Gaza/Tel Aviv. Spitzendiplomaten fordern vergebens ein Ende der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas. Die Zahl der Opfer im Gazastreifen ist unterdessen auf 640 gestiegen. Internationale Fluglinien ziehen wegen der anhaltenden Gewalt Konsequenzen und streichen Flüge.
Mehrere Airlines haben wegen des Gaza-Konflikts Verbindungen zum wichtigsten internationalen Flughafen Israels vorübergehend eingestellt. Die deutschen Gesellschaften Lufthansa und Air Berlin etwa setzten ab Dienstagabend alle für die nächsten 36 Stunden geplanten Flüge nach Tel Aviv aus. Für US-Airlines galt ein 24-stündiges Verbot. Zuvor war nahe des Flughafens Ben Gurion eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete eingeschlagen.
Die israelische Militäroffensive in dem Küstengebiet geht in die dritte Woche. Trotz internationaler Vermittlungen ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Hunderte Menschen kamen bislang ums Leben - unter ihnen auch eine siebenköpfige deutsch-palästinensische Familie.
US-Flugverbot
Die US-Regierung verteidigte das befristete Flugverbot zum Tel Aviver Flughafen gegen Kritik aus Israel. Die Maßnahme diene einzig dazu, amerikanische Bürger und Airlines zu schützen, sagte US-Außenminister John Kerry nach Angaben seines Ministeriums am Dienstag in einem Gespräch dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
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Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte Flüge amerikanischer Fluggesellschaften nach Tel Aviv für 24 Stunden verboten. Sie begründete ihre Entscheidung mit den Raketenangriffen aus dem Gazastreifen. Kurz darauf zogen große europäische Airlines nach. Neben der Lufthansa-Gruppe schlossen sich unter anderen Air France, KLM und SAS der Sicherheitsmaßnahme an.
Hamas fordern Aufhebung von Gaza-Blockade
Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderten ein sofortiges Ende der Gewalt. Der US-Außenminister appellierte insbesondere an die radikalislamische Hamas, einer Feuerpause mit Israel zuzustimmen. Ägypten hatte eine Waffenruhe vorgeschlagen, die die Hamas jedoch ablehnt. Kernforderung der Hamas für eine Waffenruhe ist eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten. Sie ist in dem ägyptischen Vorschlag nicht enthalten.
Auch am Dienstag gingen die Gefechte weiter. Mittlerweile stieg die Zahl der Toten im Gazastreifen auf 640 und die der Verletzten auf 4040. Bis zu 200.000 Menschen sollen in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf der Flucht vor Tod und Verwüstung sein. Militante Palästinenser schossen am Dienstag mehr als 90 Raketen auf Israel ab, wie die israelische Armee mit. Auf israelischer Seite wurden 27 Soldaten und zwei Zivilisten getötet, mehr als 120 Soldaten wurden nach Medienberichten verletzt.
Deutsch-palästinensische Familie getötet
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warf Israel vor, alle internationalen Gesetze zu brechen. "Wir sind voller Zorn, und wir werden niemals vergessen oder vergeben", sagte er bei einer Sondersitzung der palästinensischen Führung in Ramallah. Abbas hatte zuvor bei einem Treffen mit dem Führer der Hamas-Exilorganisation, Chaled Maschaal, in Katar Möglichkeiten für eine Feuerpause erörtert.
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Israel will mit seiner Offensive Hamas-Tunnel zerstören und die Raketenangriffe auf Israel unterbinden. Bei den Angriffen kamen auch viele Zivilisten ums Leben. Bei der getöteten deutsch-palästinensischen Familie handelt es sich nach palästinensischen Angaben um den 53-jährigen Ibrahim al-Kilani, seine 47 Jahre alte Frau Taghrid und fünf Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren. Der Familienvater hatte in den 1990er Jahren in Nordrhein-Westfalen und Hessen gelebt. Die Familie sei am Montagabend bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in der Stadt Gaza getötet worden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin: "Wir müssen aufgrund mehrfacher Hinweise davon ausgehen, dass es sich bei den Toten um diese Familie handelt."
Im Fall eines israelischen Soldaten, der angeblich in der Hand der Hamas ist, soll Israel Deutschland um Hilfe gebeten haben. Nach Informationen des arabischen Senders Al-Arabija geht es dabei möglicherweise um Vermittlungsbemühungen. Der israelische Soldat, der an der Bodenoffensive beteiligt war, könnte demnach tot oder lebendig in den Händen der militanten Palästinenser sein. Eine Bestätigung Israels dafür gab es zunächst nicht. (dpa)