Witten. Party am Hauptbahnhof und in der Trampolinhalle: Witten kann auch ein bisschen Rosenmontag. Sogar zwei kleine Umzüge gab’s in der Stadt.
Das hat Tradition: Am Rosenmontag steppt im Hauptbahnhof Witten der Bär. Zumindest eine halbe Stunde lang. Denn dort trifft sich am Vormittag alles, was Richtung Rheinland will, meist zum Umzug in Düsseldorf. Diesmal lassen die Jecken aber lange auf sich warten. Die meisten stürmen erst kurz vor Abfahrt den Bahnsteig. Doch dann sind es immerhin um die 100. Verkleidet und gut gelaunt.
Wer früh da ist, wundert sich, dass noch nicht viel los ist. Tomas zum Beispiel. „Wo sind die ganzen Leute?“, fragt der 26-Jährige in die Runde. Okay, ein paar leere Likörfläschchen liegen schon am Boden. Aber sonst sei um diese Zeit der Bahnsteig rappelvoll gewesen. „Man kam kaum durch.“
Wittener Affenbande hat sogar Bananen im Gepäck
Jetzt ist er mit seiner Truppe fast allein. Immerhin sind sie zu sechst. Vier Jungs, zwei Mädels: außer Tomas noch Alexander (25), Marlon (26), Max (25), Jasmin (23) und Svenja (27). Im warmen Affenkostüm trotzen sie dem doch recht frischen Wind. Klar, dass es auf dem Bahnsteig zugig ist.
Sie haben sogar Bananen dabei. Ein paar Vitamine können nicht schaden. Svenja trägt überm Pelz ein rosa Röckchen und auf dem Haupt ein kleines Krönchen. „Ich wäre gerne als Prinzessin gegangen. Aber die anderen wollten nicht.“
Bernd hat komplett aufs Kostüm verzichtet. Das Bier schmeckt aber schon. Er ist mit seiner Schwester Bärbel endlich wieder unterwegs nach Düsseldorf. „Wir haben das so vermisst in den vergangenen beiden Jahren“, sagt die 60-Jährige, die ein Kätzchen-Outfit trägt. Auch Nadine (27) und noch eine Svenja (23) freuen sich auf Rambazamba am Rhein. Um Nadines Beine flattert ein pinkfarbenes Flamingo-Federkleid. Ihre Freundin geht als Pippi Langstrumpf: mit bunter Schürze und Sommersprossen.
Kurz vor der Abfahrt steigt die Stimmung auf dem Bahnsteig in Witten
Eindrucksvoll gekleidet kommt Niklas daher. Der 25-Jährige trägt Turban und dazu einen glanzvollen Anzug. Mit einem Kollegen habe er sich für das Sultan-Kostüm entschieden. Leider hatte der Kumpel dann doch keine Zeit. Dafür sind Winnie (26) als Harry Potter und Malte (25) mit Tarnhose dabei. „Es ärgert mich, dass es heute so leer hier ist“, sagt Malte. Er sei an Weiberfastnacht in Köln gewesen. „Da war Ausnahmezustand.“ Nun ja, Witten ist eben nicht Köln. Deswegen fahren sie heute ja auch nach Düsseldorf.
In zehn Minuten kommt der RE 4. Mittlerweile steigt die Stimmung auf dem Bahnsteig. Die Affenbande hat nicht nur Bananen, sondern auch Musik dabei. Irgendwer singt gerade von Wodka und Polka. Claudia, einen großen Koffer neben sich, beobachtet das bunte Treiben fasziniert.
Die 59-Jährige hat gerade ihre in Witten studierende Tochter besucht und ist jetzt auf dem Rückweg nach Stuttgart. „Bei uns heißt das ja Fasching“, erklärt sie. Und erzählt, dass sie kürzlich eine Sitzung des Kölner Karnevals besucht hat. „Das war total toll.“ Ihr Kostüm: „Indianerin“, sagt sie und lächelt: „Darf man das noch?“
Luftschlangen in der Bahnhofsbäckerei
Cowgirls und -boys gibt es jedenfalls auch hier am Bahnhof. Außerdem Giraffen, Schmetterlinge, Polizistinnen, Bienen, Zwerge, ein Krümelmonster. Als der Zug ziemlich pünktlich einfährt, stürmen sie alle hinein. Es wird voll im Wagen. Dazwischen passt kaum noch der mitgebrachte Kasten Bier. Zurück bleiben ein paar leere Verpackungen. Verschwunden ist mittlerweile auch „Bruder Stefan“, der in der Unterführung Musik gemacht hat, um ein paar Cent zu verdienen.
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In der Bahnhofsbäckerei sitzt Uwe bei Kaffee und Brötchen. Ohne Kostüm. Als Kind habe er sich immer gewünscht, dass es in Witten einen richtigen Umzug gibt. Heute, mit 62, brauche er das nicht mehr. Ihm reichen die Luftschlangen, mit denen Laura, Julia und Mirjam die Auslage bei Büsch dekoriert haben. Alle drei tragen bunte Deko im Haar und Herzchen auf den Wangen.
OGS der Gerichtsschule und Kita Kreisstraße unterwegs
Zurück in der Bahnhofstraße, tönt plötzlich auch dort Karnevalsmusik durch die Fußgängerzone. Der Offene Ganztag (OGS) der Gerichtsschule ist mit dem Bollerwagen unterwegs. „Das machen wir schon lange so“, sagt Vize-Leiterin Deniz Ayaz. Auf dem Rathausplatz lässt sie später noch Kamelle regnen. Auch die Kita Kreisstraße hat am Vormittag erstmals nach Corona wieder einen kleinen Zug durch die Gemeinde unternommen.
Wer sich am Rosenmontag sportlich betätigen und trotzdem nicht auf Verkleidung verzichten will, ist am Nachmittag in der Trampolinhalle am Mewer Ring richtig. Dort hat Jump XL zur großen Karnevalsparty eingeladen. Eine halbe Stunde nach dem Start ist die Bude rappelvoll. Hier kann man hüpfen, bis die Kostümnaht platzt. Sollen die anderen doch nach Düsseldorf fahren.
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