Witten. Küsterin Margitta Stehmeier geht nach 37 Jahren in den Ruhestand. Ihr Engagement war außergewöhnlich. Ehrenamtlich bleibt sie weiter aktiv.
Margitta Stehmeier ist aus dem Ortsteil Schnee in Witten-Rüdinghausen nicht mehr wegzudenken. 37 Jahre stand sie im Dienst der evangelischen Gemeinde. Jetzt geht die Küsterin in den Ruhestand, mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge. Offiziell wird sie am Sonntag, 24. März, in einem Gottesdienst um 11 Uhr im Gemeindehaus am Hackertsbergweg 28a verabschiedet. Sie bleibt der Gemeinde trotzdem erhalten.
37 Jahre Küsterin: Erinnerungen, die ein Buch füllen können
Im Grunde hat Margitta Stehmeier ihr ganzes Leben „Auf dem Schnee“ verbracht. Mit dem Ort verbindet sie viel. Sie wuchs zusammen mit ihrer Schwester im Gemeindehaus neben dem Friedhof auf. Später hat sie dort auch geheiratet. Schon ihre Eltern waren als Küster und Grabpfleger tätig. Im Januar 1987 ist die heutige 65-Jährige dann offiziell in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten. Sie wurde mit 29 Jahren Küsterin und kehrte somit wieder in das Gemeinde- und Elternhaus am Hackertsbergweg zurück, das sie als junge Frau verlassen hatte.
„Eigentlich habe ich aber immer fünf Jobs gemacht“, scherzt die Wittenerin. Damit meint sie ihre Rollen als Hausfrau, Mutter, Friedhofsgärtnerin, Küsterin und gelernte Schneiderin. Die Gemeinde Schnee ist bis heute ihr Zuhause. Viele ältere Einwohner kennen sie schon seit Kindheitstagen. Bekannt ist Margitta Stehmeier auch über den Ortsteil hinaus. Oftmals werde sie auch in anderen Stadtteilen angesprochen.
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„Ich habe hier so viel erlebt, darüber könnte ich ein Buch schreiben“, sagt die scheidende Küsterin. Sie spricht von besonderen Begegnungen und tollen Gemeindefesten - mit Pommeswagen und Band. Auch ihre Tochter und ihr Sohn sind im Gemeindehaus aufgewachsen. „Als mein Sohn geboren wurde, läuteten die Glocken. Jeder auf dem Schnee wusste Bescheid“, erinnert sich die 65-Jährige.
Nähen für frühgeborene Kinder und die Palliativstation
„Sie hat große Dienste für die Gemeinde geleistet“, sagt Gisela Buschmann, die seit Jahren ehrenamtlich in der Gemeinde tätig ist. Die Küsterin habe immer ein offenes Ohr für die Menschen und halte die Gemeinde zusammen. Das Engagement sei außergewöhnlich. „Persönliche Gespräche mit ihr machen den Schnee aus“, sagt die 73-Jährige über Margitta Stehmeier.
Das Nähen hat die gerlente Schneiderin ihr ganzes Leben lang begleitet. „Wenn ich mal gestresst bin, greife ich zur Nähmaschine“, sagt sie. Damit hat sie schon viel Gutes bewirkt. Seit sechs Jahren näht die Küsterin mit anderen Frauen Kleidung für frühgeborene Kinder. Dienstags leitet sie einen Nähkurs. Außerdem näht sie immer mittwochs im „Kreis der sozialen Projekte“ für eine Palliativstation. Alles natürlich ehrenamtlich.
Margitta Stehmeier: „Ich gehöre einfach hierhin“
Auf ihre Rente hat sich Margitta Stehmeier eigentlich gefreut. Als es dann ernst wurde, hat sie dann doch gemerkt: „In meinem Job steckt so viel Herzblut.“ Sie möchte sich deshalb weiter ehrenamtlich für die Gemeinde engagieren. Einen offiziellen Nachfolger gibt es ohnehin nicht.
„Ich gehöre einfach hierhin“, sagt die Wittenerin. Wichtig ist ihr noch zu erwähnen: „Die Gemeinde stirbt nicht, wenn ich jetzt in den Ruhestand gehe.“ Ihre Haustür stehe für die Menschen weiterhin offen. Regelmäßige Veranstaltungen wie die „Waffelrunde“ am Samstag betreue sie selbstverständlich weiterhin.
Und was hat sie sonst noch in ihrem Ruhestand vor? Im „hohen Alter“ habe sie mit Skifahren angefangen. Außerdem freut sie sich auf so manche Tour mit dem neuen E-Bike und ihrem Lebenspartner. „Wenn denn das Wetter mal stimmen sollte.“ Und dann sagt sie noch einen Satz zum Abschied: „Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden mit meinem Leben und möchte gar nicht so viel ändern.“
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