Witten. Ein edler Konzertflügel wird künftig in einer Wittener Kirche erklingen. Er stammt aus dem Besitz von James Maddox – und war einst ein Wrack.
Die wunderbare Akustik der Wittener Erlöserkirche wird künftig noch besser zur Geltung kommen. Im Gotteshaus an der Westfeldstraße in Annen steht seit kurzem ein edler Blüthner-Flügel, der nicht nur zur Gottesdienst-Begleitung, sondern vor allem für Konzerte genutzt werden kann. Möglich gemacht hat diese musikalische Bereicherung der australische Pianist James Maddox. Er hat das Instrument Susanna Dornwald, die die erfolgreiche Konzertreihe „Musik lebt“ ins Leben gerufen hat, zu einem echten Freundschaftspreis überlassen. Denn er ist überzeugt: „Der Flügel mit seinem weichen Klang passt einfach wunderbar in diese Kirche.“
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Die Erlöserkirche wird gerne von Musikern genutzt. „Die Akustik ist vergleichbar mit der von Konzertsälen“, weiß Dornwald, die auch den Wittener Amadeus-Chor leitet. Auch Maddox kennt die evangelische Kirche in Annen aus eigener Erfahrung. Vor drei Jahren hat er das letzte Mal dort gespielt, damals auf einem gemieteten Schulflügel. Als jetzt wieder eine Anfrage von Susanna Dornwald kam, ob er Schuberts „Winterreise“ begleiten könnte – und wenn ja, auf welchem Instrument –, da war es für ihn wie ein Wink des Schicksals.
Wittener Pfarrer wünscht sich schon lange einen Flügel
Er fragte die engagierte Chorleiterin, ob sie sich vorstellen könnte, seinen Blüthner-Flügel zu übernehmen. Sie konnte – und das mit großer Freude. „Ich war gleich Feuer und Flamme.“ Denn nicht nur für die regelmäßigen „Musik lebt“-Konzerte ist das Instrument eine große Bereicherung. Auch die Gemeinde wird davon sehr profitieren. „Pfarrer Claus Humbert wünscht sich schon seit 30 Jahren einen Flügel für die Kirche“, weiß die Schwedin.
Drei Konzerte
Das sind die Termine der drei Schubert-Konzerte in der Erlöserkirche an der Westfeldstraße 81:
Dienstag, 3. Oktober: Violinkonzert. Rondo h-Moll, Sonate g-Moll, Fantasie C-Dur. Violine: Solenne Païdassi, Klavier: James Maddox.
Sonntag, 22. Oktober: Klaviertrio Es-Dur. Violine: Stephanie Himstedt; Violoncello: Wolfgang Sellner; Klavier: James Maddox
Sonntag, 29. Oktober: Winterreise. Bass: Johann Dornwald; Klavier: James Maddox.
Eintritt 12 Euro für Erwachsene, Beginn jeweils 17 Uhr. Zuvor gibt es Kaffee und Kuchen. Mehr Infos und Tickets unter musik-lebt.de.
James Maddox hatte den namhaften Konzertflügel von 1885 vor einiger Zeit in den Kleinanzeigen entdeckt. „Er war ein Wrack“, erzählt er. Doch der 56-jährige Bochumer, der schon mehrmals als Sachverständiger Flügel begutachtet hat, erkannte das Potenzial, das in dem Fundstück steckte. „Die Süße und Wärme seines Klangs hat mich gleich überzeugt“, sagt er. Dennoch musste einiges getan werden, um es wieder spielbar zu machen. Zusammen mit einem Fachmann setzte der Pianist das Instrument instand und stellte es sich dann privat ins Wohnzimmer – zu seinen anderen Flügeln. Dann kam die Anfrage aus Witten. . .
Drei Schubert-Konzerte zur Einweihung
Nun ist der Blüthner mit der wunderschönen dunklen Mahagoni-Maserung umgezogen und soll schon in der kommenden Woche eingeweiht werden – nicht nur mit einem einzigen Konzert. Eine „Schubertiade“ hat Susanna Dornwald kurzfristig auf die Beine gestellt, also drei verschiedene Konzerte mit Musik von Franz Schubert. Das erste wird schon am Feiertagsdienstag (3.10.) zu hören sein. Dafür konnte die Organisatorin die französische Violinistin Solenne Païdassi gewinnen. Am Flügel wird – wie könnte es anders sein – bei allen drei Terminen James Maddox sitzen. „Wenn die Reihe ein Erfolg wird, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir so etwas jährlich wiederholen“, so Dornwald.
Sie hofft, dass die Kirche am Dienstag voll wird. Dass möglichst viele Wittener kommen werden, um das neue Instrument zu hören. „So einen Flügel gibt es schließlich in kaum einer Gemeinde in Witten“, sagt sie. Die einstündigen Konzerte seien aber auch gut geeignet, um Kinder an die klassische Musik heranzuführen. Sie haben freien Eintritt, ebenso wie Jugendliche und Studenten. Erwachsene zahlen 12 Euro.
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Die Eintrittsgelder fließen in die Honorare der Solisten. Den Freundschaftspreis für den Flügel muss Susanna Dornwald auf andere Weise zusammentragen, die Hälfte hat sie schon zusammen. Und wenn nicht genug zusammenkommt? Wird der Flügel dann wieder abgeholt? Maddox und Dornwald winken ab. „Nein“, versichert die Musikerin, die alles auf eigenes Risiko stemmt. „Der darf jetzt hier für die Menschen in der Erlöserkirche stehenbleiben.“
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