Witten. Kreisverkehr statt Kreuzung: Das fordern Anwohner für den Wannen/Steinhügel/Universitätsstraße in Witten. Denn dort wird es immer gefährlicher.
Für viele Bürger in Heven ist die Kreuzung Hellweg/Steinhügel/Universitätsstraße ein ständiges Ärgernis. Staus und stockender Verkehr nerven. Aber nicht nur das. Die Gefahren an dem Knotenpunkt nehmen zu, sagen Anwohner. Aus aktuellem Anlass fordern sie einen Kreisverkehr, der die Probleme lösen soll.
Denn die Ampel an dem Knotenpunkt ist seit der vergangenen Woche kaputt und zwar dauerhaft. Stör- und fehleranfällig war das über 30 Jahre alte Steuergerät immer wieder. Mal funktionierte es, mal aber auch nicht, heißt es aus der Nachbarschaft. Nun soll die Stadt aber kein Geld für eine neue Ampel ausgeben, sondern einen Kreisel anlegen.
„Belastung ist im Laufe der Jahre immer schlimmer geworden“
Heidi Kuhlhoff (67) lebt seit Jahrzehnten am Hellweg, betrieb mit ihrem Mann Willi (78) einst die Kneipe Alt-Heven. „Im Laufe der Zeit ist es immer schlimmer geworden“, sagt die 67-Jährige. „Die Zahl der Staus hat ständig zugenommen, sie erreichen Längen von mehreren hundert Metern. Und das mitten bei uns im Ort“. Die ganzen Abgase belasten doch auch die Umwelt, klagt die Wittenerin.
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Frust spricht auch aus den Worten von Robert Schwedtmann, der seit 35 Jahren an der Universitätsstraße wohnt. „An manchen Tagen weiß ich überhaupt nicht mehr, wie ich mit dem Auto auf die Straße kommen soll“, bemängelt der 60-Jährige. Wenn vor seiner Haustür wieder mal Autos Stoßstange an Stoßstange stehen, kann er zwar noch seinen Wagen aus der Garage fahren, doch mehr nicht. Warten ist angesagt, das ihn jedes Mal auf eine Geduldsprobe stellt.
Für Vera Hänel (63) ist es vor allem der Lkw-Verkehr, der den Menschen im Wohngebiet zusetzt. Die Lastwagen stoßen große Mengen an Schadstoffen aus, betont die Anwohnerin. Passanten müssen diesen Gestank ertragen, wenn die Lkw an einer Ampel halten. Zudem beobachtet die Wittenerin, dass die schweren Laster oft mit hohem Tempo durch die Straßen rauschen. Vor Jahren gab es bereits einen Vorstoß, den Lkw-Verkehr zu verbieten. Doch die Forderung ließ sich nicht durchsetzen, die Strecken werden als Verbindungen für überörtliche Straßen gebraucht.
Deutliche Worte von der Gemeindepfarrerin
Die Situation an der Kreuzung hat sich in den vergangenen Jahren ständig zugespitzt, sagt auch Heike Bundt, seit über zwei Jahrzehnten evangelische Pfarrerin in Heven. In direkter Nähe zum Knotenpunkt liegen das Vogelnest, die Kita der Kirchengemeinde, und die Dorfschule. Die Wege dorthin „sind regelrecht eine Zumutung“, betont die Seelsorgerin. Gern möchten Eltern die Selbstständigkeit ihrer Kinder fördern und sie beispielsweise allein zur Schule gehen lassen. Doch das komme angesichts der gefährlichen Kreuzung kaum in Betracht, erklärt die Pfarrerin. Kritik an den Zuständen kennt sie auch von den Besuchern der Kirche. „Die fühlen sich äußerst unsicher, wenn sie auf dem Weg den Knotenpunkt passieren müssen.“
Diesen Unmut teilen die Eltern des Awo-Kindergartens an der Universitätsstraße. Bringen Mütter und Väter ihre Kinder mit dem Auto zur Einrichtung, stecken sie ganz häufig im Verkehr fest. Wegen der Staus rund um die Kreuzung geht dann nichts mehr.
Pfarrerin Bundt: „Durch den Verzicht auf eine Ampel lässt sich Energie sparen. Zudem kann man einen solchen Kreisel begrünen, damit gehört auch die Natur zu den Gewinnern.“ Blumen und Pflanzen fördern, wie sie betont, den Klimaschutz und schließlich gewinne auch das gesamte Ortsbild.
Eine schnelle Umsetzung scheint „illusorisch“ zu sein
Was sagt nun die Stadt zu der Forderung aus Heven? Grundsätzlich spricht auf den ersten Blick nichts dagegen, erklärt Sprecherin Lena Kücük. Es handele sich auf jeden Fall um eine Variante, die man prüfen sollte. Nach einer ersten groben Einschätzung wird es aber nicht einfach sein, einen Kreisel anzulegen. Denn die vorhandenen Straßen treffen nicht rechtwinklig aufeinander und liegen zum Teil auch weit voneinander entfernt. Aus- und Zufahrten müssen „in sinnvollen Winkeln und Abständen“ auf den Kreisel treffen, erläutert die Sprecherin. Und: Der Kreisel muss groß genug sein, damit auch schwere Lkw genug Platz haben.
Jenseits der planerischen Hürden, drohen nach jetzigem Stand aber die Kosten das Projekt auszubremsen. „Eine zeitnahe Umsetzung ist illusorisch“, sagt Lena Kücük. Mit Blick auf den städtischen Haushalt komme nicht einmal das Jahr 2024 in Betracht.
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Deutlich schneller kann nach Worten der Sprecherin ein anderer Wunsch der Bürger in Erfüllung gehen. Sie machen sich nämlich auch für mehr Radwege im Quartier stark. Nun will die Stadt die Universitätsstraße von der Kreuzung bis zur Kleinherbeder Straße auf beiden Seiten entsprechend markieren. Der Ausschuss für Mobilität und Verkehr soll sich voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung am 28. August (17 Uhr, Großen Saal des Forschungs- und Entwicklungszentrums, Alfred-Herrhausen-Str. 44) mit den Plänen aus dem Rathaus befassen.
Vera Hänel betont, dass sich Anwohner gerade im Kreuzungsbereich auf dem Hellweg einen weiteren Radweg wünschen. Radfahrer weichen nämlich, wie sie schildert, gern auf einen äußerst schmalen Bürgersteig aus. Man könne nur von Glück reden, dass es bislang noch zu keinem Zusammenprall mit Fußgängern gekommen sei.
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