Witten. Der Umbau des Wittener Bahnhofs ist fast abgeschlossen. 2020 ziehen neue Mieter rechts in die Eingangshalle – und die sind anders als erwartet.
Vor fast genau neun Jahren haben die beiden Wittener Markus Bürger und Radomir Zecevic das Bahnhofsgebäude gekauft und seitdem Stück für Stück sanieren lassen. Jetzt sind sie auf der Zielgeraden. Auch für die schon lange brachliegende rechte Seite der Eingangshalle wurden nun Mieter gefunden. Seit Mitte Oktober läuft der Innenausbau dieser insgesamt rund 300 m² großen Fläche.
„Sehr froh“ sei er, nun alle Flächen vermietet zu haben, sagt Bürger. Verabschieden musste er sich allerdings von der Idee, dort Handel oder Gastronomie prominent zu platzieren. Es geht um die Seite, wo früher Bäcker Büsch und die Radstation waren. Die neuen Mieter in der 1a-Lage hinter der langen Glasfront sind ab Januar 2020 ein Dienstleister und eine Kommunikationsagentur. Die Hilfsorganisation „der assistenzdienst“ aus Köln etwa, die persönliche Assistenten für Menschen mit Behinderung vermittelt und ins Ruhrgebiet expandieren will.
Für den Ausbau der rechten Seite haben die Investoren auf neue Mieter gewartet
Der zweite neue Mieter, die Werbeagentur „tenolo“, zieht vom Bochumer Exzenterhaus in die ehemalige, rund 230 m² große Bahnhofsvorsteher-Wohnung im zweiten Obergeschoss des Anbaus. Dort war bislang die Agentur „Markenkultour“ untergebracht. Sie wird ab Januar ebenfalls auf die rechte Seite der Eingangshalle ziehen. Markenkultour-Chef Marc Mommert gehört wie die Bahnhofsbesitzer Bürger und Zecevic zum Führungsteam der Time-Trax-Group, eine Kommunikationsagentur.
Lange ruhten die Arbeiten in diesem prominenten Teil der Bahnhofshalle, wenngleich 2017 etwa schon die Fenster erneuert wurden. „Es war für uns wichtig, erst final Mieter zu haben“, sagt Markus Bürger. So könnten nun auch deren Wünsche und besonderen Erfordernisse in die Umbauten einfließen. Die 300 Quadratmeter sind bereits komplett entkernt. Nun folgt der Innenausbau, also etwa Heizung und Elektronik. „Das wird alles neu aufgebaut“, sagt der Investor.
Die beiden Büro-Einheiten sollen nach dem Umbau mit Holzböden, hohen Decken und freiliegenden Heizungsrohren Loft-Charakter verströmen. In einer Nische soll eine alte Zug-Sitzgarnitur ihren Platz finden. Dabei will der Unternehmer die ursprüngliche Gebäudestruktur, den „Zauber des Hauses“, erhalten. Insgesamt drei Millionen Euro haben die beiden Eigentümer dann in die Sanierung des historischen Gebäudes aus dem Jahr 1901 gesteckt.
Noch im Sommer 2018 schien es, als würde ein Lebensmittelgeschäft ins Bahnhofsgebäude ziehen. Gescheitert sei die Ansiedlung, weil dessen Interessen mit schon vorhandenen Mietern teilweise kollidiert wären, so Bürger. Insgesamt sei die Vermarktung der Flächen – insbesondere für den Einzelhandel – am Anfang sehr schwierig gewesen, räumt er ein. Für ihn eine vertane Chance.
„Der Einzelhandel hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, um sich günstig zu platzieren“, findet der Ur-Wittener. Was er damit meint? „Durch den Internethandel stirbt die Innenstadt. Aber die rund 14.000 Fahrgäste, die hier am Tag durch die Halle gehen, die bleiben.“
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Aber auch mit seinen neuen Mieter ist er zufrieden. „Wichtig war, dass sie das Konzept mittragen“, sagt Markus Bürger. Denn in „seinem“ Bahnhof stecke auch viel Herzblut. Mit dem Einzug der zwei neuen Mieter sei das Projekt „Bahnhof“ dann abgeschlossen. Allerdings nur, was das Gebäude selbst angeht.
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Im kommenden Jahr will dann die Deutsche Bahn mit ihrem Umbau der Gleise starten, um den Bahnhof fit für den neuen Rhein-Ruhr-Express, den RRX, zu machen. Dafür werden die Bahnsteige von 185 auf 215 Meter verlängert. Bahnsteig 1/2 wird von 96 auf 76 Zentimeter abgesenkt, um einen barrierefreien Einstieg in die Züge zu ermöglichen.
Auch das Bahnsteigdach, die Bahnsteigausstattung sowie die vorhandenen Treppen und Rampen sollen erneuert werden. Der Umbau dauert nach Auskunft der Bahn rund neun Monate. Wann die Arbeiten genau beginnen, steht noch nicht fest. Sicher ist nur: Ab Dezember 2020 wird der RRX in Witten einrollen. Bis dahin muss die Bahn die „Anfahrbarkeit sicherstellen“. Restarbeiten könnten sich aber noch länger ziehen.