Witten. Nicht nur der Gesundheitsminister hat einen Hitzeplan. Auch Witten bereitet sich auf heiße Phasen vor. Was alles möglich ist – und was nicht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Menschen mit einem Hitzeschutzplan vor extrem heißen Temperaturen schützen. Die Website Hitzeservice.de, die gerade den Kommunen Hilfestellungen geben soll, ist bereits online gegangen. Auch die Stadt Witten hat längst reagiert und eine Handlungskarte erarbeitet, die sich mit dem Klima und seinen Konsequenzen für die Stadtplanung beschäftigt. Altenheime und Krankenhäuser rüsten sich ebenfalls für zukünftige Hitzeperioden. Das tut not. Denn schon an diesem Wochenende soll das Thermometer wieder auf über 30 Grad steigen.

Die Karte, wichtigstes Instrument des kommunalen Klimafolgenanpassungskonzeptes, weist besonders gefährdete Hitzezonen aus, aber auch bestehende Grünflächen und wichtige Frischluftschneisen. Farbabstufungen zeigen, dass es in heißen Nächten in der City zehn Grad wärmer sein kann als in weniger stark bebauten Außenbereichen. Ein großer Kaltluftstrom ziehe sich durchs Ruhrtal – weshalb Herbede weniger von Hitze betroffen sei.

Stadt Witten bietet Hof- und Fassadenprogramm

Viele Anregungen aus dem Maßnahmenpaket greifen eher langfristig, so die Stadt. Sie werden bei anstehenden Bauvorhaben in die Planungen einbezogen. Die Entsiegelung bebauter Flächen, Fassadenbegrünung oder sogenannte unterirdische Baumrigolen, die Niederschlag auffangen und speichern – all das spielt dabei eine Rolle. Mit dem Hof- und Fassadenprogramm etwa fördert die Stadt schon jetzt auch die Entsiegelung von Innenhöfen.

Der Rathausplatz in Witten: Wenn die Sonne aufs Pflaster knallt, wird es dort ordentlich heiß. Mobile Begrünung und ein Wasserspielfeld sollen das ändern – im nächsten Sommer.
Der Rathausplatz in Witten: Wenn die Sonne aufs Pflaster knallt, wird es dort ordentlich heiß. Mobile Begrünung und ein Wasserspielfeld sollen das ändern – im nächsten Sommer. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Besonders heiße, nahezu ungeschützte Orte in der Stadt sind aktuell zum Beispiel große Parkplätze wie bei Ostermann, der Rathausplatz oder das Teilstück der Pferdebachstraße von der Ardeystraße bis zum Evangelischen. Krankenhaus. Dort wird es noch etwas dauern, bis die gepflanzten Bäume Fußgängern kühlenden Schatten spenden. Die angekündigte „mobile“ Begrünung für den Rathausplatz und die Fläche vor der Stadtgalerie soll im Herbst oder Winter aufgestellt werden. Auf dem Rathausplatz ist außerdem ein Wasserspielfeld vorgesehen, das den Platz zusätzlich etwas herunterkühlt. Auch für den Kornmarkt ist eine teilweise Entsiegelung und Begrünung vorgesehen.

Im Wittener Rathaus steht ein Trinkwasserständer

Trinkwasserspender im Wittener Rathaus: Er steht im Bürgerbüro in der Nähe der Aufzüge.
Trinkwasserspender im Wittener Rathaus: Er steht im Bürgerbüro in der Nähe der Aufzüge. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Auch Trinkwasserbrunnen sollen irgendwann in allen Stadtteilen sprudeln. In diesem Zusammenhang verweist Stadtsprecher Jörg Schäfer auf ein „bisher vermutlich noch viel zu wenig bekanntes Angebot“: den Trinkwasserspender im Rathaus. Die schicke Edelstahlsäule steht in der Bürgerberatung, nicht weit vom Aufzug in einer Wandnische. Abkühlung versprechen auch die Wasserfontänen auf dem Berliner Platz – allerdings eher für die jüngsten Wittener.

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Das Marien-Hospital sieht die Lage noch entspannt. „Die Anzahl der Tage im Jahr mit sehr hohen Temperaturen ist in unserer Region bisher gering“, sagt Sabine Edlinger, Geschäftsführerin des Klinikträgers St. Elisabeth. Deshalb verfahre man wie bisher: Pflegekräfte erinnern Patienten an heißen Tagen noch häufiger als sonst daran, etwas zu trinken, und sorgen dafür, dass ausreichend Getränke zur Verfügung stehen. Sie helfen beim Abdunkeln der Zimmer und achten auf ausreichende Belüftung. Edlinger: „Sollte ein Patient auffällig müde wirken, untersuchen wir ihn auf möglichen Flüssigkeitsmangel und verabreichen, falls nötig, eine Infusion.“

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Das Ev. Krankenhaus hat aufgrund der längeren Hitzeperioden bereits Vorsichtsmaßnahmen bei der Aufbewahrung von Medikamenten ergriffen, „damit weder zu hohe noch zu niedrige Temperaturen die Qualität und die Wirksamkeit beeinträchtigen“, sagt EvK-Verwaltungsleiter Dennis Klaebe.

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Eine Klimaanlage, so Klaebe, wäre zwar wünschenswert. Jedoch sei der Einbau aus hygienischen und baulichen Gründen in einer Klinik nicht einfach umsetzbar. Eine solche Investition wäre auch hinsichtlich der laufenden Energiekosten aus Eigenmitteln nicht stemmbar. Die Politik stelle Krankenhäusern derzeit keine entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung. Klaebe: „Der neue Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministers hat den Krankenhaussektor nicht erreicht.“