Witten. Mariam Batsashvili ist ein Ausnahmetalent am Klavier, tritt rund um die Welt auf. Privat lebt sie ganz bodenständig in Witten - der Liebe wegen.
- Für ihren Beruf reist die Pianistin Mariam Batsashvili um die ganze Welt. Sie gilt auf dem Piano als Ausnahmetalent.
- Doch ihr privates Glück hat die 30-Jährige in Witten-Herbede gefunden. Dort lebt sie seit drei Jahren mit ihrer Familie.
- Demnächst tritt sie auf dem Klavierfestival Ruhr in Mülheim auf: am 3. Juni in der dortigen Stadthalle. Es sind noch einige Karten zu haben.
Mit sieben Jahren hat Mariam Batsashvili ihre ersten 20 Euro bei einem Klavierwettbewerb gewonnen. Mittlerweile ist die 30-Jährige ein Star, tourt durch die ganze Welt und wird durch ihren einzigartigen Stil auf dem Piano als Ausnahmetalent betitelt. Auf dem Klavier-Festival Ruhr, das derzeit in Mülheim läuft, beginnt, gibt sie zwei Konzerte. Dazwischen spielt sie in Japan. Doch eigentlich lebt die aus Tiflis stammende Pianistin ganz bodenständig in Witten und hat dort erst gemerkt, was sie wirklich braucht.
Wittenerin: „Ich habe nie Zweifel an meinem Weg gehabt“
Mariam Batsashvili stammt aus einer musikalischen Familie. Schon früh hat sie gewusst, dass Pianistin ihr Traumberuf ist. Mit vier Jahren fing sie auf Wunsch ihrer Großmutter mit dem Klavierspielen an. Die ersten kleinen Preise bestärkten sie in ihrem Ziel. „In meiner kindlichen Logik habe ich gewusst, dass das meine Arbeit ist“, sagt sie heute. Mit ihrem Hobby Geld zu verdienen, sei für sie ein unglaublich erfüllendes Gefühl gewesen.
Ein Name hat sich dabei durch das ganze Leben der Georgierin gezogen. Mit 18 Jahren gewann sie den ersten Preis beim Franz Liszt Wettbewerb für junge Pianisten und erspielte sich dadurch einen Platz in der renommierten Klavierklasse von Grigory Gruzman in Weimar. Drei Jahre später, im Jahr 2014, siegte sie erneut, diesmal beim Liszt-Klavierwettbewerb in Utrecht. Das hat ihre Karriere so richtig in Schwung gebracht. „Ich habe daraufhin über 30 Länder mit meinen Konzerten besucht.“
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Die Pianistin hat eine besondere Art zu spielen
Wenn Mariam Batsashvili die Tasten anschlägt, zeigt sich ihre einzigartige Spielweise voller Ausdruckskraft. „Ich gehe so tief in die Musik, wie ich kann“, sagt sie. Dabei nimmt sie sich als Moderatorin wahr. „Die Leute sollen nicht sehen, wie gut ich spiele, sondern ich möchte sie berühren und Emotionen auslösen.“ Es gehe um eine gegenseitige Abhängigkeit: Sie bringe Leben in das Publikum und das Publikum in sie. Batsashvili: „Musik ist für mich ein spirituelles Mittel, um mit Menschen zu kommunizieren.“
Für ihren Auftritt auf dem Klavier-Festival Ruhr, am 3. Juni in Mülheim, hat sie sich ein besonderes Programm überlegt. „Ich nehme die Menschen mit auf eine Reise.“ Ausgewählt hat sie verschiedene Epochen, um den Zuhörern unterschiedliche Komponisten nahezubringen. Los geht es im Barock/Frühbarock mit Bach, weiter in der Wiener Klassik mit Haydn, bis in die Romantik mit Schubert. Nach der Pause spielt sie eine Auswahl von Franz Liszts berühmten Rhapsodien.
