Witten. Das Wiesenviertelfest hatte mal wieder einen guten Tag erwischt. Entspannte Gäste, Traumwetter – was will man mehr. So wurde im Kiez gefeiert.

Der Wiesenviertelverein hatte endlich wieder in Wittens Kreativ-Kiez eingeladen – und alle sind gekommen. Mütter und Väter mit Kindern an der Hand und im Tragetuch vor dem Bauch, Opa, Oma, Großstadt-Singles – so bunt wie das Viertel, so unterschiedlich die Gäste. Das Wiesenviertelfest ist zurück.

Veranstalter schätzen: 12.000 Besucher

Rund 12.000 Besucher, so die Schätzung von Mitorganisator Joscha Denzel, fanden am Samstag den Weg ins Wiesenviertel. „Wir sind sehr zufrieden. Die Rückmeldungen sind überwältigend positiv“, zog er bereits tagsüber eine Zwischenbilanz.

Denzel zeigte sich ganz angetan von der friedlichen, positiven Stimmung, vor allem, weil wir nach zwei Jahren Pause noch nicht wussten, was uns erwartet“. Der bestmögliche Fall ist eingetreten“. Das neue Konzept sei aufgegangen, mehr Freiräume, aber auch Rückzugsorte für die Besucher zu schaffen.

Einmal mehr zieht sich die Festmeile an Wiesenstraße, Steinstraße und am Humboltplatz entlang. Die Veranstalter hatten sich nach der zweijährigen Pandemiepause vorgenommen, das Fest zu entzerren. Auf den Straßen und Hinterhöfen sollten kleine Welten entstehen. Und statt einer großen Bühne auf der Wiesenstraße wird der Humboldtplatz bespielt. Eine zweite, kleinere Bühne findet aber auch auf der Wiesenstraße in Höhe des Raum-Cafés Platz, wo etwa über die Zukunft der Innenstadt diskutiert wird.

Um diese Trommlerinnen und Trommler hat sich schnell eine Schar interessierter Zuhörer gebildet.
Um diese Trommlerinnen und Trommler hat sich schnell eine Schar interessierter Zuhörer gebildet. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka
Mit Hund und Teppich: Familie Behler chillt auf dem Humboldtplatz, wo diesmal eine große Bühne steht. .
Mit Hund und Teppich: Familie Behler chillt auf dem Humboldtplatz, wo diesmal eine große Bühne steht. . © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Manche Anwohner haben einen Teppich vor ihrer Haustür ausgerollt und einen Sessel drauf gestellt – fertig ist das Open-Air-Wohnzimmer. Kleine Stände, zumindest gefühlt etwas weniger als in Vor-Corona-Zeiten, säumen den Weg. Das Angebot reicht von handgefertigten Tassen und Schalen über Kräuter und Kissen bis zum Info-Stand der „Foodsharing“-Initiative.

Olivenöl griechischer Kleinbauern bietet zum Beispiel Petros Voreinos an. Unterm Strich ist er zwar einigermaßen zufrieden. Doch die Nachfrage hätte gerne etwas größer hätte ausfallen können. Mila aus Wetter bietet an ihrem Stand neben Stofftaschen, Mineralien und Kristallen handgemalte Ornamente zum Preis „Zahle, was Du kannst“ an, die Frauke auf die Haut aufträgt. Die Nachfrage ist so groß, dass sie kaum eine Pause machen kann. Im Schnitt geben ihr die Kunden zehn Euro. Handwerk würde gut laufen, Kunst dagegen weniger, so die Einschätzung der kreativen Frauen.

Bunte Schilder weisen den Gästen den richtigen Weg.
Bunte Schilder weisen den Gästen den richtigen Weg. © Zabka

Natürlich spielen Essen und Trinken wieder eine Hauptrolle. Das Knut’s bietet seine Burger diesmal direkt an einem Verkaufsstand vor dem Lokal an. Dort will die Schlange gar kein Ende nehmen. Auch in der Streetfoodmeile Steinstraße/Humboldplatz stauen sich die Hungernden, etwa vor dem Stand mit vegetarischem Dönerchicken. Gefragt sind auch die edlen Tropfen am Schmits, der neuen Weinbar in der Wiesenstraße. Und das Bier fließt natürlich in Strömen.

Ein besonderer Hingucker sind auch zwei Stelzenläufer, die verkleidet durch die Gästeschar laufen. Die Kinder kommen ebenfalls auf ihre Kosten, zum Beispiel bei Schminkaktionen.

Überall sieht man zufriedene Gesichter. „Wir treffen viele Leute hier, es wird eine Menge angeboten und über die Jahre ist das Fest immer größer geworden“, freut sich Clara (26), die im normalen Leben bei der Lebenshilfe und im Maschinchen Buntes arbeitet. Sie schaut sich im Hinterhof zwischen der Steinstraße 13 und 15 um, wo die Besucher laute Techno-Musik erwartet und zum Tanzen anregt. Aufgeschütteter Sand, Liegestühle und eine Strandbar sorgen für Beachparty-Atmosphäre.

Im Wiesenviertel fließt die Energie – und das Wasser: Miriam (30) und Viktoria (18 Mon) füllen eine Gießkanne am Brunnen in der Wiesen-/Ecke Casinostraße.
Im Wiesenviertel fließt die Energie – und das Wasser: Miriam (30) und Viktoria (18 Mon) füllen eine Gießkanne am Brunnen in der Wiesen-/Ecke Casinostraße. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Mit „Action, Entspannung, family und friends“ bringt Besucher Christian Jaeger sein Wiesenviertelgefühl auf den Punkt. „Solche Feste wie das Wiesenviertelfest oder die Tafelmusik sind sehr wichtig für die Ruhrstadt“, sagt der Städteplaner aus Witten, der im fernen Bremen seine Brötchen verdient.

Leckeres Essen gehört zum Wiesenviertelfest dazu: Hier lässt es sich Familie Winkelmann am Straßenrand schmecken.
Leckeres Essen gehört zum Wiesenviertelfest dazu: Hier lässt es sich Familie Winkelmann am Straßenrand schmecken. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Eine neue Bühne nutzt auch das „Theatre ad Absurdum“ für seine Hinterhofkonzerte. Laute Musik, die nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine geht, schallt ebenfalls über den Humboldtplatz. Der Auftritt der Band „Tropical Ltd.“ kommt so gut an, dass die Musiker nicht um eine Zugabe herumkommen. Abgelöst werden sie schließlich von „Horst Wegener“, die bis 22 Uhr den fantastischen Rausschmeißer auf dem vollen Platz geben. Schade, dürften viele denken, dass so pünktlich Schluss ist. Offiziell zumindest. Vor und in den Kneipen geht die Party bis in den späten Abend weiter.