Witten. Entlang der A 43 in Witten-Heven entsteht ein neuer Lärmschutzwall. Warum das bis zu sechs Jahre dauern wird und wer dahinter steckt.
Noch ist es nur ein eher unscheinbarer Erdhügel, der da in Heven parallel zur Kleinherbeder Straße Stück für Stück in die Länge und Höhe wächst. Doch daraus wird in den kommenden Jahren ein imposantes Bauwerk. Die Wittener Gesellschaft für Umweltschutz und Deponiebetriebe (GUD) baut hier einen Lärmschutzwall für die angrenzenden Siedlungen.
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Insgesamt 800 Meter lang und zehn Meter hoch wird der Wall sein, wenn er einmal fertiggestellt ist. Doch das wird dauern. Schon im Sommer 2022 hat die GUD damit begonnen, das Gelände nahe der A 43-Brücke für den Bau vorzubereiten, hat etwa eine Baustraße eingerichtet. Der offizielle Startschuss fiel dann im Oktober. Auf geschätzt 80 Meter ist der Wall seitdem gewachsen, wenn auch noch nicht überall in voller Höhe. 25.000 Tonnen Erdaushub wurden dafür bislang verbaut – 220.000 Tonnen sollen es am Ende werden.
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Angeschlossene Firmen liefern Bodenaushub für Lärmschutzwall in Witten
Die GUD ist dabei Bauherr und gleichzeitig Lieferant. Denn der Boden, der den Wall entstehen lässt, stammt von deren Gesellschaftern. In der 1987 gegründeten GUD haben sich verschiedene Tief- und Landschaftsbau-Unternehmen zusammengeschlossen. Aktuell sind vier aktive Firmen mit an Bord. Das Ziel: Sinnvolle Möglichkeiten finden, um den Erdaushub, der bei den Aufträgen der Unternehmen – Neubauten, Kanal- oder Straßenarbeiten – anfällt, sinnvoll abzukippen bzw. zu nutzen.
„Die Böden, die wir ausheben, werden wir nicht los“, sagt Stefan Drückler, Geschäftsführer bei H. Schäper und Sohn Tiefbau. Es gebe in Witten und dem Kreis keine Möglichkeit, den Erdaushub abzukippen. Das Problem habe sich in den letzten Jahren zudem noch verschlimmert. Reichte vor vier Jahren noch die Fahrt nach Duisburg oder Bottrop, würden die Unternehmen nun 100 Kilometer weit fahren müssen. Bis ins Münster- und Sauerland. Oder für belasteten Boden gleich bis nach Holland. „Die Entsorgung wird so für uns teuer“, sagt der 55-Jährige. Schon die Fahrt nach Münster verdoppele die Kosten im Vergleich zu einer Lösung vor Ort in Witten. „Und auch ökologisch gesehen ergeben solche Fahrten natürlich überhaupt keinen Sinn.“
Planungen für Wall laufen schon seit 2015
Schon seit 2015 plant die GUD den Lärmschutzwall an der A 43. Dreieinhalb Hektar Grundstück hat die Gesellschaft dafür erworben. Die Errichtung des Walls rechne sich für die Firmen und sei günstiger, als andernorts hohe Kippgebühren und die Transportkosten zu bezahlen, sagt Gerd Nickel, früher selbst Unternehmer, heute einer von zwei Geschäftsführern der GUD. Doch nicht nur die Finanzen spielen eine Rolle. „Sonst stehen wir auch mal Wochen oder Monate ohne Entsorgungsmöglichkeit da. Jetzt haben wir Sicherheit für mehrere Jahre“, betont Drückler.
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Noch fünf bis sechs Jahre wird es dauern, bis der Wall in voller Länge und Höhe errichtet sein wird. Der erste, 180 Meter lange Bauabschnitt soll aber bis Ende des Jahres fertig sein. Rund 1000 Tonnen Aushub können in etwa pro Tag am Wall abgeladen werden. Wann es weitergeht, hängt auch immer von den in der GUD zusammengeschlossenen Firmen ab – und von deren Auftragslage. Denn gebaut wird nur, wenn Boden aus Witten einen neuen Platz sucht. Sonst ruht die Baustelle.
Bodenaushub unterliegt strengen Auflagen
Auch unterliegt das Material strengen Auflagen. Nur unbelasteter Boden darf abgeladen werden, erläutert Dieter Helm, Co-Geschäftsführer der GUD. Jede einzelne Ladung werde zweimal von Gutachtern des EN-Kreises kontrolliert und freigegeben.
Nicht das erste Großprojekt
Der gerade entstehende Wall ist nicht das erste Projekt dieser Art der GDU. Vor 20 Jahren baute sie bereits einen Wall zwischen der Neubausiedlung Schwalbenweg (nahe Sonnenschein) und der A 44. Solche Wälle entstanden auch am Goltenbusch oder an der Bommeraner Heide (2016).
Die Gesellschaft deckt auch Deponien ab, etwa die der Firma Draco am Fuß der Annener Halde. Das größte Projekt war ab 1992 die Verfüllung des Steinbruchs Rauen. Dort wurde Schlacke abgedeckt, die Thyssen in den 1960er und 70er Jahren verfüllt hatte. Man sei auch weiterhin immer auf der Suche nach neuen Ablagemöglichkeiten, sagt Geschäftsführer Dieter Helm.
Eine Besonderheit wird der Wall, der die Siedlungen Frackmannsfeld und Voedestraße vor Autobahn-Lärm schützen soll, haben: Auf 130 Metern wird er durch eine 3,5 Meter hohe Lärmschutzwand unterbrochen. An dieser Stelle hängen die Oberleitungen von Amprion so tief, dass dort aus Sicherheitsgründen nichts anderes möglich ist. Ist der Wall fertig, wird er begrünt. „Die Anwohner schauen dann quasi auf einen Wald“, sagt Drückler. Bis es soweit ist, ist Geduld gefragt.
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