Witten. In Witten startet ein Projekt, das es so noch nie gab. Inklusionshelfer sollen noch besser an Schulen helfen. Nicht nur Schüler profitieren.

Es ist ein Projekt, das es so in Witten noch nie gab. Seit dem 1. März werden an vier Schulen mehrere Schulassistenzen eingesetzt. Zwar gab es das davor schon so ähnlich, dabei wurden aber nur einige Schüler berücksichtigt. Nun sollen alle davon profitieren, und zwar ohne größere Hürden.

Zwei Jahre lang hat die Stadt gemeinsam mit den Trägern geplant, das Thema in die Ausschüsse und den Rat gebracht. Nun geht es endlich los. An der Hellweg- und Hüllbergschule sowie der Helene-Lohmann-Realschule und der Hardenstein-Gesamtschule sollen alle Kinder, die es nötig haben, jetzt Unterstützung im Schulalltag bekommen.

Bislang mussten Eltern dafür extra einen Antrag stellen und die Assistenz galt nur für ein Kind. Diese Hürde fällt nun weg. Die Begleitungen sollen ganze Klassen betreuen. „Es gibt auch Kinder, die die Anforderungen für so einen Antrag nicht erfüllen. Auch denen soll geholfen werden“, sagt Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt.

Kinder mit erhöhtem Bedarf werden in Witten weiter verstärkt berücksichtigt

Die Eins-zu-Eins-Betreuung hätte zudem oftmals die Kapazitäten gesprengt. „Wir hatten in einer Klasse zum Beispiel gar keinen Platz mehr für Schulbegleiter“, sagt Holger Jahnke, Leiter der Hardenstein-Gesamtschule. An der Hüllbergschule in Annen hingegen gab es bislang zu wenig Kräfte. „Wir hatten acht Menschen vor Ort, aber 15 bewilligte Anträge“, sagt Rektor Kevin Mroz.

Zwar gibt es von der Anzahl her nun weniger Schulbegleiterinnen und -begleiter. Sie können sich aber nun um mehr Schüler kommen. „Kinder mit besonderem Förderbedarf sollen aber weiterhin verstärkt berücksichtigt werden“, so Lenhardt.

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„Auch die Lehrerinnen und Lehrer werden entlastet“, sagt Lisa Dannat von der Hellwegschule in Heven. Es gebe Klassen mit 30 bis 31 Kindern, wo Unterstützung besonders hilfreich sei. In der Planung wurde genau berücksichtigt, welche Schule, wie viel Assistenz benötigt. Dabei ging es nicht um Köpfe, sondern vielmehr um Stunden.

Die Hellwegschule bekommt für den Modellzeitraum von 2024 bis 2026 insgesamt 40 Stunden Schulassistenz am Tag, die Hüllbergschule 30, die Helene-Lohmann-Realschule 35 und die Hardenstein-Gesamtschule 55 Stunden. Auch die Nachmittagsbetreuung wird berücksichtigt.

Die Verantwortlichen freuen sich, dass das Modellprojekt der Schulassistenzen in Witten jetz endlich losgeht.
Die Verantwortlichen freuen sich, dass das Modellprojekt der Schulassistenzen in Witten jetz endlich losgeht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Aber wie genau kann man sich den Schulalltag nun vorstellen? Die Schulassistenzen sollen vorbeugend dort helfen, wo es nötig ist. Hört ein Kind zum Beispiel schlecht, kann es im Unterricht von einer Begleitung unterstützt werden. Aber nicht nur körperliche, sondern auch geistig eingeschränkte Schüler sollen von der Hilfe profitieren. „Insbesondere in offenen Fächern, die nicht so eine Struktur haben, ist das hilfreich“, sagt Kevin Mroz von der Hüllbergschule.

Stadt Witten wertet Modellprojekt nach zwei Jahren aus

Die Inklusionshelferinnen und -helfer sollen eng mit den Lehrkräften zusammenarbeiten. „Wir hatten bereits einen gemeinsamen pädagogischen Tag. Der Austausch war wirklich wertvoll“, so Erika Hoos, Leiterin der Helene-Lohmann-Realschule. Nach zwei Jahren will sich die Stadt dann anschauen, wie das Modellprojekt gelaufen ist. „Wir wissen, dass es zunächst auch ruckelig werden kann. Wenn die zwei Jahre aber gut laufen, ist es möglich, dass weitere Schulen hinzukommen“, sagt Corinna Lenhardt vom Jugendamt.

Das sind die Träger

Jede Schule hat einen eigenen Träger, von dem die Schulassistenzen gestellt werden. Das sind die Aqa GmbH, die Wegbegleiter, die Wittener Lebenshilfe sowie Selbstbestimmte Assistenz Behinderter (SAB). Die Träger sind die ganze Zeit in engem Austausch mit den Schulen.

Der Kämmerer und Erste Beigeordnete Matthias Kleinschmidt macht aber deutlich, dass auch die Kosten berücksichtigt werden müssten. Alleine für das Modellprojekt wird jetzt rund eine Million Euro fällig. Durch eine vom Land und teils vom EN-Kreis gezahlte Inklusionspauschale sinken die Ausgaben für die Stadt auf rund 586.000 Euro.

Kleinschmidt sagt aber auch: „Ich denke, dass das der richtige Versuch ist. Wir müssen die Kinder unterstützen und insbesondere auf den pädagogischen Aspekt achten.“ Denn am Ende profitieren alle Parteien – Eltern, Lehrer und insbesondere die Schülerinnen und Schüler.