Witten. Wieder hat sich ein Lkw unter der Bahnbrücke an der Bochumer Straße in Witten festgefahren. Er fing Feuer. Die Straße ist beidseitig gesperrt.

Es ist wieder passiert: In der Nacht zum Donnerstag (16.11.) hat sich ein Lastwagen unter der Eisenbahnbrücke an der Bochumer Straße in Witten festgefahren. Der Lkw hat die Oberleitung der Straßenbahn beschädigt und durch den Strom Feuer gefangen. Noch immer ist die Durchfahrt unter der Brücke in beide Richtungen nicht möglich. Autofahrerinnen und Autofahrer, aber auch Bahnfahrende müssen sich auf Umwege einstellen.

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Gegen 3.15 Uhr wurde die Feuerwehr an den Crengeldanz gerufen. Als die Einsatzkräfte eintrafen, hatte sich der Fahrer des Lastwagens bereits selbstständig aus seinem Fahrzeug befreit. Der Aufbau des festgefahrenen Sattelschleppers hatte jedoch durch die Berührung mit der stromführenden Oberleitung Feuer gefangen. Zudem war das Fahrzeug mit Krefelder Nummernschild gasbetrieben.

Die Brücke an der Bochumer Straße ist durch den Unfall stark in Mitleidenschaft gezogen worden, aber nicht einsturzgefährdet.
Die Brücke an der Bochumer Straße ist durch den Unfall stark in Mitleidenschaft gezogen worden, aber nicht einsturzgefährdet. © Theo Körner

Bogestra schaltet Oberleitungen ab

Da Brände bei gasbetriebenen Fahrzeugen heikel sind, war laut Feuerwehr „ein kurzer aber massiver Löschangriff [...] erforderlich“. Durch diesen konnte der Brand schnell gelöscht werden. Da zufälligerweise ein Wartungstrupp der Bogestra in der Nähe mit Arbeiten beschäftigt war, waren diese Mitarbeiter schnell vor Ort und schalteten den Strom an den betroffenen Leitungen ab.

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Der Lkw-Fahrer fuhr sein Fahrzeug anschließend selbst rückwärts unter der Brücke heraus. Eine 54-jährige Passantin aus Wetter hatte Brandrauch eingeatmet und wurde zur Vorsicht in ein Krankenhaus gebracht.

Anwohner sah zunächst Qualm aufsteigen, dann brannte der Lkw

Nachbar Jörg Thelke war erschrocken, als er den Brand in unmittelbarer Nähe seines Hauses sah.
Nachbar Jörg Thelke war erschrocken, als er den Brand in unmittelbarer Nähe seines Hauses sah. © Theo Körner

Zu den Augenzeugen der Ereignisse in der Nacht gehört Nachbar Jörg Thelke (58). Er hatte wieder einmal einen unruhigen Schlaf, begab sich um kurz nach 3 Uhr in seine Küche. „Von da aus habe ich einen direkten Blick auf die Brücke und traute meinen Augen nicht“, erzählt der 58-Jährige am Morgen. Er sah den Lkw, aus dem Qualm aufstieg, kurz darauf schlugen auch schon Flammen empor. Der Wittener wählte sofort den Notruf, „doch die Polizei und Feuerwehr waren schon alarmiert“.

Als Thelke sein Haus verließ und vor die Tür trat, sah er auch schon reichlich Einsatzkräfte vor Ort. „In der Fahrerkabine war auch zum Glück keiner mehr, der Fahrer hatte sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können.“ Trotz der nächtlichen Stunde „hatten sich aber schon einige Schaulustige eingefunden“, doch der Anwohner zog es vor, wieder ins Warme zurückzukehren.

Es bleibt bei ihm aber jede Menge Unverständnis, „dass an der Brücke noch immer nichts passiert ist“. Dieser Unfall sei schließlich nicht der erste und „oft genug war doch davon die Rede, die Bahn wolle eine neue Brücke bauen“.

Techniker der Bogestra und der Bahn machten sich vor Ort ein Bild von den Folgen des Unfalls.
Techniker der Bogestra und der Bahn machten sich vor Ort ein Bild von den Folgen des Unfalls. © Theo Körner

Bochumer Straße in Witten vollständig gesperrt

Die Bochumer Straße wurde noch in der Nacht vollständig gesperrt und ist es auch am Donnerstagnachmittag noch. Autofahrer müssen den Umweg über die Baroper und Hörder Straße fahren. Da die Oberleitungen der Bogestra durch den Brand stark beschädigt wurden, können hier auch erstmal keine Straßenbahnen fahren.

Der Lkw hatte Feuer gefangen, die Schäden sind am Morgen darauf deutlich zu sehen.
Der Lkw hatte Feuer gefangen, die Schäden sind am Morgen darauf deutlich zu sehen. © Theo Körner

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Seit der Nacht sind die Straßenbahnlinien 309 und 310 zwischen den Haltestellen „Papenholz“ bis einschließlich „Am Steinberg“ in beiden Richtungen getrennt. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet. Die Linie 310 ist zudem zwischen den Haltestellen „Auf dem Jäger“ (Bochum) und „Heven Dorf“ in beiden Fahrtrichtungen getrennt. Auch hier fahren Busse statt Bahnen.

Busse statt Bahnen fahren am Donnerstagmorgen (16.11.) in der Wittener Innenstadt. Weil am Crengeldanz die Oberleitungen beschädigt sind, sind die Linien 310 und 309 unterbrochen.
Busse statt Bahnen fahren am Donnerstagmorgen (16.11.) in der Wittener Innenstadt. Weil am Crengeldanz die Oberleitungen beschädigt sind, sind die Linien 310 und 309 unterbrochen. © Schild | Susanne Schild

Brückendurchfahrt bleibt vorläufig gesperrt

Die Störungen werden voraussichtlich noch den ganzen Tag anhalten. Nach Angaben der Polizei waren im Laufe des Vormittags Statiker der Bahn vor Ort, die Bohrungen durchführten um herauszufinden, wie sehr die Brücke in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die gute Nachricht: Sie ist nicht einsturzgefährdet.

Nun ist die Bogestra am Zug, die die beschädigten Oberleitungen instand setzen muss. Wie lange dies dauern wird, ist momentan nicht absehbar. „Wenn sich ein Lkw festfährt, ist das schon schlimm genug“, so Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Ein Brand sei noch eine Stufe schlimmer. Aktuell geht die Stadt davon aus, dass die Reparaturen bis Freitagmorgen beenden sind. Sie ist mit im Boot, weil das Tiefbauamt für die Straßensperrung verantwortlich ist. Man werde die Straße im Anschluss möglichst zügig wieder freigeben.

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Schon häufiger sind an dieser Stelle Lastwagen hängen geblieben – zuletzt im Mai. Es gab schon vor Jahren Überlegungen, die Fahrbahn tiefer zu setzen oder die Brücke zu erhöhen. Stadt und Bogestra hätten sich eine solche Maßnahme zeitgleich mit dem inzwischen erfolgten Streckenausbau der Linie 310 zwischen Langendreer und Witten gewünscht. Passiert ist bislang aber nichts. 2019 hatte die Deutsche Bahn angekündigt, die Brücke durch einen Neubau ersetzten zu wollen – bis 2028.

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