Witten. Was für eine Freude: Über 200 Kinder singen und tanzen beim Groß-Projekt der Wittener Musikschule mit. Können sie das Lampenfieber besiegen?

Eigentlich sollte das Märchen-Musical „Freude“ schon vor drei Jahren aufgeführt werden. Doch dann kam die Pandemie. Am Wochenende (18./19.3.) war es dann endlich so weit: Weit über 200 Grundschulkinder sowie 55 Musikerinnen und Musiker haben eine Geschichte über die Suche nach der Freude zum Leben erweckt.

Musicalleiter und Dirigent Michael Eckelt von der Musikschule Witten betritt als erster die Bühne, dann folgen die Mitglieder des Blasorchesters „Blow“. Eine Tür am Seiteneingang öffnet sich und etwa 170 Chorkinder der Rüdinghauser Grundschule, der Gerichtsschule und der Hellwegschule strömen herein. Im voll besetzten Saal jubeln die Eltern ihren Kindern zu, winken, und viele kleine Hände erwidern die Handbewegung. Chorleiter Martin Martmöller lotst die kleinen Sängerinnen und Sänger zu einer dreistufigen Empore auf der Bühne. Alle setzen sich hin, kurz ist es totenstill.

Wittener Kulturforums-Chefin erzählt die Geschichte

Die Erzählerin des Musicals ist Jasmin Vogel, Leiterin des Kulturforums. Sie sitzt während des gesamten Stücks an der Seite der Bühne auf einer Picknick-Decke. Sie beginnt vorzulesen: „Es war einmal ein Geschäftsmann, der lebte in einem großen Haus aus Beton und Glas“.

Ganz entzückend: Die Tanzgruppe der Hellwegschule überreichte anschließend noch ein paar Blumen.
Ganz entzückend: Die Tanzgruppe der Hellwegschule überreichte anschließend noch ein paar Blumen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Lesepassagen werden immer wieder unterbrochen von schwungvollen Musikstücken. Das Orchester imponiert mit vollem Einsatz – so sehr, dass die Kinder trotz mehrerer Mikrofone anfangs alles geben müssen, damit sie klar und deutlich zu hören sind. Mit der Motivation von Martin Martmöller klappt das aber gut, denn die Chor-Kinder sind mit Begeisterung voll bei der Sache. Auch die kleinen Tänzerinnen und Tänzer von Hellweg- und Brenschenschule, die die Sänger mit ihren Aufführungen unterstützen, lassen sich vom Lampenfieber nicht aus der Ruhe bringen und wirbeln ganz zauberhaft über die Bühne.

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Botschaft des Musicals trifft ins Schwarze

Im Publikum sitzt auch Zuschauerin Theresa Koch mit ihrer Familie, ihr Sohn ist im Kinderchor dabei. „Wir wollten uns überraschen lassen von der Geschichte und sind begeistert. Ich finde es toll, was hier auf die Beine gestellt wurde, mit so vielen Kindern“, sagt die Wittenerin.

Christoph Ebel und Maria Giel spielten die Hauptrollen des Geschäftsmannes und der Frau im Märchen-Musical „Freude“. Im Hintergrund Erzählerin Jasmin Vogel.
Christoph Ebel und Maria Giel spielten die Hauptrollen des Geschäftsmannes und der Frau im Märchen-Musical „Freude“. Im Hintergrund Erzählerin Jasmin Vogel. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Botschaft des Kinder-Musicals trifft ins Schwarze, in einer Zeit, in der Krise auf Krise folgt. Denn es geht um die Suche nach dem, was wirklich zählt, in einer ausbeuterischen und materialistischen Welt. Die Figur, nur Geschäftsmann genannt, hat die Lebensfreude verloren, obwohl er erfolgreich ist und augenscheinlich alles besitzt. „Gefangen im Netz, ich könnte verzagen, wie lange kann ich das noch ertragen. Wen kann ich fragen?“, singt er.

Letzte Zutat zum Glück ist die Liebe

In seiner Verzweiflung wendet sich der Geschäftsmann an seine Kundinnen und Kunden, lockt sie mit einer Million Euro, wenn sie ihm verraten, was gegen die innere Leere hilft. Er erhält eine E-Mail, in der steht: „Willst du wieder Freude haben, dann schieb dein Spinnennetz weg, öffne die Tür und komm heraus!“.

Der kleine Solist Henry Yoon begeisterte mit seiner Geige.
Der kleine Solist Henry Yoon begeisterte mit seiner Geige. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Doch der Geschäftsmann scheint sein Haus aus Beton und Glas lange nicht verlassen zu haben. Sonnenschein und Wald machen ihm zunächst mehr Angst als Freude. Doch dann trifft er die Absenderin der geheimnisvollen E-Mail, nur die „Frau“ genannt. Sie bringt ihm bei, wieder Verbundenheit zur Natur zu empfinden und sich an den kleinen Dingen, die nicht mal Geld kosten, zu erfreuen. Denn das sei der Schlüssel für die Lebensfreude.

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Doch, natürlich, eine allerletzte Zutat fehlt noch zum Glücklichsein. Die Bühne und alle Chorkinder werden in rotes Licht getaucht, während sich der Geschäftsmann und die Frau verlieben. Zum Abschluss gibt es viel Applaus vom Publikum und noch eine letzte Zugabe. Die Lebensfreude, auch im Saalbau ist sie am Wochenende zu spüren gewesen.