Witten. Erst sanierte Markus Bürger den Wittener Hauptbahnhof, nun kaufte er den Wuppertaler. Dafür ersteigerte er eine historische Schwebebahn bei Ebay.

Markus Bürger hat ein Faible für denkmalgeschützte Gebäude. In Witten brachte er bereits die Villa Lohmann (ehemals Standesamt), das Rathaus der Medizin in Herbede und den Hauptbahnhof auf Vordermann. Vor allem mit dessen Sanierung empfahl sich der Wittener für Höheres: Bürger hat das historischen Empfangsgebäude des Wuppertaler Hauptbahnhofs gekauft und will ihm mit 14 Millionen Euro neues Leben einhauchen.

„Das ist, als würde im DFB-Pokal TuS Heven gegen Bayern München gewinnen“, freut sich Markus Bürger darüber, dass er den Investorenwettbewerb für das prägende Gebäude in der Elberfelder Innenstadt gewonnen hat. Mit seinen Ideen hat er sich gegen internationale Investmentfirmen durchgesetzt. Letztlich tritt Markus Bürger als „One-Man-Show“ an, mit dem Wittener Architekturbüro Frielinghaus Schüren an seiner Seite. Das Büro mit Sitz an der Ruhrstraße hat auch schon Bürgers Wittener Projekte umgesetzt.

Markus Bürger 2019, während des Umbaus des Wittener Hauptbahnhofs.
Markus Bürger 2019, während des Umbaus des Wittener Hauptbahnhofs. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Bahn ließ Gründerzeitbau verrotten

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Das Wuppertaler Empfangsgebäude ist eines der ältesten Bahnhofsgebäude in einer deutschen Großstadt und das letzte, das die Deutsche Bahn zum Verkauf angeboten hat. Sie hat den Gründerzeitbau regelrecht verrotten lassen, während die Stadt das Umfeld in den vergangenen Jahren runderneuerte. Sie finanzierte auch eine unterirdische Einkaufsmall, die an den Bahnhof angeschlossen ist.

Der Clou: Ein historischer Schwebebahn-Waggon hängt in einem Verbindungsbau – der Eingang zum neuen Wuppertaler Hauptbahnhof.
Der Clou: Ein historischer Schwebebahn-Waggon hängt in einem Verbindungsbau – der Eingang zum neuen Wuppertaler Hauptbahnhof. © Frielinghaus Schüren

Trotzdem führen viele Laufwege über den Bahnhofsvorplatz und durch das von Leerständen geprägte Empfangsgebäude. 60- bis 65.000 Fahrgastbewegungen habe der Wuppertaler Bahnhof pro Tag, sagt Bürger, Tendenz steigend. Auf der Erdgeschossebene sollen Gastronomie, Einzelhandel einziehen, in die Obergeschosse Büros und Praxen im Loft-Stil. Über den Kaufpreis schweigt der Investor. Obwohl das Wuppertaler Gebäude deutlich größer als das Wittener ist, glaubt der 49-Jährige, dass das Bauvorhaben leichter umzusetzen sei und die Vermietung einfacher werde.

Bauministerin zeigt sich begeistert

„Der Wuppertaler Bahnhof ist schon jetzt positiv besetzt. Witten war dagegen eine Herausforderung“, sagt er. Denn der galt bekanntlich als heruntergekommenes Gebäude, durch das man „musste“, um den Zug zu erreichen. Dass die beiden Wittener Markus Bürger und Radomir Zecevic 2010 den Kaufvertrag unterzeichneten, überraschte viele. Gemeinsam betreiben sie die Event- und Promotion-Agentur Time Trax an der Ruhrstraße.

Insgesamt drei Millionen Euro steckten sie in das Wittener Projekt. Anfang 2020 war der Umbau abgeschlossen – und fand überall höchste Anerkennung. Bauministerin Ina Scharrenbach lobte das Gebäude als „Paradebeispiel für andere Standorte in Nordrhein-Westfalen“. Dieses Referenzobjekt habe wohl auch in Wuppertal überzeugt: „Wir haben das mit Herzblut entwickelt und dieser positive Fingerabdruck wurde gesehen“, sagt Markus Bürger.

Schwebebahn-Waggon bei Ebay ersteigert

Was allerdings alle Konkurrenten im Auswahlverfahren ausstach, ist eine Idee aus Witten. Ebenso wie hier die historische Lok „Friedrich“ als Sympathieträger in der Eingangshalle steht, wird es in Wuppertal der Wagen einer Schwebebahn sein, ein Waggon im Look des „Kaiserwagens“ von 1950. Er hängt dann in einem gläsernen Verbindungstrakt zwischen zwei Gebäuden. „Wir hatten das Konzept schon fertig, aber es fehlte das i-Tüpfelchen“, sagt Markus Bürger. „Dann habe ich bei Ebay den Wagen entdeckt.“

Zum Besitz zählt eine Insel

Markus Bürger hat sich nicht nur besondere Gebäude gekauft, sondern auch ein ungewöhnliches Freizeitdomizil: 2020 erwarb er eine Insel in der Ruhr, gegenüber dem Campingplatz Steger. Ältere Wittener kennen sie als „VEW-Insel“.

Der frühere Energieversorger hatte die Ruhrinsel 1929 erworben. Sie gehörte lange Zeit zum wenige hundert Meter flussabwärts gelegenen Wasserkraftwerk Hohenstein. Nach der Fusion mit der RWE AG im Jahr 2000 gehörte die Insel RWE, seit 2019 dann dem Energiekonzern Innogy. Dieser hatte sie zum Verkauf angeboten.

Es gab sechs weitere Mitbieter, aber der Wittener hatte Glück (und das nötige Geld). Den Schwebebahn-Waggon kaufte er, noch bevor das Konzept überhaupt eingereicht war. Was hätte er denn damit gemacht, wenn er nicht den Zuschlag erhalten hätte? „Ich hätte mir den Wagen in den Garten gestellt. Als Bar.“