Witten. Seit Monaten gibt es an der Johannisstraße in Witten Streit um kostenlose Parkplätze. Jetzt stellt sich heraus: Die Stadt hat falsch beschildert.
Darf man hier nun parken oder nicht? Für viele Autofahrer stellt sich diese Frage an der unteren Johannisstraße in Witten nicht. Denn auf dem kleinen Abschnitt zwischen Ruhrstraße und Obergasse steht derzeit kein Halteverbotsschild. Erst ab der Obergasse weist ein Schild darauf hin, dass man sein Auto nur in gekennzeichneten Flächen und gegen Gebühr abstellen kann. Die bis zu fünf kostenlosen und zeitlich unbefristeten Plätze Richtung Ruhrstraße sind deshalb heiß begehrt. Die ansässigen Geschäftsleute hat das schon einige Nerven gekostet.
„Jeden Tag gibt es hier Probleme“, ärgert sich Vu Van Ly, Inhaber des Imbisses „Asia Nudeln“. „Das ist, als ob man ein paar Kindern Bonbons hinwirft. Kein Wunder, dass es da Streit gibt.“ Denn wo sonst findet man in der Innenstadt und drumherum kostenfreie Parkplätze? Auf dem angrenzenden Kornmarkt und entlang der restlichen Johannisstraße zahlt man pro Stunde einen Euro. Länger als zwei Stunden darf man dort nicht parken. „Das ist doch Unsinn, dass man ausgerechnet hier nichts bezahlen muss“, findet Vu.
Immer wieder Streit um Parkplätze in den vergangenen Monaten
In den letzten Monaten habe es deshalb immer wieder Streit um die Abstellmöglichkeiten gegeben, erzählt der Gastronom. Da hätten sich auch schon ältere Damen mit jungen Autofahrern gefetzt. Darüber, wer zuerst dagewesen sei. Wer sein Auto vor den Hausnummern 4 und 4a abstellen möchte, muss wenden. Das ist entweder am Ende der Johannisstraße möglich, wo diese mit Pollern zur Ruhrstraße hin abgebunden ist – und wo Fußgänger entlanggehen. Oder aber in der schmalen Obergasse.
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Nicht nur so kann es an sich schon schnell zu brenzligen Situationen kommen. Vu hat auch schon beobachtet, wie sich Autofahrer mehr oder weniger ein Wettrennen um die Plätze geliefert haben. Während die eine Person am Ende der Johannisstraße dreht, nutzt die andere die Obergasse und versucht so, früher am freien Parkplatz zu sein.
Geschäftsinhaber ärgern sich über Dauerparker
Auch im Männer-Friseursalon „New Look“ und dem Daud-Kiosk ist man auf die Parkplätze vor der Tür nicht gut zu sprechen. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Inhaber Kanjer vom Friseursalon. Ihn stören vor allem die Dauerparker, die jetzt vor seinem Laden stehen. Denn so ist auch keine Straßenreinigung mehr möglich. Immer mehr Zigarettenkippen sammeln sich am Straßenrand. Oft würden dort auch über längere Zeit Lkw stehen. „Man sieht dann mein Geschäft nicht mehr.“
Dem kann Farmane Marcus vom Kiosk nebenan nur zustimmen. Ihre Kunden würden oft denken, der Laden sei geschlossen, wenn er von einem Lkw verstellt ist. „Ich habe schon oft versucht, mit den Leuten zu reden und bitte sie, dort nicht zu parken. Aber sie streiten nur mit mir“, sagt Marcus. Schließlich gibt das nicht vorhandene Halteverbotsschild ihnen recht.
Vor dem Umbau war Parken nicht erlaubt
Früher, sagen die Geschäftsleute, habe ein Schild an einem der Laternenpfosten auf ein eingeschränktes Halteverbot hingewiesen. Die Möglichkeit, kurz zu halten, hätten Kunden des Asia-Imbisses gern genutzt, um dort bestelltes Essen abzuholen. Jetzt aber sind die Stellplätze dauerhaft belegt. Zum Teil offenbar von Anwohnern, aber auch von Menschen, die in der Stadt arbeiten.
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Die Geschäftstreibenden wünschen sich das eingeschränkte Halteverbot sehnlich zurück – oder zumindest eine Bewirtschaftung der Parkplätze. Doch was ist passiert? Das Halteverbotsschild sei bereits im Zuge der Umbaumaßnahmen an der Johannisstraße 2021/22 neu aufgestellt worden, erklärt auf Nachfrage die Stadt. Aufgefallen ist es aber erst jetzt, nachdem die SPD durch Beschwerden von Anwohnern auf das Thema aufmerksam wurde. Deren wirtschaftspolitischer Sprecher Armin Suceska drängte in einer gemeinsamen Anfrage mit den Grünen an die Stadt darauf, die Parkregelung zu überprüfen. Und die Antwort überrascht.
Stadt hat Schild falsch aufstellen lassen
Es sei „verkehrstechnisch geplant“ gewesen, dass auf der gesamten Johannisstraße zwischen Ruhrstraße und Kreisverkehr nur gebührenpflichtig geparkt werden darf, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme von Bürgermeister Lars König. Dies sei von der Verwaltung auch so angeordnet worden. Aufgrund „technischer Begebenheiten des Standorts“ sei das Verkehrsschild dann aber dort aufgestellt worden, wo es heute steht. „Wobei die Auswirkungen, die sich nun dadurch ergeben, nicht erkannt worden sind.“
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Nun will die Stadt die Gegebenheiten vor Ort noch einmal überprüfen und einen neuen Standort für das Halteverbotsschild festlegen – und zwar umgehend. Dann soll der Bauhof es versetzen, abhängig von „Kapazitäten und Prioritäten“. „Da können wir dann wieder nur hoffen, dass die Verantwortlichen diese Angelegenheit in der Prioritätenliste ziemlich weit nach vorne
rücken“, so SPD-Mann Suceska.
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