Witten. „Ausgezeichnet“ ist der Hauptbahnhof Witten laut den Testern des VRR. Im neuen Stationsbericht schneidet Annen hingegen wieder schlecht ab.
Der Hauptbahnhof in Witten ist „ausgezeichnet“ – zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), bei dem alle 294 Haltestellen für Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahn von professionellen Testern bewertet wurden. Deutlich schlechter hat dagegen der Bahnhof Annen-Nord abgeschnitten. Er ist laut Bericht „entwicklungsbedürftig“.
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Betrachtet wurden die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit der Haltestellen. Der Hauptbahnhof erhält Bestnoten für die beiden letzten Kategorien, Abzüge gibt es aber für die Aufenthaltsqualität. Diese ist laut Urteil der Tester „zufriedenstellend“ – das ist immerhin die zweitbeste Note in dem vierstufigen Bewertungssystem des VRR.
Annen fällt bei der Barrierefreiheit komplett durch
Annen hingegen gilt in dieser Kategorie als „verbesserungswürdig“, die zweitschlechteste Bewertung. In die Beurteilung der Aufenthaltsqualität fließen etwa die Sauberkeit, bauliche Mängel aber auch der Zustand der Ausstattung wie Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und Fahrkartenautomaten ein. Beim Vor-Ort-Besuch der Tester im Dezember 2020 waren etwa zwei Leuchten im Zugangsbereich defekt. Das hier Handlungsbedarf besteht, ist schon seit vielen Jahren klar. Auch im letzten Jahr schnitt die Station erneut schlecht ab, der VRR mahnte Modernisierungen an. Doch passiert ist seitdem nichts.
Noch schlechter allerdings schneidet der Haltepunkt bei der Barrierefreiheit ab: Hier herrscht laut VRR „sehr hoher Handlungsbedarf“ – denn ein Zugang zu den Bahnsteigen ist für Menschen im Rollstuhl oder mit anderen Einschränkungen nicht gewährleistet, da es weder einen Aufzug noch Rampen gibt.
Hauptbahnhof Witten ist einer der besten 23 Haltestellen im VRR
Wer vor Ort wohnt oder schon einmal in Annen ein- oder ausgestiegen ist, den überrascht das Urteil der Tester nicht: „Es ist wirklich kein schönes Willkommen, das man dort bekommt“, sagt etwa Vivian Knoth vom Kreativquartier Annen. Der Verein möchte deshalb unter anderem die Unterführung am Bahnübergang aufhübschen. Doch noch fehlen dazu die nötigen Mittel.
Der Hauptbahnhof hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verbessert. Damals zogen vor allem Graffiti an den Wänden die Gesamtnote nach unten. Im aktuellen Bericht ist der Halt an der Bergerstraße einer der 23 besten im Test. Rund 40 Prozent aller Haltestellen des VRR seien in einem sehr guten bis ordentlichen Zustand, 60 Prozent hingegen schnitten negativ ab, darunter Annen.
Land, Bahn und VRR haben fünf Millionen in die Modernisierung des Bahnhofes gesteckt
Im vergangenen Jahr war der Hauptbahnhof für den neuen RRX modernisiert worden. Das Land NRW, der VRR und die Deutsche Bahn haben insgesamt mehr als fünf Millionen Euro in den Umbau investiert. Unter anderem wurde der Bahnsteig auf 220 Meter verlängert, damit die längeren Züge des RRX dort halten können. Zudem wurde der Bahnsteig auf Gleis 1/2 abgesenkt, damit dort ein barrierefreier Einstieg möglich ist. Wegen der Absenkung mussten die Dachstützen saniert werden. Auch die Beleuchtung und Beschallung wurden aufgemöbelt. Sitzbänke, Vitrinen und die Wegeleitung wurden erneuert bzw. ergänzt.
Bahnhofsgebäude wurde umfangreich saniert
Das Bahnhofsgebäude in Witten ist in privater Hand. 2010 kauften es die beiden Wittener Markus Bürger und Radomir Zecevic, die gemeinsam die Marketingagentur Time Trax betreiben.
Nach und nach ließen die neuen Eigentümer das historische Gebäude aus dem Jahr 1901 sanieren. Insgesamt drei Millionen Euro steckten sie in das Projekt. Anfang 2020 war der Umbau abgeschlossen.
In Annen ist laut VRR-Bericht die Deutsche Bahn für die Treppe zuständig. Für die Unterführung der Eigentümer des dortigen Einkaufszentrums.
Für den aktuellen Bericht hat der Verkehrsverbund seine Kriterien im Vergleich zu den Vorjahren angepasst. So ist etwa die Barrierefreiheit erstmals berücksichtigt worden. Insgesamt ist die Erwartungshaltung des Fahrgastes in den Mittelpunkt der Bewertung gerückt. Bahnhofsgebäude und Bahngleise werden nicht mehr gesondert bewertet, sondern als Einheit betrachtet, da auch der Bahnkunde sie als solche wahrnimmt.
Den vollständigen Bericht findet man hier.
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