Witten. Das Land NRW hat die Pendlerstatistik für das Jahr 2019 veröffentlicht. Wohin fahren die Wittener und wann wird es auf den Straßen richtig voll?
Raus aus der Stadt, um Geld zu verdienen: Im vergangenen Jahr verließen laut „Pendleratlas NRW“ über 26.800 Menschen Witten, um zu ihrem Arbeitsplatz zu fahren. Über 5660 Pendler zieht es täglich nach Bochum. Die Zahl der „Auspendler“ ist im Vergleich zu 2018 (26.159) noch einmal angestiegen. Auch im vergangenen Jahr pendelten mehr Menschen aus der Stadt heraus als hinein.
Über 21.850 Menschen wohnen und arbeiten in Witten. Fast 22.500 Pendler fahren jeden Tag in die Stadt, um dort ihr Geld zu verdienen. Welche Firmen und Branchen locken sie an? „Eine große Anziehungskraft haben die größten Arbeitgeber“, sagt Henning Fort vom Planungsamt. Ein Teil der „Einpendler“ arbeitet beim Baustoffhersteller Ardex, den Deutschen Edelstahlwerken (DEW), beim Einrichtungshaus Ostermann oder bei Amazon.
Stadtzentrum in Witten lockt die meisten Pendler an
Da Gewerbe und Industrie in Witten sehr innenstadtnah liegen, ziehen vor allem das Stadtzentrum und die direkte Umgebung viele Pendler an. „Die Gewerbe- und Industriegebiete sowie die wesentlichen Dienstleistungszentren in der Innenstadt und den Stadtteilzentren bieten die meisten Arbeitsplätze“, sagt Fort.
Wo viel gependelt wird, kann es in den Stoßzeiten auch sehr voll werden. Die Hauptverkehrszeit in Witten liegt morgens zwischen sechs und neun Uhr – abends fahren die meisten zwischen 15 und 19 Uhr nach Hause. Am vollsten wird es laut Planungsamt in diesen Zeiten zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr sowie zwischen 16.30 und 17.30 Uhr.
Auf den Wegen zur Autobahn wird es im Berufsverkehr voll
In Witten spiegelt sich das vor allem auf den Straßen wieder, die den Verkehr von und zur Autobahn regeln. In der „Rush Hour“ kann es wegen des Berufsverkehrs, der die Hauptverkehrszeiten vorwiegend ausmacht, etwa auf der Dortmunder, Bochumer oder Wittener Straße zu der einen oder anderen Blechlawine kommen. Aber auch auf innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen kann es voll werden. So müssen die Wittener zum Beispiel auf der Crengeldanz-, Ardey-, Ruhr-, Husemann- oder auch der Pferdebachstraße viel Geduld aufbringen.
Die meisten Pendler nutzen also immer noch das Auto. 52 Prozent als Fahrer, elf Prozent machen es sich bequemer und steigen als Mitfahrer in einen Pkw. Der Anteil der Menschen, die in Witten mit dem öffentlichen Personennahverkehr zur Arbeit fahren, liegt bei 15 Prozent. 18 Prozent gehen zu Fuß, fünf Prozent schwingen sich aufs Fahrrad. Diese Daten beziehen sich allerdings auf alle Wege, die täglich zurückgelegt werden – also nicht nur auf den Arbeitsweg. Da dieser aber rund 42 Prozent aller Wege ausmacht, kann das auch auf den Berufsverkehr in der Ruhrstadt übertragen werden.
Pendlerzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich
Die meisten zieht es nach Bochum
Von den 26.838 Wittenern, die jeden Tag in eine andere Stadt zur Arbeit fahren, arbeiten 5661 in Bochum, 5222 in Dortmund und 1712 in Hagen. Dies sind die Top-3-Städte der Wittener Pendler.
Bei den Menschen, die von außerhalb nach Witten kommen, um zu arbeiten, sieht es ähnlich aus. Aus Bochum kommen 4449 Pendler, aus Dortmund 4189. Platz drei belegt Wetter, von dort kommen 1381 Menschen täglich nach Witten.
In ganz NRW pendeln 4,8 Millionen der 9,3 Millionen Erwerbstätigen in eine andere Stadt.
Können Pendlerdaten bei der Planung von Straßen in der Stadt helfen? „Wir wollen natürlich eine möglichst hohe Leistung der Verkehrsanlagen erreichen“, sagt Henning Fort vom Planungsamt. Sprich: Die Verkehrserhebungen und Berechnungen spielen bei der Planung der Straßen in Witten eine wichtige Rolle. Gleichzeitig müsse aber auch abgewogen werden, welche Flächen überhaupt zur Verfügung stehen und inwieweit es örtlich bauliche Einschränkungen gibt.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Pendler kontinuierlich gestiegen – bei denen, die nach Witten kommen und bei denen, die die Stadt zum Arbeiten verlassen. Arbeitsplatz-Verluste durch die Corona-Pandemie, mehr Homeoffice und sinkende Einwohnerzahlen können aber daran zweifeln lassen, dass sich dieser Trend auch bei der Pendlerstatistik 2020 weiter fortsetzen wird.