Witten. Der Wittener Hauptbahnhof schneidet im VRR-Stationsbericht wieder hervorragend ab – aber nicht mehr so gut wie im Vorjahr.
Der Hauptbahnhof in Witten ist wieder „ausgezeichnet“ – zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Dabei wurden alle 295 Haltestellen für Regionalexpress, Regionalbahn oder S-Bahn von professionellen Testern bewertet. Allerdings: Beim Punkt „Aufenthaltsqualität“ schneidet der Bahnhof schlechter ab als noch im Jahr zuvor.
Während im letzten Stationsbericht noch alle Bewertungsampeln für den Wittener Hauptbahnhof auf Blau – Hervorragend / Ausgezeichnet – standen, sind es jetzt nur noch drei von vier. Blau, die beste Note im vierstufigen Bewertungssystem des VRR, gibt es weiterhin für die digitale Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit. Bei der Aufenthaltsqualität ist die Ampel auf Grün – „Zufriedenstellend“ – gewechselt. Insgesamt reichen diese Noten aber immer noch für ein „Ausgezeichnet“ in der Gesamtbewertung. Damit ist der Hauptbahnhof Witten unter fast 300 Bahnhöfen eine von nur 37 Stationen, die dieses Prädikat vom VRR verliehen bekommen hat.
Besitzer des Wittener Bahnhofs kann sich Abwertung nicht erklären
Wie es zu der leichten Abwertung in Sachen Aufenthaltsqualität gekommen ist, kann Markus Bürger, der Besitzer des Bahnhofgebäudes, nicht verstehen. Die einzige Erklärung, die ihm einfällt: „In der Corona-Zeit hatten die Geschäfte früher geschlossen und ihren Service eingeschränkt. Daran könnte es liegen.“ Tut es nicht: Herumliegender Müll, Graffiti und Schäden insbesondere durch Scratching an Wetterschutzhäusern seien die Ursache, teilt der VRR auf Nachfrage mit.
Insgesamt hat sich die Situation an den Bahnhöfen nach Angaben des VRR positiv entwickelt. 55 Prozent aller Stationen hätten tendenziell positiv abgeschnitten, 2021 waren es nur 50 Prozent. Zu den Bahnhöfen, die schlecht abgeschnitten haben, gehört einmal mehr der Bahnhof Annen-Nord. Er ist laut Bericht weiterhin „entwicklungsbedürftig“.
Wie in den Vorjahren wird die fehlende Barrierefreiheit bemängelt. Hier gebe es „sehr hohen Handlungsbedarf“ – so wie bei 95 weiteren Stationen im untersuchten Gebiet. Bekanntlich fehlt immer noch ein Aufzug für Rollstuhlfahrer. Für die Fahrgastinformation gibt es hingegen ein „Hervorragend“, für die Aufenthaltsqualität ein „Zufriedenstellend“. Damit liegen Hauptbahnhof und Annen-Nord in diesem Punkt nun gleichauf – was angesichts der unansehnlichen Unterführung in Annen manchen überraschen dürfte.
So werten die Tester
Viermal im Jahr schwärmen die Profitester der VRR aus und besuchen jede der 295 Stationen im Verbundgebiet. Die Quartalsdaten, die sie dabei sammeln, werden im Jahresergebnis dann gemittelt. In ihre Beurteilung der Aufenthaltsqualität fließen etwa Sauberkeit, bauliche Mängel, herumliegender Müll, aber auch der Zustand der Ausstattung ein, also Sitzgelegenheiten, Beleuchtung und Fahrkartenautomaten. Auch Graffiti führen zu einer Abwertung, seit einer Umstellung der Methodik im Jahr 2020 aber nicht mehr so stark.
Lesen Sie auch:
- Situation am Bahnhof Annen-Nord nicht länger tolerierbar
- Der Hauptbahnhof Witten: Angstraum oder attraktiv?
- Abstellanlage für Fahrräder am Wittener Bahnhof ist fertig
Der Wittener Hauptbahnhof, der täglich von 12.000 bis 14.000 Menschen genutzt wird, gilt als Vorbild für andere Städte. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach hatte ihn erst 2021 als „Paradebeispiel“ für andere Standorte in NRW gelobt. „Das ist wirklich ein einladender Ort geworden“, so die CDU-Politikerin. Im Jahr 2010 hatten die beiden Wittener Markus Bürger und Radomir Zecevic das historische Gebäude aus dem Jahr 1901 gekauft und Stück für Stück sanieren lassen – für insgesamt rund drei Millionen Euro.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Seither schneidet der Hauptbahnhof in den Stationsberichten des VRR regelmäßig mit Bestnoten ab. Das zeige, dass sich das „hartnäckige Kümmern“ gelohnt habe, so Investor Markus Bürger zufrieden. „Denn das Kümmern ist das eigentlich Entscheidende.“