Witten. Deuten Symptome auf einen Schlaganfall hin, dann sollte der Weg nicht in die beiden Krankenhäuser in Witten führen. Das hat gute Gründe.
Viele wissen es nicht, ein Wittener Ehepaar hat deshalb eine schmerzliche Erfahrung gemacht: Das Marien-Hospital und das Ev. Krankenhaus (EvK) sind auf vieles, aber nicht auf Schlaganfälle spezialisiert. Rettungskräfte transportieren Patienten deshalb im Notfall in der Regel gleich nach Bochum.
Drei Kliniken verfügen dort über eine so genannte Stroke-Unit, eine Abteilung, die auf eine schnelle Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert ist. Auch die Frau des Witteners wurde nach Bochum transportiert, nachdem sie bei einer Herz-OP in Witten einen Schlaganfall erlitten hatte. „Das brachte unnötigen Zeitverlust und verschlimmerte die Folgen“, so der Ehemann. „Hätten wir vorher um das Risiko gewusst, hätten wir die Operation gleich in Bochum machen lassen.“ Ihm sei es nun wichtig, andere Menschen darauf hinzuweisen.
Wittener Klinik-Chefin: Angehörige sollten umgehend den Rettungsdienst rufen
Ohnehin gelte aber bei Symptomen eines Schlaganfalls, den Kranken nicht selbst im Auto zu transportieren. „Betroffene oder Angehörige sollten umgehend den Rettungsdienst rufen. Notarzt und Rettungsdienst können die Ausprägung und Form eines Schlaganfalls bewerten und den Patienten zur Weiterbehandlung in das dafür passende Krankenhaus bringen“, sagt Ingeborg Drossel, Verwaltungsdirektorin des EvK, das selbst keine Herz-OPs durchführt und nicht über eine Stroke-Unit verfügt. „Bei der Diagnose Schlaganfall fährt der Rettungsdienst das EvK nicht an.“
Allerdings sei ein Schlaganfall nicht immer sofort als solcher zu erkennen. Drossel: „In den vergangenen anderthalb Jahren wurde bei acht Patienten erst im Laufe einer Behandlung am EvK ein Schlaganfall diagnostiziert.“ In solchen und schwerwiegenden Fällen werde der Patient unverzüglich an das Knappschaftskrankenhaus Langendreer weitergeleitet. Je nach Ausprägung und Form des Schlaganfalls könne aber durchaus auch eine Behandlung im EvK erfolgen.
Marien-Hospital Witten behandelt Herzerkrankungen minimal-invasiv
„Unsere Kardiologische Klinik behandelt Herzerkrankungen ausschließlich minimal-invasiv mittels Kathetertechnik“, erklärt Sebastian Schulz von der Geschäftsleitung der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Marien-Hospital in Witten gehört. Das Schlaganfallrisiko sei bei diesen Eingriffen sehr gering. Schulz: „Für diese Behandlungen ist die Klinik seit Jahren von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert.“
Symptome eines Schlaganfalls
Das Neurovaskuläre Netz Ruhr informiert über die häufigsten Anzeichen für einen Schlaganfall, also der plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Diese sind: halbseitige Gesichtslähmung, Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle einer Körperseite, Sehstörungen wie Doppelbilder oder ein eingeschränktes Gesichtsfeld, Sprech- oder Sprachstörungen, heftige Schwindelanfälle oder ein unsicherer Gang.
27 Kliniken im Ruhrgebiet verfügen über eine spezielle Stroke-Unit, in der Schlaganfälle schnell behandelt werden können. Weitere Info: nvnr.net. Bei Symptomen sollten Angehörige am besten immer gleich den Notruf wählen: 112.
Um einen Schlaganfall oder andere Komplikationen frühzeitig erkennen zu können, würden die Patienten nach solchen Eingriffen zwölf bis 24 Stunden auf der Intensivstation überwacht und direkt in eine Spezialklinik verlegt, sollte der Verdacht auf einen Schlaganfall bestehen. Die weitere Behandlung erfolge ohne zeitliche Verzögerung aufgrund der räumlichen Nähe der Kliniken. Bei diesen Kooperationspartnern, die über eine Stroke-Unit mit einer Neurologie verfügen, sei jedoch häufig der kardiologische Eingriff selbst nicht möglich.
Kämen Patienten mit Beschwerden in das Marien-Hospital, bei denen sich im Verlauf der Untersuchungen herausstellt, dass sie einen Schlaganfall erlitten haben könnten, würden sie ebenfalls sofort zu diesen Kooperationspartnern verlegt. Schulz: „Es lässt sich nicht immer verhindern, dass diese Patienten zu uns kommen, weil die Symptome eines Schlaganfalls nicht immer typisch sind oder von anderen Beschwerden, zum Beispiel einem Herzinfarkt, überlagert werden.“
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