Gaza. Israels Armee dringt immer tiefer in den Gazastreifen vor, um Tunnel und Raketenabschussrampen zu zerstören. Bei den Angriffen wurden am Sonntag 40 Palästinenser getötet, 400 wurden verletzt. Auch Sanitäter und ein Journalist starben. In den Krankenhäusern fehlen Medikamente.
Mit Ausweitung der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen wird die Lage der Bevölkerung in dem Palästinensergebiet immer dramatischer. Mindestens 40 Menschen seien bei israelischen Angriffen auf Häuser in der Stadt Gaza getötet worden, teilte Aschraf al-Kidra, Leiter der örtlichen Rettungsdienste, am Sonntag mit. Bei heftigen Angriffen mit Raketen und Granaten in dem Viertel Sadschaija seien auch rund 400 Palästinenser verletzt worden.
Für Sonntagmittag hatten die israelische Armee und die palästinensischen Hamas-Milizen einer humanitären Feuerpause im Gaza-Stadtteil Sadschaija zugestimmt. Sie trat um 12.30 Uhr in Kraft und sollte zwei Stunden dauern. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte die Seiten um die vorübergehende Einstellung der Kämpfe ersucht, um vor allem die Bergung der in den Straßen liegenden Toten zu ermöglichen.
Aber schon nach einer knappen Stunde brach die Waffenruhe wieder zusammen. Hamas-Kämpfer hätten das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, sagte eine Armeesprecherin. Daraufhin habe das Militär den Beschuss erwidert.
Bei einem israelischen Luftangriff auf das Haus von Chalil al-Haja, einem führenden Mitglied der radikal-islamischen Hamas, kamen nach palästinensischen Angaben in der Stadt Gaza zuvor vier Menschen ums Leben. Die Opfer seien der Sohn des Hamas-Führers, die Ehefrau des Sohnes, ihre Tochter und ein Nachbar gewesen.
Seit Beginn der Bodenoffensive am Donnerstagabend seien mehr als 100, seit Beginn der Luftangriffe am 8. Juli insgesamt weit über 350 Menschen getötet worden, berichtete Al-Kidra. Augenzeugen berichteten von dramatischen Szenen in hoffnungslos überfüllten Krankenhäusern im Gazastreifen. Die israelische Offensive in dem blockierten Palästinensergebiet hat die ohnehin schwierige humanitäre Lage weiter verschärft. Palästinensische Ärzte beklagen einen Mangel an Medikamenten und Ausrüstung bei der Behandlung der vielen Opfer.
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Israels Armee will in den kommenden Tagen weiter mit Bodentruppen gegen unterirdische Tunnel im Gazastreifen vorgehen. "Wir haben mehr Soldaten in größeren Gebieten im Einsatz", sagte Militärsprecher Peter Lerner am Sonntag zur Ausweitung der Bodenoffensive.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden 70 "Terroristen" bei den Gefechten getötet. Seit Beginn des Bodeneinsatzes am Donnerstagabend starben laut Militärsprecher Lerner fünf israelische Soldaten. 470 Ziele seien seit Beginn der Bodenoffensive, insgesamt 2600 seit Beginn der Luftoffensive am 8. Juli angegriffen worden.
Raketenbeschuss gegen Israel nimmt ab
Der Raketenbeschuss gegen Israel sei etwas schwächer geworden. Die radikal-islamische Hamas verfüge jedoch weiterhin über etwa 5000 Raketen verschiedener Reichweite, sagte Lerner. Am Samstag kam es zum ersten Mal seit Beginn der Offensive vor knapp zwei Wochen nicht zu Raketenangriffen auf den Großraum Tel Aviv. Die am weitesten reichende Rakete sei im Bereich von Rechovot südlich von Tel Aviv eingeschlagen.
Bei Israels Suche nach Tunneleingängen im Gazastreifen leiste die Hamas heftigen Widerstand, sagte Lerner. Es gebe schwere Gefechte mit militanten Palästinensern an verschiedenen Orten. Bislang seien 14 Tunnel mit 36 Zugangspunkten gefunden worden. Sie sollten nach gründlicher Untersuchung mit Sprengstoff zum Einstürzen gebracht werden. "Einige dieser Tunnel sind eigentlich Bunker", sagte Lerner. Es seien dort auch viele Waffen gelagert worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt Nahost-Reise
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt am Sonntag seine Vermittlungsbemühungen im Konflikt zwischen Israel und der Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha. Wie die Vereinten Nationen am Samstagabend in New York weiter mitteilten, werde Ban danach nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman fahren. Ziel der Reise sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden. Ebenfalls in Katar trifft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Sonntag Hamas-Exil-Chef Chaled Maschaal zu Beratungen über eine Feuerpause im Konflikt mit Israel. (dpa)