Witten. Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Ev. Krankenhausgemeinschaft, geht zufrieden in den Ruhestand. Der Wittener bedauert nur eine Sache.

Mit seinem Zivildienst in der Klinik hat alles angefangen. Seitdem hat das Evangelische . Krankenhaus (EvK) Heinz-Werner Bitter beruflich kaum noch losgelassen. Der 66-jährige Diplom-Ökonom war 30 Jahre lang Geschäftsführer der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne-Castrop, zu der seit 2009 auch das Wittener Haus gehört. Jetzt verabschiedet sich Bitter offiziell in den Ruhestand. Doch eines wird ihn weiter umtreiben.

Herr Bitter, die Evangelische Krankenhausgemeinschaft betreibt das EvK Castrop-Rauxel und das EvK Herne mit den Standorten Herne-Mitte und Herne-Eickel sowie das EvK Witten. Haben Sie eigentlich in jedem Krankenhaus ein Büro?

Heinz-Werner Bitter: Mein Hauptbüro habe ich natürlich am Hauptstandort der Gemeinschaft in Herne. Aber auch hier in Witten habe ich einen eigenen Schreibtisch im Verwaltungsgebäude.

Sie sind der Ruhrstadt auch sonst eng verbunden...

Ich bin hier geboren, im alten Diakonissenkrankenhaus. Seit 1987 wohnen wir in Wetter. Aber meine Eltern und Schwiegereltern sowie viele Freunde leben hier. Ich bin mindestens zwei- bis dreimal pro Woche in Witten.

Wie war Ihr Zivildienst im EvK?

Ich habe nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften – mein Schwerpunkt waren Planung und Organisation – im Zentrallager gearbeitet, wo es um den Einkauf und die Ausgabe von Material geht. Währenddessen habe ich die Aufmerksamkeit des damaligen Verwaltungsdirektors erregt. Er hat mir die Gelegenheit geboten, das Lager neu zu strukturieren. Dann wurde ich zum Zweckverband nach Herne empfohlen und habe dort im Rahmen von Budgetverhandlungen auch das EvK Witten begleitet. Ich hatte ursprünglich nicht unbedingt auf dem Schirm, im Krankenhausbereich zu arbeiten. Aber ich gehörte zu den geburtenstarken Jahrgängen. Von uns Wirtschaftswissenschaftlern gab’s viele. Deshalb habe ich die Chance genutzt.

2005 war das EvK im Zuge der damaligen Gesundheitsreform in eine finanzielle Schieflage geraten, drastische Sparmaßnahmen standen an. Wie ist die Lage heute?

Ich habe es geschafft, das Haus in sicheres Fahrwasser zu bringen und seine Existenz zu sichern. Heute ist das EvK ein solides Unternehmen. Wir haben uns spezialisiert, über 30 Millionen Euro investiert und über 170 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, insgesamt sind es jetzt über 700. Trotzdem sprechen viele immer noch vom Diakonissenhaus. Aber das hören wir gar nicht ungern.

Ein echter Wittener

Heinz-Werner Bitter wuchs in Witten auf. Er besuchte die Wideyschule und das Ruhr-Gymnasium. 40 Jahre lang gehörte er der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne-Castrop an, 30 davon als Geschäftsführer. Außerdem war er Konzernvorstand des Trägers Ev. Verbund Ruhr gGmbH.

Unter Bitters Führung wurde das Unternehmen neu strukturiert und die Politik der Kooperation vorangetrieben. Seine Nachfolge übernimmt am 1. Juli Matthias Adler, der Hauptgeschäftsführer einer Orthopädischen Klinik in Nordhessen war und nun nach Herne wechselt.

Innerhalb der nächsten zehn Jahre rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft mit 20 Prozent weniger Klinikstandorten in Deutschland. Diese Prognose geht einher mit der angekündigten Krankenhausreform der Bundesregierung. Wie sind die Aussichten für Witten? Überleben beide Kliniken?

Dass jedes fünfte Krankenhaus geschlossen werden soll, ist eine Katastrophe. Schließlich wird die Notwendigkeit medizinischer Versorgung aufgrund der demografischen Entwicklung enorm steigen. Das ist also nicht zu Ende gedacht. Doch die Strukturen in Witten sind geklärt. Wir haben uns schon Mitte der 90er Jahre mit dem Marien-Hospital abgestimmt, wer welche Schwerpunkte übernehmen soll. Das Marien-Hospital hat sich auf Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Kardiologie spezialisiert. Wir setzen auf Hämatologie und Onkologie sowie Unfallchirurgie und Orthopädie. Außerdem bildet die Altersmedizin einen wichtigen Bereich. Und wir haben die einzige Urologie. Wir sind also trotzdem breit aufgestellt. Das gibt uns Sicherheit, zukünftige Planungen unbeschadet zu überstehen.

Ihr dringender Wunsch, am EvK eine eigene Psychiatrie zu errichten, hat sich nicht erfüllt. Sie wollen die Pläne dennoch nicht begraben, Ihre Klage gegen das Land besteht schon seit Jahren. Was ist daraus geworden?

Ich habe alles geschafft, nur das nicht. Das betrübt mich etwas. Wir haben seit über drei Jahren einfach keinen Termin bei Gericht bekommen. Aber ich werde mich auch als privater Bürger weiter darum bemühen. Wir haben hier fast 3000 Patienten in der altersmedizinischen Versorgung. Allein eine Gerontopsychiatrie ist also unabdingbar. Witten braucht diese Psychiatrie.

Worum haben Sie sich zuletzt besonders gekümmert?

Eine weitere Fusion steht an – mit der Augusta-Stiftung Bochum und den Ev. Kliniken Gelsenkirchen. Den Prozess habe ich noch mitgestaltet. Am 1. Januar 2024 soll es so weit sein.

Warum immer weitere Fusionen?

Größe ist ein hohes Gut. Wir würden sonst eigene Konkurrenten sein.

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Mit welchem Gefühl gehen Sie in den Ruhestand?

Ich kann nicht sagen, dass ich froh bin. Es war eine sehr erfüllende Zeit. Aber ich hadere nicht. Es ist der richtige Zeitpunkt, die Verantwortung in andere Hände zu geben. Ich möchte meinen letzten Lebensabschnitt körperlich und geistig fit erleben. Sicher werde ich meinen Erfahrungsschatz auch weiterhin einbringen. Banken haben da etwa schon angefragt. Außerdem werde ich demnächst Präsident der Rotarier in Bochum. Und nicht zuletzt fahre ich gerne Rad und mit meiner Familie in den Urlaub. Das wird jetzt mal länger möglich sein.

Was haben Sie sich zum Abschied gewünscht?

Spenden für den neuen Palliativwald, den wir am EvK Witten planen. Dort wird es Schwerstkranken und Sterbenden ermöglicht, sich in der Natur aufzuhalten.