Witten. Kevin Mróz (35) ist neuer Rektor der Hüllbergschule in Witten. Ein Job, der vielen zu stressig ist. Was den Pädagogen antreibt.
Im ganzen Land suchen Schulen händeringend nach einer Leitung. 2022 fehlten in NRW an insgesamt neun Prozent aller öffentlichen Schulen eine Rektorin oder ein Rektor, besonders häufig an Grundschulen. Denn der Job gilt als stressig und schlecht bezahlt. An der Wittener Hüllbergschule hat nun ein junger Kollege das Zepter in die Hand genommen. Mit viel Freude und Elan.
„Es ist furchtbar stressig, aber es macht auch unendlich Spaß“, fasst Kevin Mróz seinen Job zusammen. Wobei man ihm das mit dem Stress fast nicht abkauft, so entspannt wirkt der 35-Jährige. Das mit dem Spaß dafür um so mehr. Schule zu bewegen, zu sehen, was die eigene Arbeit auslöst, sei die große Motivation für seine Aufgabe, sagt der Pädagoge.
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Schnell Verantwortung übernommen
Nach dem Lehramtsstudium in Dortmund absolvierte Mróz sein Referendariat an einer Grundschule in Herdecke und kehrte dann nach Witten zurück, wo er selbst zur Schule gegangen und aufgewachsen ist. Von 2016 bis 2019 arbeitete er an der Harkortschule in Stockum. Der Lehrer führte dort das jahrgangsübergreifende Lernen mit ein und wechselte dann an die Hüllbergschule. Hier übernahm er schnell Verantwortung, als die stellvertretende Schulleitung in Elternzeit ging. Besonders die Zeit mit Corona empfand er dabei als prägend
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Denn der 35-Jährige übernahm das Pandemie-Management. Er richtete etwa einen Kommunikationsmessenger ein, der die bis dahin üblichen Telefonketten ersetzte. Ständig gab es neue Situationen, Vorgaben, Regeln umzusetzen und zu kommunizieren. „Das war wirklich der Zeitpunkt, mich zu fragen, ob ich das wirklich will“, erinnert sich Kevin Mróz. Mit der Idee, in eine Leitungsfunktion zu gehen, hatte er davor schon geliebäugelt. Die herausfordernde Situation schreckte ihn nicht ab, sondern bestärkte ihn noch darin, diesen Weg weiterzugehen.
Jahrgangsübergreifendes Lernen liegt Rektor aus Witten besonders am Herzen
„Und ich trete hier in wirklich große Fußstapfen“, sagt Mróz über seine Vorgängerin Maria Nehm, die die Schule viele Jahre geleitet hat. Unter ihr wurde etwa das jahrgangsübergreifende Lernen eingeführt, das auch dem neuen Rektor besonders am Herzen liegt. An der Hüllbergschule werden seit 2004 die Klassen eins und zwei gemeinsam unterrichtet, seit 2016 auch die Klassen drei und vier.
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„Auch Kleinkinder lernen nicht alle zum selben Zeitpunkt laufen oder sprechen. Warum müssen dann alle Kinder in der Schule zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche lernen?“ erklärt Mróz die Idee hinter dem Konzept. So würden die Kinder viel individueller betrachtet und betreut, erhalten Aufgaben, die für sie gerade passend sind. Für die Lehrerinnen und Lehrer ist das aber mit einem höheren Aufwand in Vor- und Nachbereitung verbunden. Im Zuge der Umstellung auf die neuen Lehrpläne will der Schulleiter das System nun optimieren und die Lehrkräfte entlasten.
Hüllbergschule wird „Schule der Zukunft“
Mit ihm hat sich die Schule auch Anfang 2022 auf den Weg gemacht „Schule der Zukunft zu werden“. Um diese Auszeichnung des Landes zu erhalten, muss das Thema „Nachhaltigkeit“ Teil des Unterrichts und der Schulentwicklung werden. Selbst bepflanzte Hochbeete, eine Wurmkiste und ein grünes Klassenzimmer sind dabei unter anderem entstanden. Die Schule hat die Unterlagen gerade zur Prüfung eingereicht. Nun ist die Hüllbergschule auch noch Teil des Projekts „FreiDay“. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler während der Unterrichtszeit Projekte planen, die sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN orientieren.
Probleme mit Vandalismus
Wie viele andere Schulen hat auch die Hüllbergschule ein Vandalismusproblem. Zumeist sind es Sachbeschädigungen oder die Überbleibsel von nächtlichen Gelagen auf dem Schulgelände – inklusive der entsprechenden Hinterlassenschaften. Inhalte seien schon aus Müllbehältern entfernt und gegen die Fassade geworfen worden. Zudem wurden der Briefkasten und vermehrt Platten der Kindertrefffassade abgerissen, sagt Mróz.
Das Problem: Der Schulhof ist nicht vollständig eingezäunt, außerdem soll er – wie die meisten Schulhöfe auch – nach Schulschluss als öffentlicher Raum genutzt werden können. Mit der Stadt stehe man dazu in sehr gutem Austausch. Das Ordnungsamt fahre nach Hinweisen auch bereits verstärkt an der Schule vorbei und überprüfe. Doch wirklich in den Griff kriegen lässt sich das Problem bislang nicht.
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Und noch etwas Neues kommt auf die Schulgemeinschaft zu: Sie nimmt am Infrastruktur-Modell für Schulbegleitungen teil, die das Jugendamt initiiert hat. Sechs Inklusionsbegleiter beginnen im März ihren Dienst an der städtischen Grundschule. Sie sind keinem speziellen Kind zugeordnet, sondern können nach Bedarf auf die Klassen verteilt werden. „Das ist für uns ein ganz großer Vorteil“, sagt Mróz. Zuvor mussten Eltern für ihr Kind jeweils im Einzelfall einen Antrag stellen. Doch oft liefen die ins Leere, weil der Markt leergefegt ist. Auch deshalb ist die Hüllbergschule nun eine von vier Modellschulen, an denen die Stadt das neue System testet.
Konzentration auf das, was gut läuft
Ganz wichtig ist dem jungen Rektor eine ganz spezielle Grundhaltung, das „Growth Mindset“, im Deutschen übersetzbar mit „dynamisches Selbstbild“ oder Wachstumsdenken. Dahinter steht die Idee, dass Fähigkeiten und Talente nicht festgelegt und in Stein gemeißelt, sondern formbar und entwicklungsfähig sind.
„Anstatt zu sagen ‚das ist schlecht, das hat nicht geklappt‘, kann man auch sagen ‚das klappt noch nicht gut‘“, so der Schulleiter. Diese Herangehensweise gelte im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern, die dadurch weniger Leistungsdruck erfahren sollen, aber auch im Kollegium. „Mein Lieblingssatz ‚Daran werden wir noch wachsen‘ kommt bestimmt auch schon einigen zu den Ohren heraus“, scherzt Mróz.
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