Witten. Die Coronakrise trifft die Wittener Physiotherapeuten hart: Die Praxen müssen öffnen, es kommen aber keine Patienten. Staats-Hilfe gibt es nicht.
Die lange Liste der Berufsgruppen, die durch die Corona-Krise schwer gebeutelt sind, nimmt kein Ende. Existenzbedrohend ist die Lage zurzeit für Therapeuten der Physio- und Ergotherapie. Patienten sagen aus Angst vor dem Virus ihre Termine ab. Andere gehen davon aus, dass diese Praxen geschlossen sind. Das aber ist falsch. Sie sind geöffnet.
„Wenn sich nicht sehr bald etwas tut, stehen viele tausend Physiotherapiepraxen vor dem wirtschaftlichen Aus“, bringt es Gerd Appuhn, Inhaber einer Physiotherapiepraxis in Witten-Bommern, auf den Punkt. Durch die Coronakrise bleiben massenhaft Patienten aus – mit wirtschaftlich fatalen Folgen.
Praxen gelten als systemrelevant und müssen öffnen
Waren die Terminkalender bis vor wenigen Wochen noch prall gefüllt und die Warteliste für neue Patienten lang, klaffen nun deutliche Lücken im Behandlungsplan. „Viele unserer Patienten gehören zur Risikogruppe und bleiben nun lieber zuhause. Viele glauben aber auch, dass die Praxen aufgrund der verhängten Kontaktverbote geschlossen sind“, erläutert Gerd Appuhn. Doch Physiotherapiepraxen dürfen – und müssen – weiterhin Patienten behandeln, weil sie systemrelevant für die Patientenversorgung sind. „Das wird jedoch immer schwieriger.“
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Gerd Appuhn und sein Kollege Cyrus M. Zarrinkar von der Physiotherapie-Praxis Finkensiep an der Pferdebachstraße haben nun den zuständigen SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack eingeschaltet. Denn um die nötigen Hygieneregeln einzuhalten, um sich selbst und die Angestellten zu schützen, brauchen sie Desinfektionsmittel und Schutzkleidung. „Wir bekommen aber schon seit Januar keine neuen Lieferungen mehr“, sagt Gerd Appuhn. Während Arztpraxen und Krankenhäuser zentral zum Beispiel mit Mundschutz versorgt werden, müssen Physiotherapiepraxen dies selbst organisieren. Und das wird immer schwieriger.
SPD-Politiker Ralf Kapschack verspricht, sich in Berlin für schnelle Lösungen einzusetzen. „Es ist wichtig, die vielen Physiotherapiepraxen vor der drohenden Insolvenz zu retten“, stellt er klar. Andernfalls sei die Patientenversorgung vor Ort auch langfristig nicht mehr sicherzustellen. Das würde am Ende allen Patienten schaden, weil es Heilungsprozesse verzögert oder unmöglich macht. Heilmittelerbringer wie Physiotherapeuten müssten auch in den Rettungsschirm für das Gesundheitswesen einbezogen werden.