Witten. Immer mehr Lokale fordern eine Gebühr, wenn Gäste ihre Reservierung nicht absagen. Auch in Witten zieht ein Wirt das durch. Ob weitere folgen?

In vielen Restaurants empfiehlt es sich, einen Tisch zu reservieren. Wer dann jedoch am Termin verhindert ist und nicht absagt, muss in manchen Lokalen eine Strafe zahlen. Auch in Witten verlangt ein Gastronom inzwischen die so genannte „No Show“-Gebühr. Einige Kollegen denken darüber nach, es ihm gleichzutun.

Bei der Suche nach einem besonderen kulinarischen Angebot an den Ostertagen werden Leckermäuler zum Beispiel bei Sebos Dorfkrug in Heven fündig. Inhaber Sebastian Schreiber bietet Sonntag und Montag einen ausgiebigen Osterbrunch mit vielen Spezialitäten an. „Reservierung und Anzahlung erforderlich“, heißt es auf der Homepage.

Anzahlung nur bei besonderen Events

Mit Anzahlung ist nicht nur ein Teil der fälligen Summe gemeint. Der gesamte Betrag muss vorher entrichtet werden, erklärt Schreiber. Wer bei ihm Karottensuppe, Roastbeef oder Eierlikör-Pannacotta schlemmen möchte, zahlt 35 Euro pro Person. Ist ein Tisch für zehn Personen reserviert, werden also vor dem Verzehr 350 Euro fällig. Taucht die Truppe am Tag der Reservierung nicht oder nicht vollständig auf, ohne abgesagt zu haben, wird das Geld einbehalten.

„Wer bei solchen speziellen Events einfach nicht kommt, der muss trotzdem zahlen“, sagt Sebastian Schreiber. In anderen Ländern, etwa in England, sei das üblich. „Wenn plötzlich zehn Leute fehlen, fehlt mir das Geld in der Kasse. Denn ich kaufe genau für die Anzahl der Reservierungen ein.“ Seit Corona regelt er das auf diese Weise. „Denn anders kann ich mir das einfach nicht leisten. Wir kämpfen ums nackte Überleben.“ An normalen Abenden, an denen „à la carte“ bestellt wird, gelte die Regelung übrigens nicht.

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Mit Profitgier habe das nichts zu tun, betont Schreiber auch auf seiner Homepage, wo er eine ausführliche Erklärung liefert: „Eure Reservierungen lösen bei uns eine Kettenreaktion aus. Wir kalkulieren auf Basis der angemeldeten Gäste den Warenbedarf und bestellen diesen...Ebenfalls wird auf Grund der Reservierungen der Personalbedarf für den Tag geplant.“ Schreiber appelliert an das Verständnis der Gäste: „Ein Konzertticket lässt man doch auch nicht einfach so verfallen, oder?“

Die meisten Gastro-Kollegen in Witten kennen das Problem mit nicht abgesagten Tischreservierungen zur Genüge. In Haus Fründt etwa gab es ebenfalls schon Überlegungen, für solche Fälle eine Gebühr einzuführen. „Denn viele lassen sich einfach in zwei Restaurants vormerken und sagen dann in dem einen nicht ab“, so die ärgerliche Erfahrung. Umgesetzt wurde die Idee mit der Gebühr indes noch nicht.

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Auch in Haus Kemnade machen sie sich Gedanken darüber, wie mit dem Problem umzugehen sei. „Auf der Gastro-Messe war das neulich ein großes Thema“, sagt Geschäftsführer Matthias Hoffmann. Er weiß: In Amsterdam erheben Restaurants bei der Reservierung oft eine Pauschale. „Auch wir werden nicht darum herumkommen.“ Doch vorerst müssen Gäste, die nicht absagen, noch nicht blechen. Gleiches gilt für Haus Crämer in Stockum, den Jever Krog sowie André‘s 1726 in Herbede.

Wenn alle anderen das auch machten, würde etwa Karsten Laux vom Jever Krog mitziehen. Erst neulich hat er sich geärgert, dass eine große Reservierung nicht eingehalten wurde - und die angegebene Telefonnummer nicht stimmte. André Vordenbäumen hat sein eigenes System entwickelt, um an den kommenden Feiertagen leeren Tischen vorzubeugen. „Denn Ostern ist unser stärkstes Geschäft.“

Bei André‘s in Herbede: Mitarbeiter melden sich

„Wir haben unser Personal besser geschult“, sagt der Chef von André‘s 1726. Einen Tag vor dem Termin rufen die Kollegen bei den Gästen an und fragen an, ob es bei der Reservierung bleibt. Kommen dann trotzdem nicht alle, müssen die überzähligen Gerichte zwar bezahlt, können aber in Tupperdosen mit nach Hause genommen werden. Vordenbäumen: „Das finde ich fair. Den Leuten das komplett in Rechnung zu stellen, so weit sind wir noch nicht. Das schreckt nur ab.“ Doch jeder müsse das für sich selbst entscheiden.

Beim Dorfkrug in Heven jedenfalls funktioniert es. In der Regel würden die Gäste nun rechtzeitig absagen. „Drei Tage vorher wäre gut“, so der Wirt. An Ostern hat „Sebo“ übrigens volles Haus. Der Brunch sei an beiden Tagen ausgebucht, heißt es im Netz. Doch vielleicht sagt ja noch jemand ab.

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