Witten. Kaum eine Pflanze ist vor ihnen sicher: Nacktschnecken bringen Hobbygärtner in Witten zum Verzweifeln. Denn die Bedingungen für sie sind ideal.
- Wer einen eigenen Garten hat, hat es sicher schon erlebt: Über Nacht ist das frisch gepflanzte Stiefmütterchen kahl gefressen. Oder die Gemüsesetzlinge.
- In Witten gibt es in diesem Jahr besonders viele Nacktschnecken. Schuld ist unter anderem der kalte Winter.
- Wir haben ein paar Tipps für den Umgang mit den ungeliebten Kriechtieren gesammelt.
Der milde Winter und das derzeit feuchte Wetter haben einen großen Gewinner: Nacktschnecken. Die schleimigen Tierchen sind bei Hobby- und Kleingärtnern alles andere als beliebt. Denn gnadenlos fressen sie alles radikal ab, was ihnen in den Weg kommt. Und in diesem Jahr sind sie in besonders großer Zahl in Witten unterwegs.
Von einer „Schnecken-Invasion“ spricht daher auch Marita Joswig vom Kleingartenverein Gemeinwohl unweit der Uni Witten/Herdecke. Ganze 25 Schnecken habe sie unlängst allein unter einem kleinen Busch gefunden. „Das ist der helle Wahnsinn“, so die 68-Jährige. Seit 28 Jahren ist Joswig Kleingärtnerin, „aber so schlimm wie dieses Jahr hab ich das noch nicht erlebt“. Auch seien die Schnecken derzeit den ganzen Tag über aktiv, nicht nur morgens und abends. Ihr erstes Opfer: Joswigs frisch gepflanzte Stiefmütterchen. „Von denen sind nur noch Stile übrig“, seufzt die Wittenerin.
Friedhofsgärtner: 50 Schnecken auf einer Doppelgrabhälfte
Auch Friedhofsgärtner Fritz Zappe erlebt die Schnecken-Plage in diesem Jahr als „ganz extrem“. Man könne eigentlich nur zusehen. Vorsorglich haben er und seine Mitarbeiter auf den Gräbern, um die sie sich kümmern, bereits vor Ostern biologisch abbaubares Schneckenkorn gestreut. „Aber stellenweise hat nicht einmal das geholfen“, sagt der 57-Jährige.
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Die Gärtnerei kümmert sich um Gräber überall in der Stadt, schwerpunktmäßig aber auf dem ev. Friedhof an der Pferdebachstraße. Auch hier sind die Blüten der Stiefmütterchen schon im Magen zahlloser Nacktschnecken gelandet. Eine Kundin habe ganze 50 Schnecken von einer Doppelgrab-Hälfte gesammelt, erzählt Zappe, um das Ausmaß des Befalls zu verdeutlichen.
Frisch eingepflanzt, nach zwei Tagen abgefressen
Auch in der Kleingartenanlage Mellmausland in Rüdinghausen hat der Kampf gegen die Schnecken begonnen. Die dortigen Kleingärtner gehen mit der Plage ganz unterschiedlich um. „Manche haben schon früh mit Schneckenkorn angefangen, da hält es sich in Grenzen“, sagt Vorsitzender Andreas Schütrumpf. Wer das verschlafen habe, der habe nun schon sehr viele der ungeliebten Kriechtiere in seiner Parzelle. „Einige hatten schon angepflanzt, etwa Salat. Es hat zwei Tage gedauert, da war alles weg.“
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Doch was hilft denn nun gegen die gefräßigen Nacktschnecken? Da gehen die Meinungen auseinander. Schütrumpf etwa setzt auf Schneckenkorn. „Alles andere funktioniert nicht“, ist er sicher. Das Korn gibt es übrigens in zwei Varianten. Umweltverträglich ist die Version mit Eisen-III-Phosphat. Der Wirkstoff ist ungefährlich für Haustiere und freilebende Tiere wie zum Beispiel Igel, außerdem hat er eine Zulassung für den biologischen Landbau.
Alternativen zu Schneckenkorn
Wer aber auf Schneckenkorn verzichten möchte, der hat noch ein paar Alternativen. Marita Joswig etwa setzt auf das gute alte Einsammeln der Tiere. Sie rät von Trends wie dem Aufstellen einer Bier-Falle ab. „Der Geruch lockt eher noch Schnecken aus den Nachbargärten herbei.“
Auch bei der Naturschutzgruppe Witten (Nawit) wird das Thema kontrovers diskutiert. „Bei uns gilt kein Tier als Schädling“, sagt deren Sprecher Jens Storchmann. Gleichzeitig leiden auch die Umweltschützer unter abgefressenen Pflanzen im eigenen Garten. „Wir können empfehlen, möglichst vielen Pflanzen und Tieren im Garten ein Zuhause zu geben“, sagt der 53-Jährige. Denn in einem vielfältigen Ökosystem komme es seltener zu einer Überpopulation, sprich zu einer starken Vermehrung einer Tierart.
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Gehäuseschnecken helfen gegen Nacktschnecken
Was viele nicht wissen: Schnecken mit Haus können dabei helfen, die ungeliebten Artverwandten in Schach zu halten. Denn Gehäuseschnecken fressen nicht nur welke Pflanzenteile, Moose und Algen. Manche Arten wie die Glanzschnecke leben räuberisch und fressen Regenwürmer, Schneckengelege und Jungtiere anderer Schneckenarten. Auch für Igel, Vögel und Frösche sind Schnecken eine willkommene Mahlzeit. Nawit-Sprecher Storchmann etwa hält Hühner, Hängebauchschweine und Laufenten. Letztere seien „verrückt“ nach dem glibberigen Snack.
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Wer in seinem Garten keinen kleinen Zoo unterbringen kann, dem können immer noch spezielle Beeteinfassungen oder ein sogenannter Schneckenkragen helfen. Und ein wenig Gelassenheit. „Wir werden dieses Jahr damit leben müssen“, sagt Marita Joswig vom KGV Gemeinwohl. „Ich sag immer: Man muss auch mal teilen können: Ein Salatkopf für die Schnecken, einen für uns.“
Diesen Text haben wir bereits Anfang Mai veröffentlicht. Die Schneckenplage ist nicht weniger geworden - darum konnten Sie diese Tipps noch einmal lesen.
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