Witten. Gehört der Name „Gerichtsschule“ in Witten bald der Vergangenheit an? Zumindest sind das die Pläne. Die neue Bezeichnung soll positiver wirken.
Die Gerichtsschule soll einen neuen Namen bekommen. Sie hat einen Antrag gestellt, den die Stadt am Mittwoch dem Schulausschuss als Beschluss vorschlägt. Demnach soll die Schule in „Schule im Wiesenviertel“ umbenannt werden. Entscheiden muss am Ende der Rat.
Ihren bisherigen Namen verdankt die Schule ihrer Lage an der Gerichtsstraße. Die Schulkonferenz ist der Auffassung, dass dies „eher negative Assoziationen erzeugt“. Außerdem würden Außenstehende oft denken, das Gebäude gehöre zum Gericht und sei keine Bildungseinrichtung.
Wittener Wiesenviertel hat positive Außenwirkung
„Das städtische Wiesenviertel, in dem die Schule liegt, ist seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit sehr positiv besetzt. Es ist studentisch und innovativ geprägt“, heißt es in der Beschlussvorlage weiter. Der neue Name, der ab dem kommenden Schuljahr gelten soll, soll die Schule in der Außenwirkung deutlich positiver erscheinen lassen als bisher.
Hinzu kommt, dass die Gerichtsschule den höchsten Sozialindex (sieben von neun) in der Stadt hat und somit besonders hohe Herausforderungen stemmen muss. Berechnet wird dieser zum Beispiel nach der Hartz-IV-Quote der Minderjährigen im Einzugsbereich der Schule oder dem Anteil der Kinder mit vorwiegend nicht-deutscher Familiensprache.
„Der bisherige Name gibt nicht so ein freundliches Bild nach außen ab, wie es für eine Grundschule eigentlich der Fall sein sollte“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Nicole Olschewski. Alle Schulen hätten ihre Bezeichnung entweder aufgrund des Standorts oder der Straße. „Das ist bei uns mit der Gerichtsstraße ja auch der Fall. Wir haben dann aber geschaut, welche Möglichkeiten es noch gibt, und sind dabei auf das Wiesenviertel gekommen.“
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Für einen Namenswechsel gibt es nach Angaben der Verwaltung aber einige Vorgaben. So gibt das Schulgesetz in NRW vor, dass der Name jeder Schule unter anderem den Träger und die Form angibt. Deshalb müsse der Name vollständig „Schule im Wiesenviertel, städtische Gemeinschaftsgrundschule der Stadt Witten“ lauten, wobei im Volksmund nur von „Schule im Wiesenviertel“ die Rede sein soll.
Mit der Namensänderung will sich die Gerichtsschule mehr mit ihrem Standort identifizieren. Dafür wird eine engere Zusammenarbeit mit dem „Wiesenviertel e.V.“ angestrebt. Erste Kontakte hat es bereits gegeben. „Im Rahmen des Ausbaus der Schule zum Familiengrundschulzentrum ist eine engere Verzahnung mit den Menschen im Stadtviertel nur zu begrüßen und eröffnet neue Identifikationsmöglichkeiten für alle Beteiligten“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Schule hat bereits einige Ideen
Aber welche Pläne sind überhaupt machbar? „Wir haben mit dem Vereinsvorstand schon ein paar Gespräche geführt“, sagt Nicole Olschewski. Die Menschen sollen die Schule als einen Teil des Wiesenviertels wahrnehmen. Schon vor Corona habe sie sich an vielen Aktionen beteiligt, etwa dem Wiesenviertel-Adventskalender. „Das wollen wir wieder aufleben lassen.“
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Möglich sei zudem eine Kooperation mit der Tauschbar. Außerdem wolle sich die Schule für Außenstehende und Familien weiter öffnen, nicht zuletzt im Zuge des Ausbaus zum Familienzentrum. Olschewski: „Wir können uns vorstellen, zum Beispiel einmal im Monat ein Familienkino oder einen Vater-Kind-Fußball-Nachmittag anzubieten.“ Man wolle in diesem Jahr auch das Wiesenviertelfest mitgestalten.
Vergleichbarer Fall in Herdecke
Nach Angaben der Stadt hat es bislang keinen vergleichbaren Fall eines Namenswechsel bei einer Schule in Witten gegeben. Lediglich in der Nachbarstadt Herdecke sei 2015 die Grundschule Vinkenberg in „Städtische Gemeinschaftsgrundschule Hugo-Knauer“ umbenannt worden.
Auch bei Straßen sind Umbenennungen laut der Verwaltung sehr lange her. Da seien eher Namen für neue Straßen ein Thema. Da gab es zuletzt die Straßen „Steinhauser Hütte“ und „Am Puddelwerk“ auf Drei Könige sowie den „Schraerweg“ in Stockum.
In der kommenden Woche soll an der Schule zudem ein Schaukasten angebracht werden. „Die Menschen, die dort vorbeilaufen, können so sehen, was wir hier vorhaben“, sagt die Konrektorin. Spruchreif ist aber noch nichts. „Das sind alles erst einmal Ideen und wir müssen schauen, was davon wirklich umgesetzt werden kann.“ Die Namensänderung wäre aber ein erster, wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung der Schule mitten im Wiesenviertel.