Witten. Der Hauptbahnhof Witten ist nach einer Superbewertung im Vorjahr („ausgezeichnet“) nun wieder auf Normalmaß gestutzt worden. Was wird bemängelt?
Nach Bestnoten in 2020, 2021 und auch noch 2022 hat der Wittener Hauptbahnhof im Stationsbericht des VRR für das vergangene Jahr nun etwas schlechter abgeschnitten. In der Gesamtbewertung kommt er er zwar immer noch „ordentlich“ weg. Die Aufenthaltsqualität gilt 2023 aber erstmals wieder als „verbesserungswürdig“.
Damit reiht sich der denkmalgeschützte Bahnhof in das große Mittelfeld ein. Die Profitester des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr stuften 124 von 296 Stationen in NRW als „ordentlich“ ein, das sind 42 Prozent. 2022 und zumindest in den beiden Jahren zuvor konnte Witten der Jury noch ein „ausgezeichnet“ in der Gesamtbeurteilung abringen.
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Dass es diesmal nicht zu „Blau mit Sternchen“ gereicht hat, dürfte vor allem an der diesmal kritischer beurteilten Aufenthaltsqualität gelegen haben. Sie wurde 2022 zumindest noch mit Grün, sprich „zufriedenstellend“, beurteilt. Diesmal, also 2023, wurde daraus ein gelber Smiley. Er bescheinigt dem Bahnhof in dieser Kategorie Verbesserungsbedarf..
Kriterien für die Beurteilung der Aufenthaltsqualität sind vor allem Graffiti, herumliegender Müll, sonstige Verschmutzung, Feuchtigkeit und bauliche Schäden oder Mängel. Ein aktueller Besuch zeigt: Es ist nicht alles sauber, aber morgens um halb neun ist die Reinigungskraft an einem Sonntag ja vermutlich auch noch nicht dagewesen.
Auf der Treppe zum Bahnsteig in Witten liegt Fast-Food-Müll
Auf einer Treppe zum Gleis steht eine braune McDonald‘s-Papiertüte mit Burgermüll vom Vorabend, im Tunnel zu den Bahnsteigen und in der Bahnhofshalle liegt hier und da etwas herum. Neben dem Abfallkorb am Eingang hat jemand eine Netto-Plastiktüte „vergessen“, die alte Lok Friedrich haben die Tauben teilweise vollgekotet. Die Scheibe zum Aufzug hat einen Sprung, aber immerhin funktionieren beide Aufzüge wieder - auch der zu Gleis 3 und vier, nachdem er austauschbedingt monatelang lahmgelegt war.
„Der Bahnhof ist halt alt“, sagt Lena (23) bei einer spontanen Umfrage dieser Redaktion. „Es könnte sauberer sein“, meint ihr Begleiter Lukas (24), der einen Hund dabei hat. „Blöd ist es mit Hund, wenn im Tunnel lauter Scherben liegen und die auch nach drei Tagen noch keiner weggekehrt hat“, spielt er auf einen offenbar zurückliegenden Zwischenfall an. Lukas würde dem Hauptbahnhof eine 3-, Lena eine 3+ geben.
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„Sonst ist morgens aber immer jemand hier, der saubermacht“, sagt Tobias (37), der täglich zur Arbeit nach Bochum fährt, sogar an diesem Sonntag. Zum Gesamtbild des Bahnhofs sagt er: „Natürlich geht es hübscher.“
Tobias zeigt auf die braunen Schimmelflecken am Ende der Fußgängerunterführung zu den Bahnsteigen. „Eigentlich schlimm, dass das so aussieht, obwohl hier bestimmt, zwei-, drei- oder viermal gestrichen wurde. Trotzdem läuft offenbar noch Wasser runter.“ Dabei wurde das denkmalgeschützte Dach oben auf den Gleisen 3 und 4 doch erst vor wenigen Jahren aufwendig erneuert.
Die Böden sind sonst relativ sauber, auch auf den Bahnsteigen und dem städtischen Vorplatz sieht es „ordentlich“ aus. Die Wände in der Bahnhofshalle, für die Privateigentümer Markus Bürger verantwortlich ist, strahlen immer noch relativ hell. Und Graffitis? Schmierereien im Gebäudeinneren gibt es derzeit offenbar nur zwei, am Anfang des Tunnels, wo am Sonntagmorgen ein Obdachloser liegt.
Bei „Fahrgastinformation“ („hervorragend“) und „Barrierefreiheit“ („kein Handlungsbedarf) schneidet der Hauptbahnhof wieder gut ab. Und was ist mit dem Sorgenkind Witten Annen-Nord?
Die Aufenthaltsqualität im Bahnhof Annen gilt als „zufriedenstellend“, die Kundeninfo auch hier als „hervorragend“. Beim Thema „Barrierefreiheit“ stehen die Signale aber weiterhin auf Rot („unzureichend“). Es gibt nur Treppen. Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen oder Fahrradfahrer stehen in Annen nach wie vor auf dem Schlauch.
In der Gesamtbewertung gilt die Station deshalb immer noch als „entwicklungsbedürftig“. Die Annener warten seit Jahren auf eine Modernisierung.