Quartal um 45 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar ein und lag damit deutlich unter den Erwartungen der Wall Street.
Der vom Österreicher Frank Stronach gegründete kanadische Automobilzulieferer ist bei Poker um die General Motors-Tochter Opel mit der russischen Sberbank und dem russischen Autohersteller GAZ im Bunde. Das Konsortium will 55 Prozent an Opel übernehmen, wobei Magna und Sberbank jeweils 27,5 Prozent der Anteile erhalten sollen. GAZ könnte später die Anteile der Sberbank übernehmen.
Fiat weiter interessiert
Unterdessen schließt der italienische Autobauer Fiat laut «Welt» nicht mehr aus, erneut ein Angebot für den Rüsselsheimer Autobauer Opel abzugeben. «Wenn die Verhandlungen scheitern, ist alles wieder offen», erfuhr die «Welt» aus Kreisen des Turiner Industriekonzerns.
Fiat hatte sich einen heftigen Bieterwettstreit mit Magna um den Zuschlag für Opel geliefert. Als sich die Bundesregierung und die Betriebsräte jedoch für Magna ausgesprochen hatten und auch GM seine Ablehnung signalisiert hatte, hatte sich Fiat-Chef Sergio Marchionne aus dem Bietergefecht zurückgezogen und auf die Integration der Beteiligung am angeschlagenen US-Automobilhersteller Chrysler konzentriert. (ap)