Witten. In Herbede wird auch für Vierbeiner gekocht. Dort gibt‘s das wohl einzige Restaurant in Witten mit tierischer Speisekarte. Hunde, hereinspaziert.
Im Jever Krog kriegen nicht nur Menschen was auf die Gabel: Das Restaurant an der Meesmannstraße in Herbede ist das vermutlich einzige in Witten, das eine Speisekarte speziell für Hunde anbietet. Während Herrchen und Frauchen also Schollenfilet oder Friesenschnitzel schlemmen, darf Bello sich über Gulasch oder Steak freuen.
Inhaber Karsten Laux und Ehemann Patrick Thimm sind selbst Tierfreunde und haben drei Hunde: Australian-Shepherd-Mix Max, Schäferhund-Mix Snickers und Pia, eine Mischung aus Pinscher und französischer Bulldogge. Speisen sie selbst im Restaurant, dann lassen sie das Trio allerdings lieber zuhause. „Die netten Nachbarn passen auf“, sagt Laux. Trotzdem gefiel ihnen, was sie im Urlaub in Binz auf Rügen in einem Lokal entdeckten: die Speisekarte speziell für Vierbeiner. „Wir fanden das witzig.“
Im Jever Krog seien Hunde schon immer gerngesehen, so Karsten Laux. Einen Napf mit Wasser und ein Leckerli mit der Rechnung – auch das gibt es schon lange und natürlich weiterhin. Doch nach dem Ostseeurlaub ließen er und sein Partner spezielle Näpfe anfertigen. Die sind blau – wie so manches im Restaurant – und tragen seinen Schriftzug.
Wittener Restaurant serviert Hunden Kauknochen und Steaks
Darin serviert Mitarbeiterin Kerstin Hundacker (58) zum Beispiel „Snickers’ Menü“. Dahinter verbergen sich saftige Fleischstücke mit Soße „an der gemeinen Nudel“. Tatsächlich krönt das Ganze eine kleine Portion Spaghetti – die die Tiere auch gern verputzen. Der Namensgeber selber macht es vor. Nur die Tomate lässt er links liegen. Aber die war ja auch nur Deko.
Was es noch gibt? 150 Gramm Schweinesteak, selbstverständlich ungewürzt gebraten. Aber auch einen Knabber-Mix sowie Kauknochen zum Dessert oder zur Zahnpflege. „Die gehen gut“, weiß Kerstin Hundacker. Insgesamt sechs Angebote zwischen 1,90 und 6,90 Euro stehen auf der tierischen Speisekarte. Die gibt es inzwischen schon rund vier Jahre, wird also offenbar gut angenommen.
„Wir haben viele Gäste mit Hund“, bestätigt Karsten Laux. Dabei sei es noch nie zu Problemen mit Nicht-Hundebesitzern gekommen. Doch natürlich gelten auch für die vierbeinigen Gäste Regeln. Sie sollten ruhig am Tisch sitzen- oder liegenbleiben. „Viele bringen extra eine Decke oder ein Körbchen mit.“ Zubereitet würden die Speisen ganz normal in der Küche. Da gebe es keine speziellen Vorgaben. Laux: „Wir verwenden ja für Menschen abgenommene Lebensmittel.“
Wittener Wirt über die Situation in der Pandemie
Der gelernte Koch hat den Jever Krog, in dem er bis dahin angestellt war, am 1. April 2014 übernommen. „Ich wollte schon immer ein eigenes Restaurant.“ Und bis vor Corona lief es gut. Patrick Thimm, der mal Bio und Chemie studiert und sich dann mit einem Hausmeisterservice selbstständig gemacht hatte, hilft mit, wo er kann. Doch in der Pandemie sei der Umsatz – wie bei den meisten Gastronomen – stark eingebrochen.
„Staatliche Hilfen haben uns über die schlimmste Zeit hinweggeholfen, aber nur unter extremsten Anstrengungen“, so Thimm. Längst haben sie nicht nur montags geschlossen. Auch Dienstag ist Ruhetag und in den Ferien bleibt mittwochs und donnerstags am Mittag die Küche kalt. Die Speisekarte fällt nun etwas kleiner aus. Sie suchen dringend Aushilfen – ohne Erfolg.
Die Inflation tut ein Übriges: Um zehn Prozent haben sie die Preise angehoben. Ein Bier (0,3 Liter) kostet statt 2,80 jetzt drei Euro. Laux: „Eigentlich müssten wir alles um 30 bis 40 Prozent teurer machen.“ Aber die Gäste blieben auch so schon weg, gerade jetzt in den Ferien. „Viele haben die Chance genutzt, endlich mal wieder in den Urlaub zu fahren.“ Jetzt hofft das Team auf die Zeit danach.
Wittener Paar zieht bald auf einen großen Hof
Im zweiten Halbjahr sollen wieder die klassischen Events von vor Corona auf dem monatlichen Programm stehen: Weinprobe, Krimi-Dinner, Friesenschmaus, Oktoberfest. Und im nächsten Jahr setzt der Jever Krog dann auf Bio-Lebensmittel aus eigener Produktion. Denn das Paar zieht bald um von Stockum nach Sprockhövel – auf einen großen Hof mit zwei Hektar Land.
Dort kümmert sich Patrick Thimm gerade um die Renovierung. Im September will er außerdem den Acker umpflügen lassen und im Frühjahr mit Kohlrabi und Radieschen loslegen. Marmelade vom Kirschbaum hat er schon eingekocht. „Die wollen wir demnächst zum Verkauf anbieten.“
Ob Hundespeisekarte oder Bio-Salat: Die beiden lassen sich trotz vieler Frust-Momente immer wieder etwas Neues einfallen. „Schließlich“, sagt Laux, „möchte ich das Restaurant auch die nächsten 20 Jahre noch betreiben“.