Witten. Wittens Klimaschutzbeauftragte hat Zahlen zum Ausstoß von Treibhausgasen in der Stadt ausgewertet. Die Expertin schlägt Alarm.
Kaja Fehren drückt beim Klimaschutz aufs Tempo. Anlass sind aktuelle Zahlen zu den Treibhausgasen, die die städtische Klimaschutzbeauftragte jetzt für Witten präsentierte.
Die Erderwärmung soll bekanntlich nicht über 1,5 Grad steigen. Darauf hat sich die Staatengemeinschaft bereits 2015 mit den Pariser Klimazielen verständigt. Wenn Witten mit seinen klimaschädlichen Gasen so weitermacht, wird die Stadt dieses Ziel lokal betrachtet in diesem Jahrzehnt jedoch verfehlen, so Fehren.
Städte wollen schneller schädliche Gase verringern
Witten habe ein massives Problem und stehe zugleich vor einer großen Aufgabe, sagte sie im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima. Berechnungen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) zufolge sei es zwar gelungen, die Treibhausgase in der Stadt von 2012 bis 2019 um 18 Prozent zu verringern. Doch wenn es so weitergehe, erreiche man das Ziel, klimaneutral zu sein, frühestens 2045/46.
Rein rechtlich sei das zwar vollkommen in Ordnung, sagte Fehren. Denn diese zeitliche Perspektive sehe auch das Klimaschutzgesetz des Bundes vor. Das 1,5-Grad-Ziel könne damit aber nicht eingehalten werden, so die Expertin. Mittlerweile gebe es eine ganze Reihe von Städten, die angesichts des rasant fortschreitenden Klimawandels ein deutlich früheres Datum anstreben.
Angaben zum Jahr 2020 mit Vorsicht betrachten
Zu dem aktuellen Zahlenwerk liegen der Klimaschutzbeauftragten auch Angaben zu Treibhausgasen für das Jahr 2020 vor. Danach sind die Mengen durchaus zurückgegangen.
Die Daten sei aber angesichts der zahlreichen Einschränkungen und Verbote in dem Coronajahr mit Vorsicht zu betrachten, sagt Kaja Fehren.
Bis die Stadt Witten ihr Limit an den schädlichen Gasen erreicht hat, kann sie davon noch bis zu 4,8 Millionen Tonnen ausstoßen. Da den modellhaften Berechnungen zufolge der Anteil eines jeden Bürgers in NRW bei etwa zehn Tonnen liegt, habe Witten mit rund 100.000 Einwohnern die Grenze wahrscheinlich innerhalb der nächsten fünf Jahre erreicht, so Fehren. „Es sei denn, es gelingt der Stadt, die täglich anfallenden Mengen zu verringern.“ Deshalb wolle die Verwaltung nun das schon vor Jahren beschlossene Klimaschutzkonzept überarbeiten, beispielsweise im Bereich Energie, Verkehr oder Wirtschaft.
Belastung durch den Autoverkehr hat zugenommen
Gerade die Belastung durch den Straßenverkehr hat zugenommen. Seit 2012 erhöhte sich der CO2-Ausstoß um sechs Prozent. In Unternehmen sank er dagegen um 27 Prozent, in privaten Haushalten um 21 Prozent. Alle Zahlen beruhen auf einer umfangreichen jährlichen Datensammlung des RVR.
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Dabei wertet der Regionalverband Zahlen der heimischen Stadtwerke ebenso aus wie die von Straßenverkehrsbehörden, Nahverkehrsbetrieben oder auch der Schornsteinfeger-Innung. Maßgeblichen Anteil an den Treibhausgasen haben darüber hinaus vor allem die Energieträger Erdgas mit 31 Prozent, Strom mit 34 und die Kraftstoffe Diesel/Benzin mit 26 Prozent.
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Auf einem guten Weg sieht die Klimaschutzbeauftragte Witten bei den erneuerbaren Energien. 2020 habe man eine Quote von neun Prozent am gesamten Stromverbrauch erreicht. Dieser Wert sei zwar noch recht niedrig, damit liege die Ruhrstadt aber erheblich über dem Durchschnitt von sechs Prozent im EN-Kreis. Dabei müsse man bedenken, dass es sich um die rein vor Ort produzierten Mengen handele. Nicht eingerechnet sei der Ökostrom, den die Stadtwerke von auswärts beziehen.
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Und aus welchen Quellen stammt die in Witten hergestellte klimafreundliche Energie? Fast zu gleichen Teilen aus Biomasse (36 Prozent), Photovoltaik (34) und Wasserkraft (30). Die Klimaschutzbeauftragte wünscht sich für alle Sparten einen weiteren verstärkten Ausbau.