„Diesen Menschen verdanke ich alles“
Auf die Frage nach ihrem größten Vorbild antwortet die 30-Jährige dann auch ganz klar: Franz Liszt. „Ich bin absolut verliebt in ihn“, sagt sie. „Nicht nur musikalisch, auch als Mensch.“ Die tiefe, philosophische und spirituelle Seite an ihm fasziniere sie besonders. Batsashvili: „Ich habe mir als Lebensziel gesetzt, diese Seite von Liszt zu zeigen.“ Viele Menschen sähen in ihm nur den Virtuosen und den „Showman“. Doch er sei viel mehr als das. Dieses Ziel gebe ihr die Kraft, immer alles zu geben, obwohl sie in den letzten zwei Jahren beide Menschen verloren hat, die sie zur Musik gebracht haben.
„Meine Klavierlehrerin hat einen großen Anteil an meinem Erfolg“, sagt sie. Bereits im Alter von fünf Jahren begann der Unterricht, der weit über das reine Klavierspiel hinausging. Ihre Lehrerin habe stets betont: „Es reicht nicht aus, nur zu spielen. Du musst lesen, dich von Kultur, Menschen und Städten inspirieren lassen.“ Das habe sie sehr geprägt. Vor Kurzem verlor sie zudem ihre geliebte Oma. „Nach jedem Konzert habe ich die beiden hinter dem Vorhang angerufen“, erzählt sie. Dies nicht mehr zu können, sei sehr schmerzlich. Doch die 30-Jährige hat einen Weg gefunden, damit umzugehen – und das auch mithilfe von Instagram.
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Auf der Social-Media-Plattform teilt Batsashvili ihr Wissen in Videos mit anderen Pianisten und gibt Tipps. „Ich möchte Menschen erreichen und das weitergeben, was mir beigebracht wurde“, sagt sie. Mittlerweile folgen ihr dort fast 63.000 Menschen. Durch die Videos und Konzerte habe sie einen Weg gefunden, mit dem Verlust umzugehen.
Witten: „Hier habe ich gemerkt, was ich wirklich brauche“
Zwischen den Konzerten verbringt Mariam Batsashvili ihre Zeit in Witten, um Energie zu tanken. Dort wohnt sie seit drei Jahren. „Die Liebe hat mich nach Herbede geführt“, sagt die 30-Jährige, die sich selbst als „sehr romantisch“ bezeichnet. Erst hier habe sie gemerkt, was sie wirklich im Leben mag. Dazu gehören lange Spaziergänge in der Natur, die Ruhe im Wald, um auch mal mit den Gedanken alleine zu sein. „Witten ist nach den anstrengenden Konzerten wie ein Rückzugsort für mich.“ Und hier verbringt sie die meiste Zeit mit ihrem „größten Glück“.
„Mein Hauptberuf ist eigentlich mein eineinhalb Jahre alter Sohn“, sagt die Pianistin lächelnd. Er sei auch ihr größter Fan. Er höre immer zu, tanze und spiele mit auf dem Klavier, wenn sie täglich auf ihrem Yamaha-Flügel übt. Mutter sein und die Karriere vorantreiben, sei aber nicht immer leicht. Doch sie sagt: „Ich könnte glücklicher nicht sein.“
Auftritte von Mariam Batsashvili
66 Veranstaltungen mit 67 Pianisten in 17 Städten: Das Klavier-Festival Ruhr startet am 26. April und geht bis zum 16. Juli.
Mariam Batsashvili hat dort zwei Auftritte. Am Sonntag, 28. April spielt sie um 15 Uhr im FUNKE Medienhaus in Essen. Das Konzert ist bereits ausgebucht. Ein weiteres Konzert findet am Montag, 3. Juni, um 20 Uhr in der Stadthalle in Mülheim statt. Tickets sind noch zu haben und können auf der Seite des Klavier-Festivals erworben werden.
Ein weiteres Konzert ist am 7. Oktober um 19.30 Uhr in Hamburg in der Elbphilharmonie. Der Vorverkauf startet bald. Und wer nicht mehr so lange warten möchte: Am 3. Mai um 20 Uhr gastiert die Wittenerin in Olpe.
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