Witten/Bochum. Bleibt Wittens Mini-Hochschule doch an der Ruhrstraße? Der Umzug und Neubau in Bochum gerät ins Wanken. Gespart werden muss auf jeden Fall.

Die Ev. Landeskirche von Westfalen muss sparen. Das könnte auch Auswirkungen auf die Ruhrstadt haben. Denn hier können Interessierte im Gebäude der ehemaligen Stadtbibliothek seit sieben Jahren kirchlichen Rock, Pop und Jazz studieren. Noch - denn ein Umzug nach Bochum war geplant. Der jedoch ist nun erst einmal auf Eis gelegt. Bleibt die Ev. Pop-Akademie, Wittens kleine Zweit-Uni, jetzt also doch komplett an der Ruhrstraße?

„Alles könnte sein, aber noch ist nichts entschieden“, sagt der Sprecher des Landeskirchenamtes Wolfram Scharenberg. Auch über die Bochumer Situation gebe es noch keine endgültige Aussage. Dort ist ein Neubau der westfälischen Hochschule für Kirchenmusik geplant, in dem die beiden Standorte in Herford (Kirchenmusik Klassisch) und Witten (Popular) zusammengelegt werden sollten.

Wittener Pop-Akademie bietet Studium und Weiterbildung

Bisher existieren dafür nur Pläne, der Bau hat noch nicht begonnen. Klar ist nur: Alle landeskirchlichen Ämter und Einrichtungen - allen voran das Landeskirchenamt in Bielefeld - müssen ihre Ausgaben bis 2027 um 20 Prozent reduzieren, um die im Haushalt fehlenden 14,3 Millonen Euro auszugleichen. Das hat die Synode am vergangenen Wochenende entschieden. Eine Ursache sind die sinkenden Kirchensteuereinahmen.

Konkrete Konzepte sollen bis November vorliegen, wenn die Synode erneut tagt. Dabei, so der Sprecher, werde immer betont, wie wichtig Kirchenmusik für das kirchliche Leben sei - für die Chöre, für die Gottesdienste, im Kinder- und Jugendbereich. So sieht das auch Jochen Kaiser als Rektor der Wittener Hochschule. Neben dem Studium bietet die Pop-Akademie außerdem Weiterbildung in den Bereichen Gesang und Musik an.

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Kaiser: „Kirchenmusik ist einer der Magneten, der auch in die Gesellschaft ausstrahlt. Für die Zukunft der Kirche braucht es eine gute musikalische Ausbildung.“ Deshalb ist er optimistisch, dass der Sparkurs letztlich nicht das Aus für seine Hochschule oder jene in Bochum geplante bedeutet. Denn die Ausbildungsstränge in Witten und Herford genießen hohes Ansehen. „Der Beschluss für den Neubau steht. Er ist zwar mit einem Sperrvermerk versehen, aber längst nicht vom Tisch.“

Man müsse nun schauen, wie der Kirchenhaushalt konsolidiert werden könne. „Es ist ein sehr auf Finanzen ausgerichteter Prozess und nach meinem Geschmack zu wenig an Zielen orientiert“, so Kaiser. Dennoch muss auch seine Hochschule sparen. Überlegungen dazu gibt es bereits.

Zahl der Studierenden gesunken

So werden demnächst eine Reihe von Kollegen und Kolleginnen pensioniert. „Deren Stellen werden dann nicht mehr alle als Vollzeitstellen weitergeführt.“ Zumal die Zahl der Studierenden in Witten wie an allen Musikhochschulen zurückgegangen sei. Aktuell gebe es insgesamt 45 Studierende. „Es waren schon mal 60.“ Der Knick sei mit Corona gekommen. Außerdem - und das ist ein weiterer Grund für den Rückgang - setzt das Studium viel voraus. Nicht jeder junge Mensch sei bereit, dies zu leisten.

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Es gehe nun darum, getrieben vom Sparkurs, neue Ideen zu entwickeln. Und sich zu fragen, so der Rektor: „Wie stellen wir uns Kirche und Kirchenmusik in zehn Jahren vor?“ Für Geschäftsführer Martin Bartelworth ist jedenfalls klar: „Meine Perspektive für die Pop-Akademie bleibt Witten.“ Vor 2028 werde sich hier ohnehin nichts ändern, vermutet er. Denn bis Sparkonzepte stehen, die Synode darüber entscheidet und diese schließlich umgesetzt werden - „das dauert“.

Die evangelischen Kirchengemeinden vor Ort sind übrigens nur mittelbar vom Sparkurs der Landeskirche betroffen. Sprecher Wolfram Scharenberg: „Gemeinden und Kirchenkreise haben ihren eigenen Haushalt und machen ihre eigene Rechnung.“

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