Witten. Zum dritten Mal hat Verdi am Freitag den Nahverkehr in Witten lahmgelegt. Wie sich zeigt, sind die allermeisten inzwischen gut drauf vorbereitet.

Wieder stehen Busse und Straßenbahnen in Witten still, diesmal kurz vorm Wochenende und nicht wie zuletzt zweimal an einem Dienstag, Die Auswirkungen sind dieselben. Gerade Schüler und Pendler müssen zusehen, wie sie ihr Ziel am frühen Freitagmorgen erreichen. Verdi-Warnstreik, die dritte.

Schulkinder in Witten klettern aus großen SUV’s

Auf den inneren und äußeren Ausfallstraßen herrscht kurz nach sieben Uhr deutlich mehr Verkehr, das sieht man schon in der Innenstadt. Vorm Schiller-Gymnasium stauen sich die Fahrzeuge, Kinder klettern auf dem Parkplatz an der Gedächtniskirche aus dicken SUV’s. Manchmal sind es gleich drei oder vier Schülerinnen und Schüler, die aussteigen. Immerhin, das sieht nach Fahrgemeinschaft aus. Die Eltern-Taxis haben Hochkonjunktur. Auch nach dem Schellen um 7.40 Uhr treffen noch Nachzügler ein.

Auf der Ruhrstraße ist viel los, die Pendler verlassen die Stadt oder fahren hinein. Der Verkehr auf dem Ring um die Innenstadt – Ardeystraße, Dortmunder Straße, Ruhrdeich – ist ebenfalls dichter als sonst. Was bleibt auch außer dem Auto, wenn kein Bus und keine Straßenbahn fährt? Nun, einige Schüler und Berufstätige sind aufs Fahrrad gestiegen. Tapfer trotzen sie der Kälte.

Kaum einer wartet am Busbahnhof in Witten

Auf ihn ist Verlass: Der 371er Richtung Uni/Stockum fährt trotz des Warnstreiks wie immer nach Fahrplan.
Auf ihn ist Verlass: Der 371er Richtung Uni/Stockum fährt trotz des Warnstreiks wie immer nach Fahrplan. © Augstein

Am Busbahnhof sieht man nur vereinzelt Menschen, die warten und immer wieder aufs Handy schauen. Denn ein bisschen geht ja immer was, obwohl diesmal beide Verkehrsunternehmen bestreikt werden, neben der zum dritten Mal betroffenen Bogestra auch die Verkehrsgesellschaft EN (VER). Letztere schickt trotzdem ein paar Busse auf die Straße, die „fremde“ Fahrer von Privatunternehmen wie Killer oder Groeger Reisen steuern.

Der 371er zur Uni Witten/Herdecke und nach Stockum sowie Dortmund Oespel wirkt mit seiner leuchtenden Nummer fast wie ein Fels in der Brandung. Einsam steht er da am Busbahnsteig. Seit dem ersten Verdi-Warnstreik fährt der weiße Bus unbeeindruckt nach Fahrplan. Dafür bekommt er diesmal auch fast die gesamte digitale Anzeigentafel am ZOB. Da er alle 15 Minuten fährt, sind allein sieben Fahrten mit Uhrzeit aufgeführt.

Die VER-Linien 371, 592 und SB 38 fahren

Dazwischen verschwinden fast die ebenfalls von der VER eingesetzten Linien 592 nach Wetter und SB 38, der zumindest eingeschränkt Ennepetal und Hattingen anfährt. Ansonsten aber strömen alle anderen an diesem Morgen Richtung Zug. Denn die Bahn streikt ja nicht. Oder zum Taxi-Stand. Dort stehen um halb acht nur zwei Autos. Der Verdi-Warnstreik scheint das Geschäft anzukurbeln. Bis Mitternacht dauert der Warnstreik, der auch den Verkehr in vielen anderen Ruhrgebietsstädten lahmlegt.

Nur eine Linie, der 371er, bestimmt die digitale Anzeigentafel am Busbahnhof in Witten. Dazwischen verschwinden fast der 592er und der SB 38.
Nur eine Linie, der 371er, bestimmt die digitale Anzeigentafel am Busbahnhof in Witten. Dazwischen verschwinden fast der 592er und der SB 38. © Augstein

Verdi will den Druck auf die kommunalen Arbeitgeber nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden erhöhen. Ende März kommen beide Tarifparteien wieder zusammen. Der dritte Ausstand an diesem Freitag dürfte also noch nicht der letzte gewesen sein.

Achtung: Gegen Nachmittag muss wieder mit einem starken Verkehrsaufkommen gerechnet werden, wenn die Pendlerinnen und Pendler auf dem Rückweg sind. Wer kann, sollte gerade die Hauptrouten meiden, etwa die Ruhrstraße Richtung Bommern, ein bekanntes Nadelöhr, oder die Husemannstraße, gerade in Richtung Dortmunder Straße. Viele dürften aufatmen, wenn endlich das Wochenende anfängt.