Witten. Das „Parklet“ an der Wiesenstraße soll das Wittener Quartier eigentlich bereichern. Nun gibt es Ärger – nicht nur wegen herumliegender Kippen.
Seit gut einem Jahr gibt es das „Parklet“ im Wiesenviertel. Wo sonst Autos standen, lädt seitdem eine getischlerte Holzkonstruktion genau gegenüber von Raum-Café und Knut’s zum Verweilen ein. Doch nicht alle finden das gut. „So sieht das jeden Tag vor meinem Haus und Ladenlokal aus“, sagt Frisör Lulzim Qunaj und zeigt Fotos, auf denen leere Flaschen und Zigarettenschachteln zu sehen sind. Vor allem aber jede Menge Kippen, die unter den Tischen auf dem Boden liegen.
Wir schauen uns das mal an einem Spätnachmittag in der Woche an. Die Sonne scheint. Der Außenbereich des Raum-Cafés ist gut besucht. Am Brunnen, der ein Stück weiter oben plätschert, sitzt ein Mann. Aus einer Box neben ihm tönen karibische Klänge. Noch ist das Parklet leer, etwas später werden zwei junge Frauen dort Platz nehmen. Zu diesem Zeitpunkt liegt wenig Müll herum: ein paar Kippen, Kronkorken, etwas Papier.
Wittener Geschäftsmann: Das wertet meinen Laden ab
Das Parklet befindet sich direkt vor Lulzim Qunajs Salon, den er seit 15 Jahren an diesem Standort betreibt. Der 47-Jährige wohnt auch selbst in dem Haus, dessen Eigentümer er ist. Grundsätzlich findet er die Idee des Parklets gut. Er hat nichts dagegen, dass dort Menschen sitzen und gute Stimmung verbreiten. Doch das sei oft eben auch bis vier Uhr in der Früh der Fall. „Wir im Haus können dann wegen des Lärms nicht schlafen.“
Nicht nur das: Dort werde gekifft, sagt der Friseur, was unschwer am Geruch erkennbar sei. Er wünscht sich mehr Rücksichtnahme und dass der Ort gepflegt aussieht. „Meine Kunden sind oft geschockt bei dem Anblick. Das wertet meinen Laden ab“, so seine Sorge. Mieter seien aufgrund der Situation bereits ausgezogen. Qunaj: „Ich fühle mich gerade machtlos.“ Er habe sich längst mehrfach an die Stadt gewandt. „Doch die kümmert sich nicht.“
„Es ist nicht jeden Tag laut“
Ein anderer Anwohner fühlt sich selbst zwar nicht direkt gestört, bestätigt aber, dass es durchaus mal lauter wird. Und versteht, dass das für Familien mit schulpflichtigen Kindern oder Schichtarbeiter problematisch sein kann. Demirsoy Ihsan, der den deutsch-türkischen Kulturverein gleich nebenan betreibt, sieht das lockerer. „Es ist nicht jeden Tag laut und am Wochenende ist das was anderes.“ Einen anderen Hauseigentümer stört, dass die Sitzgelegenheiten des Parklets seitlich so sehr auf den Bürgersteig ragen, dass er seine Mülltonne nicht problemlos rausstellen kann. Der Lärm dagegen stört ihn nicht. „In der Stadt ist es normal, dass es laut ist.“
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Zuständig fürs Parklet ist der Wiesenviertel-Verein. Der kennt die Probleme durchaus. „Wir sind im Austausch mit den Nachbarn“, sagt die zweite Vorsitzende Anna Hürten. „Uns ist es ein Anliegen, dass die Anwohner unsere Aktion gut finden. Wir arbeiten ja schließlich fürs Quartier.“ Deshalb haben sie Aschenbecher angebracht und Zettel auf die Tische geklebt mit der Bitte um Rücksichtnahme: „Verhaltet euch abends leise und nehmt immer Müll und Kippen mit.“ Und: „Ab 22 Uhr bleibt diese Sitzgelegenheit geschlossen.“ Doch verschließbar ist sie ja eben nicht.
Lesen Sie auch:
- Neues „Parklet“ im Wittener Wiesenviertel eröffnet
- Witten: City-Anwohner beschweren sich über Unikat-Club
- Witten: Wiesenviertelfest lockt Tausende von Besuchern an
Einmal am Tag schauen Vereinsmitglieder vorbei, um aufzuräumen. Auch wenn jemand Bescheid gibt, dass das Parklet übermäßig dreckig ist, finde sich immer jemand im Viertel, der es säubert. „Von großer Verschmutzung ist uns aber nichts bekannt“, so Hürten. Da gebe es Ecken in der Innenstadt, die schlimmer aussähen. Was tatsächlich fehle, sei ein Mülleimer in der Nähe. Und was den Lärm angeht, sagt sie: „Das ist nicht nur das Parklet.“ Denn auch die gegenüberliegende Gastronomie hat Außensitzplätze.
+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++
Anna Hürten jedenfalls findet die Holzkonstruktion „schöner, als wenn ein dickes Auto vor der Tür parken würde“ – was die Alternative wäre. Doch sie betont auch: „Der Verein ist an guten Lösungen interessiert. Wir machen das alle nur ehrenamtlich und wollen niemandem zur Last fallen.“