Witten. Patrick Spengler ist neuer Inhaber der Augenoptik an der Stadtgalerie Witten. Sein Vater hat sich beruflich verändert - und arbeitet als Pilot.
Seit über 30 Jahren gibt es Optik Spengler in der Wittener Innenstadt. Der Siegeszug der großen Brillen-Ketten hat dem kleinen Familienbetrieb nichts anhaben können. Nun übergibt der Vater an den Sohn. Patrick Spengler (34) verkauft künftig die maßgeschneiderten und hochwertigen Gläser.
Die Kundinnen und Kunden gegenüber der Stadtgalerie wird das wenig überraschen. Gefühlt ist Patrick Spengler seit Jahren der Chef, auch weil man den Senior zuletzt kaum noch gesehen hat. Nun hat der „Junior“ die Regie mit allen Risiken und seine fünf Mitarbeiter vollends übernommen.
Vater Ingo Spengler ist als Pilot unterwegs
Augenoptikermeister Ingo Spengler, der sich 1993 selbstständig gemacht hat, hat sich nämlich schon vor einigen Jahren beruflich verändert. Inzwischen arbeitet der 62-Jährige, der sich noch in seiner aktiven Zeit als Optiker zum Berufspiloten ausbilden ließ, als Flugbetriebsleiter für eine Vermessungsfirma. Im Einsatz ist der Pilot zum Beispiel für den Geo-Dienst Google-Maps. Vom Flugzeug aus wird die Landschaft fotografiert. Mit stets zwei Brillen im Gepäck ist der (Ex-) Optiker regelmäßig im Cockpit unterwegs.
Sohn Patrick sah schon als Kind seine Zukunft zwischen Gläsern und Gestellen. „Ich habe Spaß daran, Leuten ein besseres Sehen zu ermöglichen“, sagt Spengler. 2006 ging er in die Lehre, 2013 zog der gesamte Betrieb um. 2018 beendete er die Meisterschule. Vor etwa einem Jahr ließ der Familienbetrieb die Fassade neu streichen - und erntete viel Lob für die qualitätvolle Außengestaltung.
Zielgruppe im hochpreisigen Segment
In den letzten Jahren hat sich das Brillengeschäft deutlich gewandelt, findet Patrick Spengler. „Das Kassengestell gibt es nicht mehr. Die Brille ist ein Modeaccessoire, die Leute wechseln sie viel schneller.“ So erklärt es sich, dass der größere Teil der Stammkunden Frauen sind. „Heutzutage braucht man am Tag mehr als eine Brille“, erklärt der Optiker. Für den Sport, fürs Fahrradfahren, als Sonnenbrille oder PC-Arbeitsplatzbrille lassen sich die Menschen verschiedene Variationen anfertigen.
Optik Spengler sieht ihre Zielgruppe im hochpreisigen Segment, bei maßgeschneiderten Brillenlösungen, die die Filialisten in dieser Form eher nicht bieten. Zwei weitere Nischen hat der Betrieb für sich entdeckt: Sportoptik etwa, für Mountainbiker oder Skifahrer. Es gibt im Geschäft sogar einen Windsimulator, vor dem man testen kann, wie stark der Wind in die Augen bläst - oder eben nicht.
Eine andere Nische sind elektronisch vergrößernde Sehhilfen. Diese Superlupen erweitern das „Ziel“ bis auf das 20-fache und werden von Menschen genutzt, die teils nur noch zehn Prozent ihrer Sehkraft haben.
Im Trend sind knallige und farbige Brillengestelle
Immer mehr werde nach Terminvergabe gearbeitet, den Kunden wird dabei viel Zeit gewidmet. Auch deswegen konnte Optik Spengler die Öffnungszeiten eingrenzen. Geöffnet ist nun werktags bis 18 Uhr, samstags bis 14 Uhr. „Längere Öffnungszeiten sind nicht notwendig“, findet der junge Chef.
Wohin geht die Brillenmode? Worauf sollte man seinen Blick schärfen? „Viel Farbe ist im Trend“, so Spengler. Im Kunststoffbereich werden die Brillen groß und richtig auffällig. Auch Gestelle in Gold und Roségold sind weiter gefragt, „weil sie auch bei blassen Hauttypen wirken.“
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Die Zahl der Brillenträger in Witten bleibt übrigens gleich. Ganz stark ist zurzeit die „Babyboomer“-Generation, bei der alle eine Gleitsichtbrille tragen. Hinzu kommen viele junge Leute, die aufgrund ihres digitalen Alltags schon früh unter Kurzsichtigkeit leiden. Patrick Spengler trägt eine markante schwarze Brille. Die ist doch viel zu schön, um notwendig zu sein? Patrick Spengler gibt grinsend zu: „Ich habe eigentlich ganz geringe Brillenwerte.“
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