Bochum. Nach 30 Jahren verlässt Heinz Bruns das Haus Kemnade. Auf ihn folgen alte Bekannte der Bochumer Gastronomie. Sie setzen auf neue Trends.
Es war ein schleichender Wechsel, und doch endet im Haus Kemnade eine Ära. Seit Anfang Januar gibt es dort neue Pächter. Heinz Bruns geht nach knapp 30 Jahren als Restaurant-Chef, Josef Kachel und Matthias Hoffmann aus Bochum-Stiepel übernehmen das Restaurant.
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Die neuen Geschäftspartner kennen sich seit Jahrzehnten. Beide haben Erfahrung in der Gastronomie, unter anderem aus dem BVB-Mannschaftshotel. Dort, im l‘Arrivée, haben sie lange für die Dortmunder Fußballmannschaft gekocht. Auch das Haus Kemnade kennen sie: Kachel war neun Jahre lang Küchenchef, Hoffmann hat dort seine Ausbildung gemacht. Kontakt zu Bruns hatten sie regelmäßig, seit Mai 2022 sind sie wieder im Haus Kemnade. Die Idee, das Restaurant zu übernehmen, sei daher etwa zwei Jahre alt. „Wir konnten da schon alles mitgestalten“, sagt Kachel.
Das Haus Kemnade wird weiterhin Wildgerichte anbieten
Im Haus Kemnade konnten sich Kachel und Hoffmann jetzt selbstständig machen. Für die Pächter heißt das, auch „die Schreibtischvariante“ eines Restaurants kennenzulernen. „Wir müssen nicht nur gut kochen können, sondern auch gut wirtschaften“, betont Kachel. Das sei in einem Restaurant wie Haus Kemnade „unfassbar wichtig“.
Anfang Januar haben Kachel und Hoffmann offiziell übernommen, seit dem 10. Januar hat das Haus Kemnade mit den neuen Pächtern geöffnet. Für die Gäste ändere sich dadurch nicht viel, sagt Josef Kachel. Die Innenausstattung hätten sie erst 2022 erneuert. Sie bleibe genauso wie das Angebot aus Restaurant, Feiern, Catering und Menü-Karussell bestehen. „Es wäre unklug, einen Laden, der läuft, zu verändern. Den Charme, das Gewölbe, die nostalgischen Bruchsteine“ – all das würden sie beibehalten wollen. Zudem werde es weiterhin Wildgerichte geben, für die das Haus Kemnade bekannt sei.
Auch das Team im Restaurant sei geblieben. Nur Kachels älteste Tochter sei dazugekommen, sie arbeite im Büro und kümmere sich um Veranstaltungen. Das sei wichtig, hebt Kachel hervor. „Eine Hochzeit ist heute nicht nur Essen und Trinken, sondern ein Event: Welche Husse, welches Weinglas möchte jemand?“
Seit 1995 hat Heinz Bruns das Restaurant geleitet
Auf der Speisekarte werde es ein paar mehr vegetarische und vegane Gerichte geben. Ansonsten würden einige Dinge digitaler werden: das Kassensystem, das Personalsystem, Online-Reservierungen. Auch wenn Änderungen beispielsweise im Personalbereich die Kunden nicht direkt beträfen, würden sie sich indirekt auswirken. „Wenn der Koch gute Laune hat, sehen Sie das auf dem Teller. Wenn der Kellner gute Laune hat, sehen Sie es am Gast“, sagt Kachel. Dafür könnten und wollten er und Hoffmann „die Weichen stellen“.
Heinz Bruns hat das Restaurant 1995 von seinen Eltern übernommen. Aus Altersgründen gibt er es jetzt ab, einen familiären Nachfolger haben er und seine Frau nicht. Dass Josef Kachel und Matthias Hoffmann Haus Kemnade übernehmen, freue ihn sehr, sagt er. Es habe zwar ab und zu Interessenten gegeben, aber Interesse und Durchführung seien zwei verschiedene Dinge. Zudem hätten er und seine Frau einen gewissen Anspruch gehabt, was mit dem Lokal passiert. „Wir haben uns jemanden mit einer soliden Basis für den Gastronomiebetrieb gewünscht, der das weiterführt, was wir aufgebaut haben“, sagt Bruns.
Heinz Bruns bleibt in der Gastronomie
Die ersten Wochen im Restaurant seien für die neuen Pächter gut gelaufen. Es sei gut besucht gewesen, viele Stammgäste seien gekommen. Kachel und Hoffmann hätten „aber auch erlebt, welche Herausforderungen eine Selbstständigkeit bedeutet“, sagt Bruns. In der zweiten Woche sei zum Beispiel die Heizung ausgefallen, kurz nach der Eröffnung sei die Telefonleitung gekappt worden. Seitdem stünden Kachel und Hoffmann ohne WLAN da, über das zum Beispiel die Kasse laufe.
Als Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und auf Ausbildungsmessen will Bruns weiterhin in der Gastronomie-Szene bleiben. Aus Haus Kemnade verschwinde er außerdem nicht ganz, sondern bleibe als Berater. „Er ist der Mann, der weiß, wo welcher Stein liegt, wo welche Wasserleitung verläuft. Wir haben 1200 Fragen, die er beantworten kann“, sagt Josef Kachel.
Das ist auch Bruns bewusst. „Es gibt viele Dinge, die ich im Objekt kenne, die andere nicht wissen können.“ Deshalb wolle er den beiden weiterhin zur Seite stehen. Für die neuen Pächter sei es schön, auf diese Erfahrungswerte zurückgreifen zu können. Kachel betont: „Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren.“