Witten. Eigentlich ist das Abspielen der einschlägigen Melodie in Witten verboten. Doch was dürfen Klüngelskerle überhaupt – und was nicht?
Im Ruhrgebiet heißen sie „Klüngelskerle“. Und sie sind auch in Witten immer noch regelmäßig unterwegs. Doch trotz der liebevollen Bezeichnung: Jene Schrottsammler, die langsam durch die Straßen fahren, nerven manchen ganz schön. Denn was sie tun, ist nicht immer legal. Anwohner in Annen können ein Lied davon singen.
Die Klüngelskerle seien dort wieder verstärkt unterwegs, lauten Klagen, die die Redaktion erreichten. Täglich, aber vor allem samstags zwischen 10 und 14 Uhr, töne ständig die einschlägige Flötenmelodie, die ihr Kommen ankündigt, durch die Straßen. Es geht vor allem um den Bereich nördlich der Bahnlinie, also rund um die Westfeldstraße oder Otto-Laue-Straße.
Stadt Witten müsste Musik genehmigen
Sie habe sich bereits ans Ordnungsamt gewendet, sagt eine Frau. Dort habe sie erfahren, dass die Altmetallsammler, die die Melodie vom Fahrzeug aus abspielen, illegal unterwegs seien. Händler mit Lizenz wüssten, dass sie dies nicht dürfen. In der Tat muss diese, wie jede andere Musik im Straßenverkehr, genehmigt werden. „Das tun wir aber nicht“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Wer also ohne Genehmigung dudelt, der sammelt vermutlich auch ohne Genehmigung.
Für Letztere ist zunächst die jeweilige Wohnortbehörde des Gewerbetreibenden und schließlich der EN-Kreis zuständig. Dieser muss die Genehmigung bestätigen, so Kreissprecher Ingo Niemann. Wie viele Klüngelskerle in Witten oder im EN-Kreis tatsächlich unterwegs sind, wisse man nicht. Denn selbst wenn eine Genehmigung vorliege, werde sie auch oft für Tätigkeiten von Containerdiensten, Garten- und Landschaftsbauern oder Betrieben des Tiefbaus benötigt. Eine Unterscheidung finde nicht statt.
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Gesammelt werden darf Abfall aus Gewerbebetrieben und aus Privathaushalten. Wer beides mitnimmt, benötigt allerdings auch zwei Genehmigungen. Meist wird tatsächlich nach Altmetall Ausschau gehalten, weil es besonders wertvoll ist und weiterverkauft werden kann. Alte Elektrogeräte zum Beispiel dürfen jedoch nicht auf der Ladefläche landen – zu gefährlich. Alte Kühlschränke enthalten etwa Gase. Wie oft die Klüngelskerle durch die Straßen fahren, dafür gebe es wiederum keine Beschränkungen, sagt Niemann.
Polizei und Ordnungsamt würden vor Ort kontrollieren, so der Kreissprecher. Das Wittener Ordnungsamt rät Anwohnern, das Kennzeichen, Datum und die Uhrzeit zu notieren. „Die Hinweise reichen wir an den Kreis weiter", sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Die Anwohnerin hat dies längst getan. Doch die Sammler dudeln weiter. „Ich habe den Eindruck, die wussten, wer sich beschwert hat.“
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Der Kreis rät übrigens davon ab, den Klüngelskerlen gezielt heimischen Schrott mitzugeben. Niemann: „Denn bei einer illegalen Sammlung ist nicht sichergestellt, dass die Personen über das notwendige Fachwissen verfügen.“ Immer wieder stelle man fest, dass der Schrott in der Natur oder auf anderen Grundstücken landet. Doch das ist wieder ein ganz anderes Problem.