Witten/EN-Kreis. Ein Schlaganfall hat Markus Berg mit 26 aus dem Leben gerissen. Die Prognose war niederschmetternd. Doch heute ist er glücklich, auch beruflich.

„Nie wieder laufen, nie wieder arbeiten“: Als Markus Berg im Alter von 26 Jahren einen Schlaganfall erleidet, ist die Prognose der Ärzte brutal. Doch der junge Mann kämpft – mit Erfolg. Seit neun Jahren arbeitet der heute 41-Jährige beim Jobcenter EN und pendelt dafür täglich von Bochum nach Schwelm.

Im Detail ist doch jeder Fall wieder anders
Markus Berg

Ansprüche prüfen und berechnen, Gelder auszahlen, Fragen beantworten. Die Aufgaben, die Berg im Arbeitsalltag bewältigen muss, sind durchaus komplex. „Die Bürgerinnen und Bürger haben oft ähnliche Fragen – aber im Detail ist jeder Fall doch wieder anders“, sagt er.

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Dass der Bochumer heute einer Vollzeitstelle nachgeht und all diese Tätigkeiten ausüben kann, ist alles andere als selbstverständlich. In seinem Leben gibt es ein Vorher und ein Nachher.

Vorher, vor dem Schlaganfall mit 26, da studiert Berg Jura, läuft Marathon, absolviert sein Referendariat am Landgericht und in Kanada. Sechs Wochen hat der angehende Jurist noch Zeit, um für sein zweites Staatsexamen zu lernen. Da reißt – ohne jegliche erkennbare Vorwarnung – seine Aorta. Es kommt zu einem Verschluss der Gefäße, die sein Gehirn versorgen. Er erleidet einen Schlaganfall.

Es gibt ein Vorher und ein Nachher

Die Ärzte im Krankenhaus kämpfen um sein Leben. Sie schaffen es, die Verstopfung zu lösen. Der junge Mann überlebt. Aber er ist halbseitig gelähmt und die Mediziner sehen schwarz. Weil sein Gehirn zu lange unterversorgt gewesen sei, werde er nie wieder laufen und auch nie wieder arbeiten können. Das Nachher beginnt.

Markus Berg will das nicht akzeptieren, er möchte sein altes Leben zurück. Er kämpft, gibt täglich alles in der Physiotherapie, schafft tatsächlich – nach vier Monaten – seine ersten Schritte. Sie sind anstrengend, mühselig, aber ein Anfang.

Das Gefühl in seiner linken Körperhälfte kehrt immer weiter zurück, nur der Arm bleibt funktionslos. Anderthalb Jahre nach dem Schlaganfall kann er wieder ohne Stock gehen, wenn auch nicht uneingeschränkt. Zurück bleibt eine Fußheberschwäche, bedingt durch die Schädigung des zentralen Nervensystems.

Das Jurastudium musste er aufgeben

Auch beruflich will Berg an das Vorher anschließen. Nach zwei Jahren meldet er sich an, um das zweite Staatsexamen nachzuholen – und scheitert. Er muss feststellen, dass auch seine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit gelitten hat. Den Traum von der Arbeit als Jurist gibt er auf.

Doch Verzweifeln ist nicht seine Art. „Ich habe nach einer Tätigkeit gesucht, bei der ich von meinem Studium profitieren kann und mich für einen Verwaltungslehrgang für den Mittleren Dienst entschieden“, sagt er. Nach einer befristeten Anstellung bei der Agentur für Arbeit fängt er vor neun Jahren beim Jobcenter EN an.

Da er als 100-prozentig schwerbehindert gilt, unterstützt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Beschäftigung. Denn Markus Berg arbeitet zwar in Vollzeit, kann in den 39 Stunden aber nicht dieselbe Anzahl von Fällen bearbeiten wie andere Kollegen.

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Trotzdem fühlt er sich in dem Team in Schwelm sehr wohl. „Ich komme jeden Tag mit Freude zur Arbeit.“ Und da gibt es diese Momente, die ihn besonders glücklich machen. „Es kommt vor, dass Bürger anrufen und sagen ‚Herr Berg, ich habe Arbeit gefunden. Ich möchte mich für Ihre Unterstützung bedanken‘.“ Markus Berg weiß, wie es sich anfühlt, aus der Bahn geworfen zu werden und wieder aufzustehen.

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