Witten. Der Parkdruck in Wittens Breddeviertel ist gewachsen – und Katharina Bartsch explodiert. Die Anwohnerin will die Lage nicht länger hinnehmen.

Der Parkdruck im Breddeviertel und den angrenzenden Innenstadt-Quartieren nimmt immer mehr zu. Viele Bewohner wissen – trotz Anwohnerparkausweis – einfach nicht mehr, wohin mit ihrem Auto. Katharina Bartsch hat ihren Wagen deshalb auf dem kostenpflichtigen Platz an der Gedächtniskirche abgestellt und prompt ein Knöllchen kassiert. Das war der Tropfen, der das Fass für die 39-Jährige zum Überlaufen gebracht hat. Sie fordert von der Stadt endlich Lösungen für das Problem – und hat selbst einige Vorschläge auf Lager.

Katharina Bartsch und ihr Sohn Henry sind mit ihrer Klage nicht allein. Spontan sind auch Micha Ströhmann, Svenja Schmidt, Olga Lust und Monika Schimpf (v.l.) zum Fototermin gekommen. Weitere Anwohner unterstützen nach Angaben von Katharina Bartsch das Anliegen.
Katharina Bartsch und ihr Sohn Henry sind mit ihrer Klage nicht allein. Spontan sind auch Micha Ströhmann, Svenja Schmidt, Olga Lust und Monika Schimpf (v.l.) zum Fototermin gekommen. Weitere Anwohner unterstützen nach Angaben von Katharina Bartsch das Anliegen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

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Katharina Bartsch hat einen der begehrten 437 Parkausweise für die Zone F. 30 Euro kostet der im Jahr – doch er bringt ihr wenig. Oft müsse sie durchs stundenlang durchs Viertel kreisen, um einen Parkplatz zu finden. Immer öfter sei die Suche vergeblich.

„In den letzten Wochen gab es hier im Quartier so viele Baustellen, an der Beethovenstraße, an der Uthmannstraße, am Rathaus – und dann noch der Umbau am Karl-Marx-Platz. Ich bin wirklich verzweifelt!“ sagt sie. Inzwischen würde sie sich abends kaum noch trauen wegzufahren, aus Angst, später wieder keinen Parkplatz zu bekommen. „Das kann es doch wirklich nicht sein!“

Wittenerin erwartet Entschuldigung von der Stadt

Das Knöllchen, das sie kassiert hat, als sie sich dann in ihrer Not auf den Platz an der Gedächtniskirche gestellt hat, empfindet die Wittenerin als Frechheit. „Ich erwarte von der Stadt in dieser Situation eigentlich, dass sie mir kein Bußgeld aufbrummt, sondern eine Entschuldigung schreibt.“ Sie will das nicht länger hinnehmen – weder die Knöllchen noch die Parksituation. Zusammen mit weiteren Betroffenen fordert sie die Stadt auf, endlich Maßnahmen zu ergreifen.

Die leerstehende Galeria-Tiefgarage könnte den Menschen im Breddeviertel Entlastung bringen: Das meint auch Anwohnerin Monika Schimpf.
Die leerstehende Galeria-Tiefgarage könnte den Menschen im Breddeviertel Entlastung bringen: Das meint auch Anwohnerin Monika Schimpf. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Bislang blieb ihr Kampf erfolglos. In mehreren Anrufen bei der Stadt versuchte Katharina Bartsch, erste Änderungen zu erreichen. An der Gedächtniskirche müsse die Verwaltung ein Auge zudrücken, wenn Anwohner dort stehen. In der Breddestraße könne die zweite Straßenseite zum Parken freigegeben werden. Doch mit diesen Vorschlägen stieß die 39-Jährige auf taube Ohren.

Knöllchen wird nicht zurückgenommen

Der Parkplatz könne nicht freigegeben werden, weil damit die Grenzwerte der Straßenverkehrsordnung fürs Anwohnerparken überschritten werden würden, teilt die Stadt mit. Und in der Breddestraße, so erfuhr die wütende Anwohnerin, brauche die Feuerwehr vorm Gymnasium den Platz, wenn es zum Einsatz komme. „Wieso brauchen die da mehr Platz, die Logik erschließt sich mir nicht“, schimpft sie. „Die Häuser sind hier doch alle gleich hoch.“ Auch ihre Forderung, das Knöllchen zurückzunehmen, wurde nicht erfüllt. Das wäre eine Ungleichbehandlung den anderen gegenüber, so die Stadt.

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Als „Frechheit“ empfindet die alleinerziehende Mutter den Vorschlag, sich privat einen Parkplatz anzumieten – etwa im Novum oder Citycenter. Abgesehen von den Kosten: „Soll ich dann von dort mit der Straßenbahn nach Hause fahren?“ Sie fordert die Stadt stattdessen auf, die leerstehende Kaufhof-Tiefgarage für Anwohner öffnen zu lassen. Doch auch da winkt die Verwaltung entschieden ab: Die sei schließlich nicht in städtischem Besitz.

Nur eine Berechtigung, keine Garantie

Außerdem sei es nun einmal so: „Es gilt wie immer: Ein Bewohnerparkausweis berechtigt zum Parken. Er garantiert es aber nicht“, sagt Stadtsprecherin Lena Küçük. Der Platz sei nun einmal begrenzt. Wegen der mehr und größer werdenden Autos und der wachsenden Anforderungen etwa für Barrierefreiheit, Fußverkehr und Fahrräder sei langfristig ohnehin eher von einem Stellplatzrückgang auszugehen. Folge: „Wer einen garantierten Stellplatz haben möchte, muss ihn privat mieten“, so Küçük. Sie bringt das Problem auf den Punkt: „Immer mehr Menschen wollen wieder zentral wohnen. Sie bringen aber auch Autos mit und gleichzeitig das Bedürfnis nach Aufenthaltsqualität und Grün und Nahversorgung. Das ist die Quadratur des Kreises.“

Parksituation am Karl-Marx-Platz

Die Bauarbeiten für die Aufwertung des Karl-Marx-Platzes haben das Parkproblem verschärft. Nach dem Umbau wird der Karl-Marx-Platz wieder ein begrünter Quartiersplatz mit hohem Aufenthaltswert sein. 37 der 53 Stellplätze fallen dadurch weg.

Die zukünftige Situation wird so sein: Nur noch zehn Parkplätze auf dem Platz (davon zwei mit Lademöglichkeit), vier im Bereich der Feuerwehrzufahrt zum Weichenwerk, zwei im Bereich der Gastronomie, und etwa 14, die privat durch die Firma Dekon an Anwohner vermietet werden sollen.

Hoffnung setzt die Stadtsprecherin in das Mobilitätskonzept Innenstadt, das im Spätsommer den politischen Gremien zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Dadurch würden zwar keine neuen Stellplätze geschaffen. „Jedoch kann ein optimiertes Parkraummanagement die Situation potenziell etwas beruhigen.“

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Katharina Bartsch will sich mit dieser Aussicht nicht zufriedengeben. Sie hat inzwischen eine Rechtsanwältin eingeschaltet. Und fordert zusammen mit ihren Mitstreitern aus dem Viertel einen Termin beim Bürgermeister, um eine raschere Lösung für die Anwohner zu erreichen.