Witten. In Witten sind aktuell 8843 Männer und Frauen überschuldet. Entgegen der Erwartungen ist die Zahl gegenüber 2022 leicht gesunken. Woran es liegt.

In Witten sind aktuell 8843 Menschen überschuldet. Das geht aus dem nun veröffentlichten Schuldner-Atlas Ruhrgebiet für das laufende Jahr hervor. Demnach gelingt es in der Ruhrstadt mehr als elf Prozent aller Einwohner über 18 Jahren dauerhaft nicht, mit ihren monatlichen Einnahmen ihre Ausgaben zu decken – und damit fast jedem neunten Einwohner der Stadt.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation aber ganz leicht verbessert: 2022 waren noch 9148 Menschen in finanzieller Not, also 305 mehr. Die Überschuldungsquote sinkt damit von zuletzt 11,30 Prozent auf jetzt 11,02 Prozent. Sie liegt weiterhin über dem NRW-Schnitt von 9,72 Prozent und deutlich unter der Ruhrgebietsquote (12,52 Prozent).

Steigende Einkommen und Konsumverzicht lassen Schuldnerquote sinken

„Wir hatten in der Vergangenheit eine Zunahme der Überschuldung im ganzen Land gesehen und entsprechend immer wieder gewarnt. Fakt ist allerdings, dass sich die Befürchtungen bislang nicht bewahrheitet haben“, sagt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer der Creditreform Dortmund. Das Unternehmen, das Daten über Privatpersonen und Firmen sammelt, gibt den Schuldneratlas mit heraus.

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Entgegen der Erwartungen hat sich trotz Inflation und den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine die Zahl der Menschen, die mit ihren Ausgaben kämpfen, sowohl deutschlandweit (8,15 Prozent) als auch im Ruhrgebiet verbessert. Laut Scharf hat das verschiedenste Gründe. Durch steigende Einkommen und zusätzlichen Konsumverzicht hätten die Menschen mehr Spielraum, ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen. „Zudem sehen wir, dass Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Schulden aktiv zurückzahlen. Dadurch reduzieren sie ihre finanziellen Belastungen und beugen möglichen zukünftigen Zinserhöhungen vor“, so der Geschäftsführer.

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Witten liegt im Mittelfeld

Witten liegt mit seiner Quote von rund 11 Prozent im guten Mittelfeld des Ruhrgebiets. Zum Vergleich: Spitzenreiter im Pott ist wie auch die beiden Jahre zuvor Gelsenkirchen (16,62), gefolgt von Duisburg (15,89) und Herne (15,63). Alle Städte des EN-Kreises zusammengenommen haben mit 9,41 Prozent die niedrigste Quote des gesamten Ruhrgebiets. Dazu tragen Kommunen wie Hattingen mit 8,34 Prozent und Wetter mit 7,76 Prozent Schuldnerquote bei.

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Die Schuldnerberatung der Diakonie an der Röhrchenstraße verzeichnet derweil einen unveränderten Andrang. „Die Nachfrage ist größer als das Angebot“, sagt Beraterin Gundula Beckmann. Wer derzeit einen Termin für ein Gespräch vereinbaren will, der wird auf Januar vertröstet. Im neuen Jahr hofft Beckmann dann, sollen zwischen Anfrage und Beratung maximal vier Wochen liegen.

Gestiegene Lebenshaltungs- und Energiekosten belasten den Geldbeutel

Die Hauptgründe, warum Menschen sich an die Beratungsstelle wenden, seien weiterhin Arbeitslosigkeit, Einkommensrückgänge oder familiäre Veränderungen wie eine Scheidung oder Kinder. Erschwerend kommen nun noch die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten hinzu. „Dann wird die Gasrechnung noch bezahlt, aber das Geld fehlt an anderer Stelle“, sagt die 53-Jährige. Etwa für eine fällige Ratenzahlung. Immer wieder könnten Hilfesuchende auch einen Kredit nicht mehr abzahlen.

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Besonders häufig haben Wittenerinnen und Wittener Schulden bei Online-Händlern. „Denn es wird häufig keine Schufa-Auskunft verlangt“, so Beckmann. So könnten dort auch Menschen bestellen, die es sich eigentlich gar nicht leisten können. Auch bei Telekommunikationsanbietern stehen hiesige Schuldner häufig in den Miesen. Auch verbreitet: Schulden bei Bezahldiensten wie PayPal oder Klarna.

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