Witten. Die Leitung einer Klinik tauscht sie ein gegen viel Ruhe und ein Wollknäuel: Ingeborg Drossel lenkte die Geschicke des Ev. Krankenhaus in Witten.

Es gibt kaum eine Abteilung, in der Ingeborg Drossel nicht schon selbst mitangepackt hat. Einst trat sie als Hauptnachtwache ihren Dienst im Evangelischen Krankenhaus Witten (EvK) an, im Laufe der Jahre hat sie sich bis an die Verwaltungsspitze hochgearbeitet. Nach 27 Jahren ist nun Schluss: Die Verwaltungsdirektorin hat sich am 31.12. in den Ruhestand verabschiedet.

„Es hat Spaß gemacht“, sagt die heute 63-Jährige, wenn sie auf ihre Arbeit im EvK zurückblickt. Selbstverständlich ist das nicht, schließlich gehörten auch schwierige Zeiten dazu. Die Verwaltungsdirektorin denkt an 2005 zurück: Als das EvK im Zuge der Gesundheitsreform in finanzielle Schieflage geraten war, verhängten das Diakoniewerk Ruhr Witten und die Innere Mission als neue Holding drastische Sparmaßnahmen. Als Mitglied der Mitarbeitervertretung stellte Ingeborg Drossel damals den Sozialplan für das Haus mit auf. „Das war keine einfache Zeit“, sagt sie mit Blick auf die vielen nötig gewordenen Kündigungen. Erst als die Diakonie Ruhr 2009 mit der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne-Castrop-Rauxel einen erfahrenen Partner für die Krankenhaussparte fand, kehrten ruhigere Zeiten ein.

Bei Wassereinbruch zur Flitsche gegriffen

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Allerdings nicht für Ingeborg Drossel: Nachdem sie Aus- und Weiterbildungen zur Abteilungsleitung, Praxisanleitung sowie zur Organisations- und Krankenhausmanagerin absolviert hatte, übernahm die examinierte Krankenschwester mehr und mehr Leitungsfunktionen: Erst die Leitung Funktionsdiagnostik und onkologische Ambulanz, dann die Abteilungsleitung für die Bereiche interdisziplinäre Aufnahme, Endoskopie, OP/Anästhesieabteilung und Patientenruf, später die Geschäftsbereichsleitung Pflege und schließlich die Pflegedienstleitung. Seit 2017 leitet sie die Geschicke des EvK Witten als Verwaltungsdirektorin. „Geplant war das nicht“, schmunzelt Ingeborg Drossel. Missen möchte sie heute aber keine der Tätigkeiten: „Jede Aufgabe hatte ihren Reiz.“

Stationsumbau im Jahr 2011: Ingeborg Drossel war seinerzeit Pflegedienstleitung. Mit im Bild: der damalige Verwaltungsleiter Joachim Abrolat und der damalige Ärztliche Direktor Dr. Ulrich Weitkämper.
Stationsumbau im Jahr 2011: Ingeborg Drossel war seinerzeit Pflegedienstleitung. Mit im Bild: der damalige Verwaltungsleiter Joachim Abrolat und der damalige Ärztliche Direktor Dr. Ulrich Weitkämper. © Diakonie Ruhr | Jens-Martin Gorny

Und beschert ihr heute schöne Erinnerungen: Zum Beispiel die als Pflegedienstleitung. Damals begleitete sie den Umbau der Stationen. Im Zuge der Sanierung hatten Arbeiter die Hauptwasserleitung getroffen. Das Wasser strömte wie ein Wasserfall von der Station 3A in die 2. Etage des Hauses. „Ich werde nicht vergessen, wie Schwester Maria mit dem Regenschirm über den Stationsflur ging, um die Patienten zu versorgen“, lacht Ingeborg Drossel, die damals, selbst knöcheltief im Wasser stehend, sofort ihre Hose hochkrempelte und zur Flitsche griff.

Im Ruhestand wartet ein Wollknäuel

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Diese Bodenständigkeit hat sie sich bis heute bewahrt – genauso wir ihre zupackende Mentalität. Die war vor allem in ihren letzten beiden EvK-Jahren mehr denn je gefordert, als Corona so manchen Feierabend durchkreuzte und das gesamte Team vor große Herausforderungen stellte. Doch auch die hat Ingeborg Drossel zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen gemeistert. Erst einmal heißt es nun: Nichtstun. „Die nächsten vier Wochen werde ich einfach nur entspannen.“ Es wartet höchstens ein Wollknäuel: „Ich habe mir vorgenommen, einen Pullover zu stricken. Und zwar genau so, wie ich ihn mir vorstelle.“