Witten. Neues von der Wiederbelebung der Bahnstrecke Hattingen-Witten-Hagen: Das ist für die Haltepunkte der S-Bahn 22 in Herbede und Bommern geplant.
Der Museumszug dampft seit Anfang April wieder durchs Ruhrtal, mit Stopps an der Kemnade, am Bahnhof Herbede, in Bommern und Wengern. Genau diese Linie soll wieder für den Nahverkehr reaktiviert werden, als verlängerte S-Bahnlinie 22 von Essen über Hattingen nach Hagen. Dafür gab eine Machbarkeitsstudie im Sommer 2023 grünes Licht. Hat die Planung inzwischen Fahrt aufgenommen?
Die erneute Nutzung der seit Jahrzehnten nur noch von Güterzügen oder Museumsbahn genutzten Strecke geht auf eine Initiative von Wittens CDU-Chef Ulrich Oberste-Padtberg zurück, der 2020 dazu einen Antrag im Kreistag gestellt hatte. Die Studie gab dem Ganzen Aufwind: Zwar würde die Reaktivierung etwa 77 Millionen Euro kosten, dennoch sei das Projekt „volkswirtschaftlich rentabel“ und förderfähig, heißt es darin.
Kreissprecher: Fördertopf ist gerade leer
VRR (Verkehrsverbund Rhein Ruhr) und Kreisverwaltung möchten nun klären, ob es Möglichkeiten für eine Reaktivierung bis 2032 (mit Batteriefahrzeugen) geben könnte und ob alternativ ab 2040 eine Elektrifizierung der Strecke machbar ist. Doch Kreissprecher Ingo Niemann dämpft schnelle Ergebnisse: „Um gefördert zu werden, müssten beide Stufen in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes aufgenommen werden.“
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Grundlage dafür sei zum Beispiel eine genaue technische Planung und eine standardisierte Bewertung der Maßnahmen (Kosten-Nutzen-Rechnung). „Für diese Untersuchungen sind Planungsmittel notwendig – hier ist Landesförderung möglich. Allerdings ist der Topf gerade leer, die Suche nach Fördermöglichkeiten läuft“, so Niemann.
Die Pläne für Wittens Bahnhöfe
Der Kreis muss also auf die Bremse treten. Dabei legen die Autoren der Studie - die Ingenieurbüros Spiekermannm, ICL Rail und Rail Managements Consultants - schon konkrete Baumaßnahmen vor. Für Witten ist Folgendes geplant:
- Bahnhof Bommern: Momentan scheint der Bahnhof direkt am Ruhrtalradweg im Dornröschenschlaf zu liegen. Er wäre aber ein entscheidender Umsteigepunkt und würde zweigleisig zur „Zugkreuzung“ ausgebaut werden. Hier können Pendler von der S22 in die RB 40 zum Wittener Hauptbahnhof umsteigen.Die Studie empfiehlt, die Uferstraße als Fahrradstraße auszuweisen, damit dort der Ruhrtalradweg verlaufen kann, um Platz für ein zweites Gleis und einen zweiten Bahnsteig zu gewinnen. Um die Gleise zu queren, können Fahrgäste die Überführung Uferstraße/Im Klive nutzen. Ferner müsste eine ehemalige, inzwischen zerstörte Personenunterführung erneuert werden.
- Bahnhof Herbede: Das bereits zweigleisige Stück zwischen Seniorenzentrum „Am Alten Rathaus“ und Haus Herbede würde zum neuen barrierefreien Bahnsteig, der über die Von-Elverfeldt-Allee erreichbar wäre. Die Verladearbeiten für den Güterverkehr würden auf ein Rangiergleis vor Sogefi verlagert, etwa auf Höhe des heutigen Bahnhofs Herbede.
- Haltepunkt Haus Kemnade: Der einstige Bahnhof Blankenstein befindet sich auf dem Privatgelände der Firma Bötzel, die Gleise führen durchs Betriebsgelände. Für die neue S-Bahn kann man sie nicht reaktivieren - unter anderem wäre eine Elektrifizierung quer durch die Bötzelfläche schlecht machbar. Die Autoren der Studie schlagen deswegen eine Umfahrung des Betriebsgeländes vor.Neben dem neuen Gleisabschnitt von „An der Kemnade“ bis A 43 bräuchte es auch einen neuen Bahnhof. Diesen sieht die Studie gegenüber des Swingerclubs „Steinenhaus“.
- Haltepunkt Witten-Höhe: Bommern würde sogar noch einen zweiten neuen Haltepunkt bekommen, der allerdings nicht von der Ruhrtal-S-Bahn, sondern von der Linie RB40 (Ruhr-Lenne-Bahn) bedient würde. Die RB40 quert auf ihrer Route zwischen Hagen-Vorhalle und Witten Hbf die Ruhr über das Viadukt und würde am Haltepunkt „Witten-Höhe“ stoppen, ganz am S-Bahn-Bahnhof „Witten-Bommern“. Dort treffen sich beide Linien und es ließe sich von der S-Bahn in Richtung Witten-Hauptbahnhof umsteigen. Der neue Haltepunkt Witten-Höhe befände sich im Bereich Im Klive/Am Wettberg. Das Besondere: An diesem Bahnhof wäre Platz für viele Auto- und Radparkplätze, sprich für „Park & Ride“ und „Bike & Ride“. Das klingt gut, dennoch liegt die Umsetzung noch viele Fördermillionen entfernt.
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