Witten. In wenigen Tagen wird das Hallenbad in Witten-Annen nach fast 56 Jahren schließen. Zum Abschied gabs ein großes Fest – und viele Emotionen.
Es war der Tag des Abschieds vom Hallenbad Annen in Witten, das demnächst nach 56 Jahren des Bestehens schließen wird. Am Samstag (4.5.) hatten die Stadtwerke deshalb zu einem großen Abschlussfest geladen. Gemeinsam mit den Vereinen, die dort regelmäßig trainieren, Sportunion Annen und DJK Blau-Weiß Annen. An dem oft sonnigen Frühlingstag ließen es sich viele Wittenerinnen und Wittener nicht nehmen, noch ein letztes Mal ihr Hallenbad zu besuchen.
Gut drei Jahre später soll dann an gleicher Stelle das neue Hallenbad eröffnen und den Wasserratten ein Mehr an Komfort und Möglichkeiten bieten. Aber an diesem Tag geht es erst mal darum, dass die Menschen, die mitunter eine ganz besondere Beziehung zu diesem Bad haben, gebührend Abschied nehmen wollen und in Erinnerungen schwelgen.
Original-Kacheln mit Silhouette des Annener Hallenbades
Die Stadtwerke haben dazu ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Besonders beliebt ist der Stand, an dem Original-Kacheln mit der Silhouette des Hallenbades graviert und gegen eine Spende für den Kinderhospizdienst als Souvenir mitgenommen werden können.
Eine Wittenerin, die zahllose Erinnerungen mitnimmt, ist Riccarda Lischka. Im Jahre 1984 hat sie ihre Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe just im Hallenbad Annen begonnen. Zwar hat sie im Rahmen ihrer Ausbildung auch andere Bäder kennengelernt, aber bis heute arbeitet sie nun an der Märkischen Straße und ist mittlerweile so bekannt, dass sie von den Badegästen auch beim Einkaufen erkannt und gegrüßt wird.
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Langjährige Angestellte: Wehmut und Freude zugleich
In diesen Tagen denkt sie oft an ihre Anfänge zurück, als sie sich in den verwinkelten Gängen öfter mal verlaufen hat. Das passiert ihr freilich schon lange nicht mehr. Eine Mischung aus Wehmut und Vorfreude prägen ihren aktuellen Gemütszustand: „Es tut mir leid, aber ich freue mich auch auf das neue Bad und die neuen Möglichkeiten.“
In all den Jahren erlebte Riccarda Lischka auch kuriose Geschichten: „Ein Badegast hat immer den gleichen Schrank benutzt“, erzählt sie und muss lachen. Eines Tages sei dieser Schrank defekt gewesen, was den Schwimmer sehr irritiert habe und er von Riccarda Lischka wissen wollte, warum ihm sein Schrank denn nicht zur Verfügung stehen würde.
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Die ganze Jugend im Hallenbad Annen verbracht
Seit der Eröffnung des Hallenbades im Jahre 1968 ist Dagmar Kuhlmann Mitglied in der Sportunion Annen (SUA) und aktuell die Abteilungsleiterin der Schwimmer. „Ich habe meine ganze Jugend in diesem Hallenbad verbracht“, blickt die 68-jährige zurück. An die Besuche von Schwimmern aus Wittens französischer Partnerstadt Beauvais und die gemeinsamen Wettkämpfe denkt sie noch heute gerne zurück. Auch bei ihr mischen sich Wehmut und Vorfreude.
Heute steht Dagmar Kuhlmann als Trainerin meist neben dem Becken. In den vielen Jahrzehnten hat sie mehr als Tausend Kindern in diesem Hallenbad das Schwimmen beigebracht. Eines dieser Kinder ist ihr Sohn Martin Kuhlmann, der zwar gewisse Anlaufschwierigkeiten hatte und über ein Jahr bis zum Seepferdchen brauchte, aber inzwischen seit 20 Jahren erfolgreich die 1. Wettkampfmannschaft der SUA trainiert.
Hallenbad Annen wird mit Fest verabschiedet
Insgesamt 10.000 Kilometer im Hallenbad geschwommen
Bahnen zu ziehen und Kacheln zu zählen, ist für Mirjam Harweg ein großer Teil ihres Lebens. Seit 25 Jahren schwimmt sie für die SUA: „Ich kenne nicht nur alle Kacheln, sondern auch alle Duschen“. In den 25 Jahren hat die 49-jährige rund 10.000 Kilometer im Annener Hallenbad geschwommen – eine Strecke von Witten bis Los Angeles. Sie hat – wie die meisten Menschen an diesem Tag – ein lachendes und ein weinendes Auge.
Letzter Öffnungstag
Letzter offizieller Badetag ist der kommende Mittwoch (8. Mai). Das in die Jahre gekommene Gebäude wird dann noch bis zu den Sommerferien von Schulen und Vereinen genutzt. Anschließend folgen Rückbau und Abriss.
Der Neubau soll nach aktuellem Zeitplan bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Der Bund bezuschusst das Projekt mit sechs Millionen Euro - die Höchstfördersumme.
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