Witten. 2023 werden viele Verbesserungen für Radfahrende in Witten umgesetzt, etwa rote Schutzstreifen oder Extraspuren in Kreuzungen. Das ist geplant.
Der Ausbau des Radverkehrs in Witten hat zwar im letzten Jahr schon Fahrt aufgenommen, aber 2023 schaltet die Stadt etliche Gänge höher. Chef-Verkehrsplaner Tim Raabe hat jetzt im Verkehrsausschuss das Arbeitsprogramm für die nächsten Monate vorgestellt. Und das lässt erahnen: Viele rote Radwege werden sich bald durch Witten ziehen.
Das neue Tempo geht auf eine Personaländerung im Baudezernat zurück. Ein Team aus vier Personen kümmert sich jetzt ausschließlich um die Themen, die seit Verabschiedung des Radverkehrskonzepts 2019 auf der Agenda stehen. Angesichts des Fachkräftemangels waren diese Stellen schwer zu besetzen – und auch das hat nur funktioniert, weil sich zwei Mitarbeitende aus dem Tiefbauamt versetzen ließen und dort nun Lücken hinterlassen.
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Im neuen Team arbeiten die Radverkehrsbeauftragte Sophia Bröker (seit 1.12.2021 im Amt), ein Entwurfsplaner (frisch eingestellt zum 1.1.2023), ein Ausführungsplaner und ein Bauleiter (Dienstbeginn jeweils 1.12.2022) zusammen. „Zum ersten Mal sind wir jetzt so gut aufgestellt, dass wir uns intensiv um den Radverkehr kümmern können“, sagt dazu Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.
Neue Radwege als „Nebenprodukt“ der Straßensanierungen
Angesichts des 400 Seiten starken Maßnahmenpakets steht dem Quartett ein Wust an Aufgaben bevor. Viele Radwege werden in den nächsten Jahren sowie als „Nebenprodukt“ der Straßensanierungen entstehen: etwa an der Pferdebachstraße (2023), Wittener Straße (2024) oder Sprockhöveler Straße (ab 2024). Was darüber hinaus „uns noch realistisch erscheint“, hat Tim Raabe für 2023 aufgelistet:
- Die Kreuzung am Märkischen Museum wird optimiert. Wer von der Husemannstraße nach links in die Ruhrstraße abbiegt, radelt demnächst auf einer „Protected Bike Lane“. Diese „Extraspur“ wird durch gelbe Leitschwellen begrenzt und verhindert, dass Pkw darüberfahren. Bislang mussten sich Radler vom Bordstreifen ganz rechts auf den Radstreifen und dann über die Geradeaus-Spur in den Autoverkehr einfädeln.
- Eine Übergangslösung kommt in diesem Jahr für die „Wutkreuzung“, die Ruhrstraße zwischen Gasstraße und Ruhrdeich. Mit Pfeilen beziehungsweise Piktogrammen, also aufgemalten Symbolen, sowie roten Markierungen soll die untere Ruhrstraße für den Radverkehr sicherer werden. Der Clou ist auch dort eine neue kurze „Protected Bike Lane“ am rechten Fahrbahnrand Richtung Bommern. Auf lange Sicht soll die Ruhrdeichkreuzung aber komplett umgebaut werden.
- Die Sprockhöveler Straße wird ab Fischertalweg in Richtung Crengeldanz ab 2024 zur Baustelle. In die andere Richtung – also bis zum Ruhrdeich – wird für Radfahrende ein Schutzstreifen rot markiert. Auch Im Hammertal ist (auf Wittener Stadtgebiet) ein rot markierter durchgehender Schutzstreifen geplant. Ebenfalls rot markiert wird ein Radfahrstreifen auf dem nicht erneuerten Teil der Pferdebachstraße, zwischen Leostraße und Universität.
- Wittens erster „Pop-up-Radweg“ führt die Dortmunder Straße entlang und wird offenbar so gut genutzt, dass die aufgebrachten Markierungen schon abgerubbelt sind und erneuert werden müssen. Planer Tim Raabe betont: Auch dies sei eine Übergangslösung, bevor mit einer Sanierung ein „echter“ Radweg auf der Dortmunder Straße kommt.
- Fast fertiggestellt ist die neue Fahrradabstellanlage gegenüber dem Hauptbahnhof, aktuell laufen dort Restarbeiten. Pendler können ihr Rad jetzt auf der gepflasterten Fläche und unter einem Dach anketten. Dort und an neun weiteren Standorten gibt es in diesem Jahr noch Zweirad-Zuwachs. Das Unternehmen Metropolrad Ruhr möchte ein Jahr lang sein Verleihsystem in Witten testen. In anderen Ruhrgebietsstädten wächst die Nachfrage nach Bike-Sharing stark. Zumal die Betreiber auf Kooperationen mit den Nahverkehrsunternehmen setzen.
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Radwegbrücke soll noch im April eröffnet werden
Ein Highlight für Radfahrende in Witten wird bald die geschwungene Brücke des Rheinischen Esels über die Pferdebachstraße sein. Aktuell wird rund um die Brücke eifrig gearbeitet. Laut Tiefbauamtsleiter Jan Raatz wird die Brücke „mit Beginn der Fahrradsaison fertig. Das hat oberste Priorität.“ Eine Eröffnung sei für die zweite Aprilhälfte geplant.
Andere Restarbeiten an der neu gebauten und fast fertigen Pferdebachstraße werden nachgelagert. Mit den Markierungsarbeiten sei im Mai zu rechnen.
In diesem Jahr werden auch Radverkehrs-maßnahmen geplant, die dann 2024 umgesetzt werden sollen. Ein kleiner Ausblick: Die Kreuzung Ardeystraße/Dortmunder Straße, an der es auch schon das „indirekte Linksabbiegen“ für Radler gibt, bekommt neue Markierungen. Sie soll dann im Prinzip so aussehen wie die nahe liegende Kreuzung Ardeystraße/Pferdebachstraße. Ferner: Der Ruhrtalradweg soll aufgewertet werden, zumal In der Lake eine neue Radwegbrücke über die Ruhr entsteht.
Für 2024 ist auch ein Geh- und Radweg am Wannen vorgesehen. Und eine neue Verkehrsregel wird umgesetzt: An mehreren Kreuzungen des Rheinischen Esels mit Straßen bekommen Radler Vorfahrt. Sie können über einen Zebrastreifen zum Beispiel die Straße Sonnenschein kreuzen oder auf das Gelände des Toom-Marktes einbiegen. Autofahrer müssen dann anhalten.